Marcel Noebels trat mit einer Schale Nudeln aus der Kabine in der Kölner Arena. Obwohl sie noch gut gefüllt war, kam der Stürmer der Eisbären nicht mehr dazu, sich weiter zu stärken. Nach dem zweiten 7:0-Sieg gegen die Haie hintereinander, der in Form von tiefen Rissen in der Eishockey-Unterwäsche sichtbare Spuren hinterlassen hatte, war es ihm ein Anliegen, dieses sportliche Fast-Meisterstück richtig einzuordnen.
„Es ist wichtig, dass wir nicht vergessen, dass es am Freitag wieder bei null losgeht. Wir haben einen wichtigen und großen Schritt gemacht, aber der letzte ist immer der schwerste“, sagte er. „Ich glaube, dass Köln mit dem Rücken zur Wand noch mal alles reinschmeißt, mit allen Kräften und mit allen Mann versucht, die Serie noch mal nach Köln zu holen.“
Allerdings wirkte die ganze Szenerie in Deutschlands größter Arena mit 18.600 Plätzen wie Eishockey-Aschermittwoch. Von der anfänglichen Partystimmung war schon ab dem zweiten Drittel nicht mehr viel zu spüren, als das nächste Debakel in seiner Heftigkeit noch gar nicht richtig abzusehen war. Anstatt selbst zu Helden wie all jene zu werden, deren Trikots unter dem Hallendach hängen, wird die aktuelle Finalgeneration regelrecht vorgeführt.
Unter Uwe Krupp wirkten die Haie über Jahre gehemmt
„Auf Wiedersehen im Haifischbecken“ stand zu später Stunde auf vielen LED-Displays, die an vielen Wänden der Arena angebracht sind. Nach vier Auftritten wirken die Haie aber regelrecht zahnlos. Und wer weiß, wann die nächste Chance besteht, wieder um einen Titel zu spielen. Seit 2014, als man am ERC Ingolstadt gescheitert war, reichte es nicht mehr für eine Finalteilnahme. Unter Trainer Kari Jalonen wurde das Potenzial des Kaders erstmals seit Jahren wieder freigelegt, nachdem das Team unter Uwe Krupp über Jahre regelrecht gehemmt spielte.
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Die Mienen und die Körpersprache der Kölner, die nach dem Umziehen in Richtung Ausgang stapften, wirkten auch nicht so, als würden sie selbst daran glauben, den Eisbären die geplante Meisterparty am Freitagabend (19.30 Uhr, Magentasport und DF1) vermasseln zu können. Tobias Ancicka, Louis-Marc Aubry, Alexandre Grenier oder Parker Tuomie – sie alle haben eine Berliner Vergangenheit und müssen mit ihrem Team einsehen, dass ihr alter Arbeitgeber unter Serge Aubin zu einer Play-off-Maschine geworden ist.
Nach dem ganzen Support, den wir seit Jahren haben, ob in guten oder schlechten Zeiten, wäre es schön, den Pokal vor unserer Hartmut-Nickel-Kurve hochzuheben.
Marcel Noebels, Stürmer der Eisbären
Der Serienstand von 1:3 nach vier Spielen offenbart längst nicht die Verzweiflung, mit der die Haie zu kämpfen haben. Eine Bilanz von 0:14 in zwei Spielen oder 3:20 in allen Partien ist natürlich ein Desaster. „Berlin spielt mit vier Reihen konsequent den Stiefel runter“, sagte der Kölner Kapitän Moritz Müller. „Sie machen nichts Besonderes, aber das ist das Gute. Alle machen das gleich gut.“
Selten war ein Team in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) derart gut besetzt. In der vierten Reihe bot Trainer Serge Aubin das Trio Noebels, Zach Boychuk und Manuel Wiederer auf. Sie alle haben bereits drei, beziehungsweise zwei Titel mit den Eisbären gewonnen. „Nominell weiß man gar nicht, wer bei uns erste und wer vierte Reihe ist“, sagte Noebels. Wiederer selbst sprach auf Magenta von der „besten vierten Reihe aller Zeiten“.
Eisbären holten 2021 zu Hause den Titel, aber ohne Fans
Müller hat die Energie als wesentlichen Faktor ausgemacht, der seinen Haien fehlt. Er meinte den Schub, den ein eigener Treffer freisetzen kann. Doch genau das ist das Problem. Die Haie finden einfach kaum einen Weg, das Bollwerk aus Berliner Verteidigung und Torwart Jake Hildebrand mit seiner Play-off-Fangquote von 96,7 Prozent zu knacken. 120 Minuten oder sechs Drittel ohne Tor sind natürlich ein Desaster.
„Unsere Stürmer machen großartige Arbeit nach hinten. In den letzten Meisterschaften hatten wir auch nicht viele Gegentore in den entscheidenden Spielen bekommen“, sagte Noebels. „Wir spielen immer so, dass wir hinten nichts reinkriegen, weil wir genug Skill haben, um vorne Tore zu machen zu jedem Zeitpunkt. Ich freue mich sehr für Jake, er ist ein großartiger Mensch.“
2013, als sich die Eisbären und die Haie ebenfalls in einer Finalserie duelliert hatten, konnten sich die Berliner zum letzten Mal richtig in der eigenen Arena feiern lassen. 2021 durften aufgrund der Coronapandemie keine Fans dabei sein. 2023 und 2024 machten sie auf fremdem Eis alles klar.
„Auch hier ist es schön, weil es nah an meiner Heimat ist. Die Unterstützung durch die Familie und mein Kind war noch nie so groß“, sagte der Rheinländer Noebels. „Aber Freitag wäre natürlich besonders. Nach dem ganzen Support, den wir seit Jahren haben, ob in guten oder schlechten Zeiten, wäre es schön, den Pokal vor unserer Hartmut-Nickel-Kurve hochzuheben.“