Ein klassischer epileptischer Anfall ist beängstigend: Der Patient ist bewusstlos, er oder sie zuckt am ganzen Körper, schlägt mit großer Kraft um sich, blutiger Speichel kann aus dem Mundwinkel tropfen.
Angehörige kennen diese Anfälle und wissen, wie sie eingreifen können. Andere sind hilflos und verängstigt. Aber was ist zu tun?
Oft verletzen die Patienten sich selbst, vor allem am Kopf, wenn der beim Anfall auf einen harten Untergrund aufschlägt. Man kann eine weiche Unterlage wie Mantel, Jacke oder Decke unter den Kopf legen.
Aber Vorsicht: Es besteht die Gefahr, als Helferin oder Helfer selbst verletzt zu werden. Die oder der Betroffene schlägt nämlich mit „übermenschlicher“ Kraft um sich – und kann auch unbewusst zugreifen. Halten Sie Arme und Beine des Krampfenden niemals fest: Sie könnten sich und sie oder ihn verletzen.
Es ist hilfreich, sich die Uhrzeit bei Beginn der Krämpfe präzise zu merken.
Magnus Heier, Kolumnist
Es hält sich hartnäckig das falsche Gerücht, man solle einen weichen Gegenstand – etwa ein Portemonnaie – in den Mund des Krampfenden schieben, um einen „Zungenbiss“ zu verhindern. Tatsächlich beißen sich die Betroffenen oft heftig auf die eigene Zunge.
Allerdings ist dies meist nur ein einziger „initialer“ Biss am Anfang der Attacke. Den kann man als Helfer sowieso nicht mehr verhindern. Umgekehrt ist das Risiko groß, dass der Krampfende sich etwa an dem Portemonnaie selbst verletzt: Also bitte nichts in den Mund schieben!
Ein epileptischer Anfall ist fast immer selbstlimitierend: Er hört ohne Medikamente nach ein bis drei Minuten auf. Das ist aber nicht immer so. Für den Notarzt ist es wichtig zu wissen, wie lange der Patient schon krampft. Ist der Anfall in einen Daueranfall, einen sogenannten Status, übergegangen? Dann ist die Behandlung eine andere.
Es ist also hilfreich, sich die Uhrzeit bei Beginn der Krämpfe präzise zu merken. Und sofort einen Notarzt zu rufen! Ist die oder der Betroffene nach dem Anfall in einem schläfrigen, nicht ansprechbaren Zustand, bringen Sie sie oder ihn in eine stabile Seitenlage.
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