Das Spiel war seit zehn Minuten vorbei, die Spielerinnen der Saarlouis Royals setzten ihre Feierlichkeiten in der Kabine fort, doch die Sömmeringhalle war noch brechend voll. Die Basketballerinnen von Alba Berlin und ihre mehr als 2000 Fans wollten nicht loslassen: nicht den zerplatzten Traum von der Titelverteidigung, nicht die Saison und schon gar nicht ihre Bindung.
Es waren emotionale Szenen, die sich nach der dramatischen 67:75-Niederlage in der Verlängerung des entscheidenden fünften Halbfinales auf dem Parkett und auf den Rängen abspielten. Vor einem Jahr waren nach dem Gewinn der Meisterschaft Freudentränen geflossen, dieses Mal waren es Tränen der Enttäuschung und des Abschieds.
„Es ist leider vorbei“, sagte Stefanie Grigoleit, und das galt für das Spiel, die Saison und ihre Karriere. Mit der 35 Jahre alten Insidespielerin, ihrer Positionskollegin Maggie Mulligan (29) und Wiebke Schwartau (26) hängen drei Alba-Spielerinnen ihre Basketballschuhe an den Nagel. Die Fans feierten sie mit Sprechchören und minutenlangem Applaus, ihre Teamkolleginnen umarmten sie innig.
Cristo hat gesagt, dass Medaillen superschön sind. Das, was wir als Team haben, und wie wir gemeinsam mit den Emotionen umgehen, ist aber wichtiger als Medaillen.
Lena Gohlisch über die Kabinenansprache von Trainer Cristo Cabrera
„In Spiel fünf nach Overtime auszuscheiden, ist schwierig“, sagte Kapitänin Lena Gohlisch. Viel schwieriger sei es aber, sich von wichtigen Mitspielerinnen zu verabschieden. „Wir hätten ihnen gerne einen Titel zum Abschied geschenkt.“ Um diesen kämpfen nun ab Samstag die Saarlouis Royals gegen Vizemeister Keltern. Dass die Saison für Alba vorzeitig endet, war für Spielerinnen und Trainer am Dienstagabend noch kaum zu greifen.
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„Ich hatte nur dieses Spiel im Kopf und wie ich ab morgen das Finale vorbereite“, sagte Cristo Cabrera. Der Spanier haderte nach der Niederlage mit einigen eigenen Coaching-Entscheidungen und war sichtlich mitgenommen von der intensiven Halbfinalserie. Wie so oft in den insgesamt acht Saisonspielen gegen Saarlouis musste Alba einem Rückstand hinterherlaufen, kam zurück – musste sich dann aber geschlagen geben.
Cabrera war dennoch stolz auf seine Mannschaft. „So eine Gruppe von Spielerinnen findet man nicht oft. Das ist mehr als ein Team und etwas anderes, als wenn man jedes Jahr ein neues Team zusammenkauft“, sagte Cabrera. Genau das hatte Saarlouis nach der vergangenen Spielzeit getan und dabei mit Martha Burse (18 Punkte) und Hayley Frank (16) auch zwei Basketballerinnen verpflichtet, die Alba zum wiederholten Mal große Probleme bereiteten.
Alba setzt weiter auf Kontinuität
Die Berlinerinnen wollen bei ihrer Philosophie bleiben. Durch die bereits feststehenden Abschiede wird es sicher etwas mehr Bewegung im Kader geben als im vergangenen Sommer, als mit Emily Kiser nur eine neue Spielerin kam. „Kontinuität wird aber wichtig sein für uns“, sagte Cabrera. „So arbeitet Alba und deshalb bin ich seit so vielen Jahren hier.“
Der Vertrag von Kapitänin Lena Gohlisch läuft aus, sie hat aber schon vor Wochen angedeutet, dass sie wahrscheinlich noch mindestens eine Saison dranhängen wird. Bevor die Entscheidungen für die Zukunft fallen, werden sich die Spielerinnen allerdings etwas Zeit nehmen, um den enttäuschenden Schlusspunkt der Saison zu verarbeiten. „Es hat sehr geholfen, dass die Fans nicht gegangen sind und wir zehn Minuten lang gefeiert wurden“, sagte Gohlisch. „Der schwierigere Part kommt aber erst, wenn ein bisschen Ruhe ist.“
Cabrera hat in der Kabine unmittelbar nach dem Spiel bereits ein paar Worte an das Team gerichtet, in den kommenden Tagen wird es vermutlich noch einen gemeinsamen Abschluss dieser Saison geben. „Cristo hat gesagt, dass Medaillen superschön sind“, erzählte Gohlisch. „Das, was wir als Team haben, und wie wir gemeinsam mit den Emotionen umgehen, ist aber wichtiger als Medaillen.“