Die AfD stellt nicht den neuen Oberbürgermeister in Meißen: Der parteilose Kandidat Markus Renner hat übereinstimmenden Medienberichten zufolge im ersten Wahlgang am Sonntag mehr als 58 Prozent der Stimmen geholt – und die Wahl damit deutlich gewonnen. Der umstrittene René Jurisch, den die AfD aufgestellt hatte, kam nur auf etwas mehr als 30 Prozent. FDP-Kandidat Martin Bahrmann erhielt rund 11 Prozent der Stimmen.
Renner ist bereits seit 2016 Finanzbürgermeister und Stellvertreter des bisherigen Bürgermeisters Olaf Raschke. Dieser war nach 21 Jahren im Amt nicht wieder angetreten. „Ich bin überwältigt von der Zustimmung“, sagte Renner nach seiner Wahl zum neuen Oberbürgermeister „Bild“. Mit Blick auf die drei Kandidaten und eine starke AfD bezeichnete Renner es als „unglaublich, dass es noch immer möglich ist, im ersten Wahlgang zu gewinnen“.

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Die OB-Wahl in Meißen hatte wegen des umstrittenen Kandidaten René Jurisch im Vorfeld überregional Aufsehen erregt. Der Bauunternehmer, der nicht AfD-Mitglied ist, galt als Favorit. Vor 25 Jahren hatte er sich für kurze Zeit der rechtsextremen NPD angeschlossen. Zudem hatte es nach einem Wahlwerbespot auf dem sächsischen Weingut Schloss Proschwitz Ärger gegeben. Das Weingut wehrte sich gegen die seiner Ansicht nach praktizierte Vereinnahmung des Unternehmens für den Wahlkampf der AfD in Meißen.
Ein etwa 18-minütiges Video des Medienunternehmens „Compact“ zeigt Sequenzen, die laut den Besitzern ohne Drehgenehmigung auf dem Privatgrundstück des Weingutes, im Park und in der Vinothek gefilmt wurden. Der gute Ruf des Unternehmens werde missbraucht, hieß es. „Ohne unser Wissen und ohne unsere Einwilligung werden wir, unser Unternehmen, unsere Marke und unser Anwesen in der AfD-Wahlwerbung vereinnahmt“, hatte das Weingut moniert.
Renner kann laut „MDR“ nun auf breite und fraktionsübergreifende Unterstützung setzen. Stadträte von CDU, der Unabhängigen Liste Meißen, den Bürgern für Meißen, der SPD und der Linken sicherten Renner vor der Wahl Rückendeckung zu, um pirnaische Verhältnisse zu verhindern. Dort hatte 2023 mit Tim Lochner erstmals ein Kandidat der AfD eine Oberbürgermeisterwahl gewonnen. (Tsp, epd)