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Das Gute wird siegen: Sebastian Krämers sinfonische Chansons im Tipi am Kanzleramt

2025-10-25
In leben Vom Gunda Bartels

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Es ist weit nach 23 Uhr, als hartnäckige Fans im Tipi am Kanzleramt immer noch für eine weitere Zugabe klatschen. Dabei gab es doch schon zwei. Sebastian Krämer, Musikkabarettist, Pianist und Chansonnier, steht strahlend, aber erschöpft vor seiner 40-köpfigen Staatskapelle Zembla und gesteht: „Mir fällt kein lockerer Spruch mehr ein. Jetzt ist wirklich Schluß. Ich danke euch und gute Nacht.“

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Dass von einem romantischen Klangkörper dieses Namens vor diesem Konzertabend noch nie jemand etwas gehört hat, ist kein Wunder. Das Orchester existiert erst seit kurzem. Sebastian Krämer, der seine sinfonischen Neigungen zuvor schon in 20-köpfiger Begleitung ausgelebt hat, hat es extra für diesen einen Abend gegründet. Dass ihm und seinem befrackten Dirigenten Lars Straehler-Pohl dabei die Probenzeit etwas zu kurz geriet, ist immer mal wieder hörbar.

Der Künstler

Sebastian Krämer, geboren 1975, ist ein vielfach preisgekrönter Liedermacher, Musikkabarettist und künstlerischer Leiter des Berliner Zebrano-Theaters. Dort ist er am 2.11. und 11.11. zu erleben und am 24.11. in der Bar jeder Vernunft.

Mal reißt Krämer, der seiner Preispalette zuletzt den Preis der Deutschen Schallplattenkritik für das Album „Liebeslieder an deine Tante“ hinzufügen konnte, den Einsatz. Mal reißt ihn der Solo-Bratschist. Insgesamt fehlt es dem Orchesterklang an Homogenität. Man spürt, dass der Abend für alle ein Himmelfahrtskommando ist, was die Sympathiebekundungen des mitfiebernden Publikums prompt in immer neue Höhen schraubt.

Wo, wenn nicht bei Sebastian Krämer, gibt es solche Wagnisse schon? Krämer, der nicht nur Klavier, sondern auch Bratsche spielt, setzt die Leute, die heiteres Liedgut erwarten, einem von ihm komponierten, 40-minütigen Bratschenkonzert als Showstopper in drei Sätzen aus.

Zu Beginn des Abends glaubt man an Satire, an Klassik-Verulke, als das Orchester und Krämer Tschaikowskis pompöses Konzert für Klavier und Orchester B-Moll mit dem „Biene Maja“-Lied kontrastieren. Aber dann bricht die humoristische Tonalität.

Und als sich der Bratschist Albrecht Weißmann durch Krämers neoromantische Sätze ackert, ist es Ernst. Solche Brüche finden sich auch in Krämers oft in melancholischem Moll intonierten Liedtexten, die wie in dem Song „Taumilidau“ aus Alltagsimpressionen und Kindheitserlebnissen unversehens sonambule Schauergeschichten formen. Schamlos mit Sentiment getränkt und von schmelzenden Streicherklängen umspült.

Selbstverständlich hat der Tonsetzer auch die Songs seiner Gäste Phillip Riedel, Laura Dee, William Wahl (großartig!) und Oliver Polak für Orchester arrangiert. Comedian Polak und Krämer sind seit 20 Jahren befreundet und ihre gemeinsam geschriebene und dargebotene Kuscheltier-Hymne erfreut mit dem Refrain „Knopfaugen können nicht lügen / Du schaust sie an und weißt, das Gute wird siegen.“ Wer sich was traut, wird siegen, möchte man am Ende dieses perfekten imperfekten Abends hinzufügen.

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