Saturday, Oct 25, 2025
  • sport
  • politik
  • wirtschaft
  • gesellschaft
  • leben
  • experts
  • sport
  • politik
  • wirtschaft
  • gesellschaft
  • leben
  • experts
Startseite gesellschaft Ermittlungen von Laien:...

Ermittlungen von Laien: Fall Rebecca: Was treibt Hobby-Detektive an?

2025-10-25
In gesellschaft Vom admin

ÄHNLICHE ARTIKEL

Höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Zu viel Licht in der Nacht kann Gesundheit gefährden

Volkskrankheit Alzheimer?: Die Angst vor der Demenz ist oft größer als das Risiko

Kaum rückt die Polizei mit einem Großaufgebot, Bagger, Drohne und Leichenspürhunden an, sind sie auch da - Schaulustige. Zu ihnen gehört eine ganz besondere Spezies: Hobby-Detektive. Die aktuellen Ermittlungen im Fall Rebecca werfen ein Schlaglicht auf diese Szene. Seit Jahren recherchieren die Laienermittler und tauschen sich in Foren aus. Bei den Einsätzen in Brandenburg sind sie derart präsent, dass die Profis warnen: „Bitte nehmen Sie von weiteren eigenen Ermittlungen bis auf Weiteres Abstand!“

„Ich und ein paar Leute suchen seit einigen Jahren die Stellen ab, an denen man was verschwinden lassen könnte“, sagt einer der Anwesenden an diesem Oktobertag in der brandenburgischen Gemeinde Rietz-Neuendorf. Parkhäuser, Dorfteiche, Bunkeranlagen und Weiher hätten sie schon durchkämmt, berichtet der Mann. Als Hobby-Ermittler sieht er sich nicht. Nein, das sei „einfach ein Helfersyndrom, keine Ahnung“, sagt der Mann. „Ein zeitintensives Hobby.“

Hoffnung auf den entscheidenden Hinweis

Auch in der benachbarten Gemeinde Tauche verfolgt ein Mann mit Basecap den Polizeieinsatz rund um das Grundstück der Großeltern des Hauptverdächtigen im Fall der seit mehr als sechs Jahren verschwundenen Rebecca genau. Er sammelt nach eigenen Angaben Hinweise von Menschen und gibt sie an Behörden weiter. „Irgendwann ist vielleicht mal das Entscheidende dabei. Das ist unsere Intention“, sagte er. Und betonte: „Wir wollen kein Geld.“

Seit dem 18. Februar 2019 fehlt von der damals 15 Jahre alten Rebecca aus dem Berliner Bezirk Neukölln jede Spur. Ihr Schwager steht im Fokus der Ermittlungen. Die Polizei geht davon aus, dass der inzwischen 33-Jährige die Jugendliche getötet hat. Der Mann bestreitet das. Verdächtig ist unter anderem, dass der pinkfarbene Kleinwagen der Familie im Anschluss auf der Autobahn Richtung Polen erfasst wurde. 

Livestreams zur Spurensuche 

Seit dem Verschwinden des blonden Mädchens gibt es eine Reihe von Laienermittlern, die sich auf Spurensuche begeben. Viele dokumentieren per Videos oder lassen über Livestreams ihre Follower auf Social Media an ihren Bemühungen teilhaben. 

Für diese Form des Ermittelns von Laien, die im Netz und in den sozialen Medien auf Spurensuche gehen, gibt es den englischen Fachbegriff „Websleuths“. Die Medienwissenschaftlerin Anne Ganzert beschäftigt sich mit diesem Phänomen und leitet ein sechsjähriges Forschungsprojekt an der Philipps-Universität Marburg, das die Deutsche Forschungsgemeinschaft mit rund 1,8 Millionen Euro unterstützt. „Wir wollen die Amateurermittlungspraxis im digitalen Kontext verstehen“, erklärt Ganzert. 

Schnelle Korrekturen in Foren 

„Mir geht es darum, zu untersuchen, wie die Leute zusammenarbeiten, die Arbeit strukturieren und wie in dieser Community Wissen erzeugt wird“, so die Wissenschaftlerin weiter. Der Austausch erfolge größtenteils im digitalen Raum. „Gleichwohl ist das Ganze sehr sozial, weil ganz viel im Austausch passiert.“, Ganzert nennt ein Beispiel aus einem der Foren zu Rebecca: Ein Mensch schreibt, der Hauptverdächtige sei bei der Autofahrt geblitzt worden. „Das korrigiert sofort jemand: „Moment, der wurde nicht zweimal geblitzt, sondern er ist durch eine Anlage mit einer Kennzeichenerfassung gefahren".“

Das Verschwinden von Rebecca zählt bei deutschen True-Crime-Fans zu den bekanntesten ungelösten Fällen, wozu auch ein Investigativ-Podcast beitrug. Doch was sind die Beweggründe? 

Faszination des Ungelösten

„Ganz viele Menschen haben diese Faszination für das Ungelöste oder das Mysterium“, sagt Ganzert. Die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY… Ungelöst“ trägt bereits seit 1967 das Verbrechen in die deutschen Wohnzimmer - und fordert Zuschauer auf, Beobachtungen der Polizei mitzuteilen, um so bei der Aufklärung eines bislang ungelösten Falls beizutragen. 

Heutzutage findet die Verbrecherjagd zunehmend in anderen Medien statt - und das Genre True Crime erlebt einen regelrechten Aufschwung. „Im Prinzip ist es nur die digitalisierte Variante davon, dass Leute sich einlesen, herumstöbern, ein bisschen Recherche betreiben“, meint die Wissenschaftlerin.

Uraltes Phänomen 

„Ich glaube, das ist eine neue Ausprägung von einem uralten Phänomen. Es gab schon im Mittelalter Mordballaden, die die Leute fasziniert haben. Und im alten Ägypten gab es einen Papyrus von 1200 vor Christus, der eine Verschwörung zum Mord eines Pharaos schildert und zirkuliert ist“, schildert sie. Im viktorianischen England - der Zeit von „Jack the Ripper“ - gaben die Gefängnisse Kalender mit Fällen und Taten ihrer schlimmsten Insassen heraus. 

Neben der Faszination für die „Abgründe des Menschen“ kann ein persönlicher Bezug zu einem Verbrechensopfer - etwa, weil man die gleiche Schule besucht hat - ein besonderes Interesse auslösen. „Und dann haben wir noch eine Komponente, bei der Amateure und Amateurinnen davon ausgehen: Wenn ich den richtigen Hinweis finde, dann wird sich das alles schön und fein auflösen“, erklärte Ganzert. 

Ab und an funktioniert das. Doch den Alltag schildern professionelle Ermittler anders. „Die sagen: In der realen Ermittlungspraxis geht das nicht immer so hübsch daher, wie in so einer fiktiven Krimi-Serie. Uns fällt nicht irgendwann der entscheidende Fingerabdruck in den Schoß“, berichtet Ganzert.

Behinderungen durch „Hobby-Ermittler“

Im schlimmsten Fall behindern Hobby-Ermittler die Arbeit der Profis, etwa indem sie durch Wälder streifen und Spuren zerstören oder Verdächtige durch ihre Recherchen vorwarnen, sodass diese wichtige Beweise vernichten können.

Polizei und Staatsanwaltschaft sind darum in puncto Laienermittlern äußerst kritisch: „Nicht nur, dass sie die Ermittlungen konkret behindern, indem sie zum Beispiel Spuren vernichten können“, so der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Michael Petzold. Teils begingen die „Hobby-Ermittler“ auch selbst Straftaten und störten die Polizei damit bei ihrer Arbeit.

© dpa-infocom, dpa:251024-930-200884/2

Das ist eine Nachricht direkt aus dem dpa-Newskanal.

auf Facebook teilen auf Twitter teilen per WhatsApp teilen auf Flipboard teilen

ÄHNLICHE ARTIKEL

Das Gute wird siegen: Sebastian Krämers sinfonische Chansons im Tipi am Kanzleramt

Das Gute wird siegen: Sebastian Krämers sinfonische Chansons im Tipi am Kanzleramt

2025-10-25

Es ist weit nach 23 Uhr, als hartnäckige Fans im Tipi am Kanzleramt immer noch für eine weitere Zuga...

Soft-Cell-Musiker Dave Ball gestorben: Mit „Tainted Love“ in den Pop-Olymp

Soft-Cell-Musiker Dave Ball gestorben: Mit „Tainted Love“ in den Pop-Olymp

2025-10-25

Im Leeds der späten siebziger Jahre gab es einen Club, der „Warehouse“ hieß, womöglich um von der Au...

Riss in der Idylle: Gemälde von Sibylle Springer in der Hoto Galerie

Riss in der Idylle: Gemälde von Sibylle Springer in der Hoto Galerie

2025-10-25

Als hätte die Sonne das Motiv mit der Zeit ausgeblichen und dazu die Katze im Haus ihre Krallen an d...

Spielfilmtipps zum Wochenende: Harry Potter, Michael Myers und Frankenstein

Spielfilmtipps zum Wochenende: Harry Potter, Michael Myers und Frankenstein

2025-10-25

Eine Wetterprognose wie geschaffen fürs Pantoffelkino am Wochenende. Mit einer Filmkomödie („Ein Hol...

30 Jahre an der Deutschen Oper: Kammersängerin Kaja Borris ist tot

30 Jahre an der Deutschen Oper: Kammersängerin Kaja Borris ist tot

2025-10-25

Wer schon älter ist und sich in Berlin für Musiktheater begeistert, dem war ihre warme Stimme vertra...

Nächster Beitrag
Hollywoodstar in Berlin erwartet: US-Schauspieler Richard Gere stellt Dokumentarfilm vor

Hollywoodstar in Berlin erwartet: US-Schauspieler Richard Gere stellt Dokumentarfilm vor

EMPFOHLEN

„Den Menschen zu Silvester etwas Cooles bieten“: Grüne wollen zum Jahreswechsel Drohnenshow am Brandenburger Tor

„Den Menschen zu Silvester etwas Cooles bieten“: Grüne wollen zum Jahreswechsel Drohnenshow am Brandenburger Tor

2025-10-25
Hollywoodstar in Berlin erwartet: US-Schauspieler Richard Gere stellt Dokumentarfilm vor

Hollywoodstar in Berlin erwartet: US-Schauspieler Richard Gere stellt Dokumentarfilm vor

2025-10-25

MEISTGESEHEN

  • Ermittlungen von Laien: Fall Rebecca: Was treibt Hobby-Detektive an?

    Ermittlungen von Laien: Fall Rebecca: Was treibt Hobby-Detektive an?

  • Basketball-Bundesliga: Alba Berlin im Klassiker gegen Bayern nur Außenseiter

  • Vogelgrippe: Vogelgrippe breitet sich aus – Wie gefährlich ist das?

  • Frieden in Friedrichshain?: Polizei registriert immer weniger Straftaten in der Rigaer Straße

  • Ticketkontrollen bei der Berliner S-Bahn: Künstliche Intelligenz soll Einsätze gezielter steuern

  • Neue Rathauschefin: Noosha Aubel als Oberbürgermeisterin in Potsdam gestartet

KATEGORIE

  • sport
  • politik
  • wirtschaft
  • gesellschaft
  • leben
  • experts
  • Sitemap

© 2025 Vom Express01.

  • sport
  • politik
  • wirtschaft
  • gesellschaft
  • leben
  • experts

© 2025 Vom Express01.