Kurz vor Ende der regulären Spielzeit hatte ein Fan des BFC Dynamo einen Vorschlag an die Medienvertreter für eine mögliche Überschrift zum noch laufenden Pokalspiel: „Bochum versagt kläglich gegen zehn Berliner“, rief er in Richtung Pressetribüne. Wie der Fußball dann ebenso ist, segelte die darauffolgende Ecke quer durch den Strafraum des BFC zu Innenverteidiger Noah Loosli, der den Ball irgendwie zum 1:1-Ausgleich für den VfL Bochum über die Linie drückte.
In der folgenden Verlängerung behielt der Zweitligist schließlich die Oberhand und entschied die erste Runde im DFB-Pokal vor 4.705 Zuschauenden für sich. Samuel Bamba (106.) und Matus Bero (120.) sorgten für den 3:1 (1:1, 0:0)-Endstand und das letztlich glückliche Weiterkommen.
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Auch in diesem Jahr beweist der DFB-Pokal: Ligazugehörigkeit, Qualität der Einzelspieler und Formstärke gehören für mindestens 90 Minuten ausgeklammert. So auch am Samstag im Sportforum, wo die Bochumer das Spiel gegen den Regionalligisten in der Verlängerung am Ende zwar gewannen, der Klassenunterschied aber über weite Teile der Partie nicht zu sehen war. Bis kurz vor Abpfiff der 90 Minuten hielt die Defensive des BFC den Bochumer Angriffen stand.
Fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen
„Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so traurig war“, bilanzierte BFC-Trainer Dennis Kutrieb nach Abpfiff ernüchtert. Seine Mannschaft hatte in der ersten Hälfte mehrfach Glück mit den Entscheidungen von Schiedsrichter Felix Wagner: Gleich zu Beginn hätte es einen Elfmeter für die Gäste geben müssen. Ibrahima Sissoko wurde im Sechzehner klar getroffen und musste nach einem unglücklichen Fall auf die Schulter vom Platz getragen werden. Wagner entschied sich allerdings gegen einen Strafstoß.
Der engagierte BFC zeigte sich über die gesamte Spieldauer giftig in den Zweikämpfen und hatte Glück, die erste Hälfte mit elf Feldspielern zu beenden. „Wir hätten das Spiel in der ersten Halbzeit zumachen sollen“, sagte Bochums Gerrit Holtmann hinterher mit Blick auf die guten Möglichkeiten des VfL im ersten Spielabschnitt. Doch auch Dynamo kam immer wieder durch Umschaltsituationen vors Tor, scheiterte jedoch oft am letzten Pass.
Unmittelbar nach der Pause – einige Zuschauer waren noch auf dem Weg zurück auf ihre Plätze– passierte es dann: Jan Shcherbakovski nahm sich aus der zweiten Reihe ein Herz und traf. Schon vergangene Woche bei Dynamos 2:1-Sieg über den BFC Preußen hatte der 24-Jährige sehenswert aus der Distanz getroffen. Nun brachte er das Sportforum in Sachen Dezibel auf sein Maximum.

© imago/Jan Huebner/IMAGO/Daniel Lakomski
Die Berliner verteidigten in der Folge leidenschaftlich, jede Grätsche, jedes Blocken wurde von den Rängen gefeiert. Um die 80. Minute kam es dann zum nächsten Aufreger: BFC-Rechtsverteidiger Larry Nana Oellers lieferte sich ein Laufduell mit Bochums eingewechseltem Bamba.
Nach beidseitigem Armeinsatz ging der Bochumer zu Boden – und Oellers sah rot wegen Notbremse. Für einige im Sportforum eine sehr fragwürdige Entscheidung. Das Fehlen Oellers in der Berliner Verteidigung machte sich dann auch beim 1:1 durch Bamba nur fünf Minuten später bemerkbar.
Unterm Strich können wir stolz sein. Am Ende scheiden wir hier trotzdem bitter aus.
Rufat Dadashov, Kapitän des BFC Dynamo
Diese Hypothek nahm der Viertligist mit in die Verlängerung, wo Schiedsrichter Wagner erneut eine strittige Entscheidung zugunsten der Bochumer traf. Nach viel Halten und Ziehen im Strafraum der Gastgeber zeigte er nach 94 Minuten auf den Punkt. Doch wie es sich für einen gelungenen Pokalfight gehört, parierte Dynamo-Keeper Nicolas Ortegel den Strafstoß von Matus Bero.
Aufgrund zunehmend schwerer werdenden Beinen und deutlich mehr Druck seitens der Bochumer ließ sich schließlich erahnen, in welche Richtung das Spiel kippen würde. In der 107. Minute erlöste erneut Samuel Bamba den VfL Bochum mit dem 2:1. Nach einer weiteren Roten Karte gegen BFC-Kapitän Rufat Dadashov gelang den Gästen kurz vor Spielende auch noch das 3:1 durch Bero. „Unterm Strich können wir stolz sein“, sagte Dadashov. Und dennoch: „Am Ende scheiden wir hier bitter aus“.