Janina Minge wurde zweimal heran zitiert, zweimal nahm sie die Entscheidung von Schiedsrichterin Catarina Ferreira Campos ruhig zur Kenntnis. Obwohl einmal ein Tor aberkannt worden war, ein Elfmeterpfiff zurückgenommen wurde und im Stadion nur noch Buhrufe zu hören waren, nickte die deutsche Fußballerin nur kurz und dirigierte anschließend wieder ihre Mitspielerinnen.
Die neue Kapitänin des deutschen Nationalteams blieb trotz des denkbar schlechten Spielverlaufs auf das große Ziel fokussiert – den Sieg im zweiten Gruppenspiel der EM gegen Dänemark. Sie und die deutschen Fußballerinnen sollten ihr Ziel letztlich erreichen. Ein hart umkämpftes Spiel entschieden sie mit 2:1 (0:1) für sich und stehen nach dem 3:0-Erfolg Schwedens über Polen im Viertelfinale. „Die drei Punkte waren das große Ziel. Heute hat man den Siegeswillen gesehen, den Kampfeswillen und die Mentalität, nie aufzugeben“, bilanzierte Christian Wück.
Gegen Dänemark wechselte der Bundestrainer im Vergleich zum Sieg über Polen erwartungsgemäß nur einmal. Für die verletzte Giulia Gwinn rückte erneut Carlotta Wamser auf die Position der Rechtsverteidigerin. Gwinn war in gewisser Weise trotzdem vor Ort: Ihre Mitspielerinnen trugen Tapes mit ihrem Namen drauf und legten ihr Trikot mit der Nummer sieben in den Kreis vor dem Spiel, wo Janina Minge die letzten Worte vor dem Anpfiff fand. „Wir wollten mit dem Tape ein Zeichen nach außen senden, aber auch nach innen und einen Teil von ihr bei uns tragen“, sagte Klara Bühl. „Es war quasi eine Win-Win-Situation.“
Dass Minge in diesem wichtigen Spiel als Kapitänin vorweg ging, hätte vor einiger Zeit wahrscheinlich noch kaum jemand erwartet. Die Spielerin des VfL Wolfsburg hat erst 22 Länderspiele absolviert und war etwas überraschend Teil des Olympia-Teams im vergangenen Sommer gewesen. Kurz vor der EM in der Schweiz avancierte die 26-Jährige zur Stellvertreterin von Giulia Gwinn und wurde neben ihr Stammkraft in der Abwehrkette.
Am Dienstagabend stand Minge im St. Jakob-Park in Basel in der Innenverteidigung neben Rebecca Knaak das ein oder andere Mal deutlich unter Druck. Die neu formierte Viererkette sah sich immer wieder hohen Abstößen und Kontern ausgesetzt. Dass sich Dänemark trotzdem lange keine Chance erspielte, lag vor allem an Janina Minge, die ihre Mitspielerinnen sortierte, in engen Situationen coachte und mit starkem Stellungsspiel überzeugte.
In der ersten Hälfte musste sie allerdings mitansehen, wie in der 18. Minute zunächst ihrer Mitspielerin Klara Bühl nach Zuspiel von Brand ein Tor nachträglich aberkannt wurde. Sjoeke Nüsken hatte im Abseits und gleichzeitig vor Torhüterin Østergaard gestanden. Dann folgte acht Minuten später der Führungstreffer durch Dänemark. Nach einem Fehlpass von Bühl eroberte Janni Thomsen den Ball und dribbelte durch das gesamte deutsche Mittelfeld. Letztlich sprang der Ball unglücklich vor die Füße von Amalie Vangsgaard, die satt ins rechte Eck traf.
Janina Minge mahnte aber auch dann noch zur Geduld, als kurz darauf ein Handelfmeter für das deutsche Team zurückgenommen wurde. Frederikke Thøgersen hatte sich bei ihrem Handspiel nicht wie zunächst angenommen im Strafraum befunden, sondern außerhalb. „Das waren Nackenschläge für uns und es bleibt ein fader Beigeschmack, weil es sehr lange dauert, bis es zu diesen Entscheidungen kommte“, sagte Wück. „Aber der VAR macht es trotzdem insgsamt gerechter.“
Sjoeke Nüsken verwandelt Elfmeter
Letztlich sollte Minge Recht behalten. Schon in den Minuten vor der Pause hatte ihr Team deutlich den Druck erhöht, nach der Halbzeitpause machte es weiter damit. Und in der 53. Minute sollte die Ansicht der Videobilder schließlich mal von Vorteil für das deutsche Team sein. Nach einem Pass von Wamser lief Linda Dallmann in den Strafraum und wurde von Katrine Veje zu Fall gebracht. Den fälligen Elfmeter verwandelte Nüsken und Minge war die erste, die zum Jubeln bei ihr war.
Rekordandrang deutscher Fans
Einen Rekordandrang von deutschen Fans bei einem Frauen-Länderspiel im Ausland hatte der DFB für die Europameisterschaft-Partie gegen Dänemark in Basel erwartet. Rund 17.000 hatten Tickets für das Spiel im grenznahen St. Jakob-Park, teilte der Deutsche Fußball-Bund mit.
Die bisherige Bestmarke für registrierte Auswärtsfans lag bei 4.816 Personen beim EM-Finale 2022 im Wembley-Stadion von London. Das zweite Vorrundenspiel der deutschen Frauen war ausverkauft, die Arena in Basel fasst 34.250 Zuschauer. Zahlreiche Anhänger trafen sich bereits drei Stunden vor dem Anpfiff auf dem Messeplatz. Basel stellt das größte Stadion der EM, hier findet am 27. Juli auch das Endspiel statt. (dpa)
Das DFB-Team stand in der Folge höher und drängte auf den Führungstreffer. Dieser sollte schließlich nach etwas über einer Stunde fallen. Nachdem Emma Skou Færge ihre Mitspielerin Emma Strøm Snerle anschoss, eroberte Jule Brand den Ball und legte links in den Strafraum zu Lea Schüller. Die deutsche Stürmerin ließ sich diese Chance nicht nehmen und legte den Ball rechts an Torhüterin Torfrau Maja Bay Østergaard vorbei.
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In den Schlussminuten erhöhte Dänemark nochmal den Druck, doch Minge und das deutsche Team verteidigten die meisten Situationen mit großer Souveränität weg. Nach neun Minuten Nachspielzeit war es vollbracht und Janina Minge die Erleichterung deutlich anzusehen.