Sunday, Dec 14, 2025
  • sport
  • politik
  • wirtschaft
  • gesellschaft
  • leben
  • experts
  • sport
  • politik
  • wirtschaft
  • gesellschaft
  • leben
  • experts
Startseite leben Wenn Spott und Häme zum...

Wenn Spott und Häme zum Alltag gehören: Menschen mit Übergewicht leiden unter den psychischen Folgen

2025-08-17
In leben Vom admin

ÄHNLICHE ARTIKEL

„Das war ein Stich ins Herz“: In der Dokumentation „Der Anschlag“ kommen Angehörige der Terroropfer vom Breitscheidplatz zu Wort

Berlins Vergesslichkeiten: Wo bleibt eigentlich das „Archäologische Fenster“ am Roten Rathaus?

Sie trauen sich nicht, mit dem Bus oder der Straßenbahn zu fahren. Die Leute könnten ja tuscheln. Schwimmbadbesuche sind tabu. „Geld hab ich immer nur nachts am Automaten geholt“, sagt Sabine Hacker aus München. Die 58-Jährige weiß, was es bedeutet, viel zu viel Gewicht auf die Waage zu bringen: „Vor zehn Jahren war ich über 220 Kilo schwer.“

Zunehmend mehr Menschen leiden wie Hacker an Adipositas. Hilfsangebote sind überlaufen. Dabei ist Unterstützung wichtig. Denn die psychosoziale Belastung durch starkes Übergewicht ist enorm. Und der öffentlich wahrgenommene Druck steigt auch durch die Verfügbarkeit von umstrittenen Abnehmspritzen.

470.000
Mädchen und Jungen wurden 2023 mit der Diagnose Adipositas ambulant oder stationär behandelt.

Das bestätigt Matthias Riedl, Diabetologe und Ernährungsmediziner aus Hamburg. Von der Spitze gehe die Botschaft aus: „In kurzer Zeit sehr viel abzunehmen, ist machbar, dann tu es!“ Der Hamburger Arzt sieht darin ein großes Problem. Er weist darauf hin, dass die Spritzen schwerwiegende Nebenwirkungen haben: „Wir sehen in unserer Ambulanz unter anderem Mangelernährung und eine starke Abnahme des Muskelstatus als Folge der Spritze“, sagte der Mediziner. Auch könne der Augennerv geschädigt werden.

Wir werden außerdem als faul abgestempelt.

Sabine Hacker, Betroffene

Sabine Hacker kennt die Vorurteile gegen Übergewichtige. Beim Einkaufen habe sie hämische Kommentare gehört: „Wir werden außerdem als faul abgestempelt.“ Mit Vermeidungsstrategien habe sie versucht, sich vor Diskriminierungen zu schützen.

Inzwischen hat Hacker zwei Operationen hinter sich. 2014 lag sie zum ersten Mal unter dem Messer. Aktuell wiegt die Münchnerin 100 Kilogramm. Das ist noch nicht ihr Traumgewicht: „Doch mehr geht nicht, damit muss ich mich jetzt abfinden.“ Längst vorbei ist die Zeit, in der sie sich kaum hinauswagte. Hacker geht heute selbstbewusst an die Öffentlichkeit, um über Adipositas aufzuklären. Vor allem engagiert sie sich für adipöse Menschen aus Oberbayern.

Alles, berichtet sie, begann mit einer Selbsthilfegruppe. Die musste während der Corona-Krise pausieren. Doch der Bedarf nach gegenseitiger Unterstützung war groß. Zusammen mit ihrem Mann begann sie, online Sportangebote zu organisieren. Daraus ging Ende 2021 der Verein Adipositas-Hilfe München hervor.

Dorothea Brenninger vom Ende 2019 gegründeten Adipositas-Zentrum „JumpaKids“ in Regensburg berichtet, viele Kinder mit Gewichtsproblemen erzählten, „dass bei ihnen alles mit den Lockdowns losging“. Verfügbare Zahlen bestätigen das: 2023 wurden laut DAK-Kinder- und Jugendreport bundesweit hochgerechnet 470.000 Mädchen und Jungen mit der Diagnose Adipositas ambulant oder stationär behandelt. Das waren fast fünf Prozent aller jungen Menschen zwischen 5 und 17 Jahren. 2021, also während der Corona-Krise, seien die Zahlen im Vergleich zu 2019 und 2020 deutlich angestiegen, so die Krankenkasse.

Auch nach einer Untersuchung des Robert Koch-Instituts aus dem Jahr 2022 habe sich die Probleme eines zu hohen Körpergewichts durch die Corona-Krise verschärft. Für diese Analyse wurden knapp 3.000 Erwachsene zwischen Juli und Dezember 2021 befragt. 26 Prozent berichteten von einer Gewichtszunahme seit März 2020. Dabei fiel auf, dass vor allem jene Personen zugelegt hatten, die ohnehin schon fülliger waren. Frauen waren häufiger betroffen als Männer. Jüngere hatten mehr Probleme als Ältere, ihr Gewicht zu halten.

Mit der Corona-Krise hat es sich verschlimmert

Brenninger beobachtet nicht nur eine wachsende Nachfrage nach den Angeboten von „JumpaKids“: „Auch das Ausmaß der Adipositas, das wir sehen, steigt an.“ Im Augenblick nehme ein 14-Jähriger teil, der 140 Kilogramm auf die Waage bringe. Dicke Kinder wie er leiden laut der Ökotrophologin oft immens unter Abwertung und Ausgrenzung: „Einige Kinder weinen deswegen hier bei uns.“ Sie erzählen von Hänseleien, von massivem verbalen Mobbing, manche sogar von Gewalt, beispielsweise von Schlägen.

Von langen Wartezeiten für Adipositas-Patienten, die behandelt werden möchten, berichtet Kerstin Meyer-Carius von der Tagesklinik des Leipziger Klinikums St. Georg. Zwischen neun und zwölf Monate lang stünden Patienten im Moment auf der Warteliste: „2023 betrug die Wartezeit bei uns erst vier Monate.“

Sebastian Kruse, Geschäftsführer der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG), erinnert daran, dass starkes Übergewicht lange nicht als Erkrankung anerkannt war. In Deutschland geschah dies erst 2020 durch den Bundestag. Seither suchen Betroffene von Adipositas verstärkt nach Hilfe.

Aus dieser Erkenntnis heraus begann die DAG zusammen mit der Deutschen Diabetes-Gesellschaft, Adiposiologen auszubilden. Die Kursteilnehmer werden über den Stand der Adipositas-Forschung informiert und erfahren, welche medikamentösen, nicht-medikamentösen und interventionellen Behandlungsmethoden es gibt. Mehr als 300 Fachkräfte durchliefen laut Kruse in den vergangenen zwei Jahren den Kurs. Das Interesse an der Fortbildung sei hoch. (epd)

Gesundheit Hamburg auf Facebook teilen auf Twitter teilen per WhatsApp teilen auf Pocket teilen

ÄHNLICHE ARTIKEL

Nach Wasserschaden in Ägyptologie-Bibliothek: Louvre-Personal will wegen nächster Museumspanne streiken

Nach Wasserschaden in Ägyptologie-Bibliothek: Louvre-Personal will wegen nächster Museumspanne streiken

2025-12-09

Nach Bekanntwerden des jüngsten Wasserschadens im Pariser Louvre, bei dem mehrere hundert Dokumente ...

Leipziger Buchpreis für Miljenko Jergović: Wenn die Glücksunterhosen nicht mehr passen

Leipziger Buchpreis für Miljenko Jergović: Wenn die Glücksunterhosen nicht mehr passen

2025-12-09

Es wirkt immer ein bisschen dürr und sich an eine unbedingte Aktualität anbiedernd, im Fall eines Li...

Radiohead in Berlin: Regen, Terror und das Bedürfnis, endlich mal in Ruhe gelassen zu werden

Radiohead in Berlin: Regen, Terror und das Bedürfnis, endlich mal in Ruhe gelassen zu werden

2025-12-09

Man könnte auf den Gedanken kommen, dass ganz Berlin, naja, sagen wir: das ganz popkulturelle Berlin...

Bieterstreit mit Netflix: Paramount bietet 108 Milliarden Dollar für Warner Bros

Bieterstreit mit Netflix: Paramount bietet 108 Milliarden Dollar für Warner Bros

2025-12-09

Der Medienkonzern Paramount will den Hollywood-Rivalen Warner Brothers nicht kampflos Netflix überla...

Nachruf in Bildern: Wie der Fotograf Martin Parr die Skurrilität des Alltags einfing

Nachruf in Bildern: Wie der Fotograf Martin Parr die Skurrilität des Alltags einfing

2025-12-09

Die Bilder, die den englischen Fotografen Martin Parr berühmt gemacht haben, sind Aufnahmen seiner L...

Nächster Beitrag
Fußball: Mbappé sorgt für Alonsos nächsten Liga-Sieg bei Real Madrid

Fußball: Mbappé sorgt für Alonsos nächsten Liga-Sieg bei Real Madrid

EMPFOHLEN

„Das war ein Stich ins Herz“: In der Dokumentation „Der Anschlag“ kommen Angehörige der Terroropfer vom Breitscheidplatz zu Wort

„Das war ein Stich ins Herz“: In der Dokumentation „Der Anschlag“ kommen Angehörige der Terroropfer vom Breitscheidplatz zu Wort

2025-12-09
Berlins Vergesslichkeiten: Wo bleibt eigentlich das „Archäologische Fenster“ am Roten Rathaus?

Berlins Vergesslichkeiten: Wo bleibt eigentlich das „Archäologische Fenster“ am Roten Rathaus?

2025-12-09

MEISTGESEHEN

  • Nach Wasserschaden in Ägyptologie-Bibliothek: Louvre-Personal will wegen nächster Museumspanne streiken

    Nach Wasserschaden in Ägyptologie-Bibliothek: Louvre-Personal will wegen nächster Museumspanne streiken

  • Leipziger Buchpreis für Miljenko Jergović: Wenn die Glücksunterhosen nicht mehr passen

  • Radiohead in Berlin: Regen, Terror und das Bedürfnis, endlich mal in Ruhe gelassen zu werden

  • Bieterstreit mit Netflix: Paramount bietet 108 Milliarden Dollar für Warner Bros

  • Nachruf in Bildern: Wie der Fotograf Martin Parr die Skurrilität des Alltags einfing

  • Meister der Wortspiele: „Shakespeare In Love“ - Dramatiker Tom Stoppard gestorben

KATEGORIE

  • sport
  • politik
  • wirtschaft
  • gesellschaft
  • leben
  • experts
  • Sitemap

© 2025 Vom Express01.

  • sport
  • politik
  • wirtschaft
  • gesellschaft
  • leben
  • experts

© 2025 Vom Express01.