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„Tot operiert“: Streeck fordert Umdenken bei Behandlung Älterer – und fühlt sich missverstanden

2025-11-17
In politik Vom Sven Lemkemeyer

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Seine Aussagen zur medizinischen Versorgung hochbetagter Menschen hatten eine ethische Debatte ausgelöst und waren teils scharf kritisiert worden. Nun hat der CDU-Gesundheitspolitiker Hendrik Streeck seine umstrittenen Aussagen präzisiert. „Der Reflex lautet oft: Lebensverlängerung ist immer das höchste Ziel“, schreibt er in einem Gastbeitrag für die „Rheinische Post“ und den „Bonner Generalanzeiger“.

„Doch wer je erlebt hat, wie ein hochbetagter Mensch auf einer Intensivstation um sein Leben ringt, weiß: Nicht alles, was medizinisch möglich ist, ist auch menschlich vertretbar“, so der 48-Jährige.

Manchmal ist die größere Fürsorge, nicht alles zu tun, was man kann.

Hendrik Streeck, CDU-Gesundheitspolitiker und Drogenbeauftragter

„Ein minimalinvasiver Herzklappenersatz oder die fünfte Hüftprothese – Eingriffe, die technisch brillant, rechtlich abgesichert und lukrativ sind – werden allzu oft durchgeführt, ohne dass die entscheidende Frage gestellt wird: Verbessert das das Leben? Oder verlängert es nur Leiden?“, führt Streeck, der selbst Arzt ist, aus.

„Es geht nicht ums Sparen, sondern darum, Menschen etwas zu ersparen: Wie wir sie in ihren letzten Lebensphasen verantwortungsvoll begleiten – statt sie aus falschen Anreizen zu überversorgen“, schreibt Streeck.

In Deutschland würden ältere, hochfragile Menschen nicht selten „tot operiert“ – nicht aus Böswilligkeit, sondern weil das System falsche Anreize setze, erläutert der Mediziner. Entscheidend in solchen Fällen müssten aber der Wunsch des Patienten, seine Würde und sein Frieden sein. Er fordert: „Manchmal ist die größere Fürsorge, nicht alles zu tun, was man kann.“

Streeck, der als Virologe in der Corona-Pandemie einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden war, spricht sich in dem Gastbeitrag auch für eine Debatte über die Ausrichtung des Gesundheitssystems aus. „Wir müssen Gesundheit vergüten, statt Krankheit. Wir müssen Pflegekräfte, Hausärzte und Angehörige stärken, damit Behandlung zu Hause möglich ist. Und wir müssen in Strukturen investieren, die Würde ermöglichen – statt in Eingriffe, die Erlöse bringen, aber keine Lebenszeit.“

Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung hatte in einer TV-Debatte zuvor hinterfragt, ob sehr alte Menschen sehr teure Medikamente und Behandlungen erhalten sollten. Es brauche in der medizinischen Selbstverwaltung klarere Richtlinien bei der Vergabe von Medikamenten mit Blick auf allgemeine Gesundheitskosten.

„Es gibt einfach Phasen im Leben, wo man bestimmte Medikamente auch nicht mehr einfach so benutzen sollte“, sagte Streeck. Dabei verwies der Mediziner beispielhaft auf eine teure Krebstherapie bei einer 100-Jährigen und auf Erfahrungen, die er in der letzten Lebensphase seines Vaters gemacht habe.

Ärztekammer hatte Debatte begrüßt

Die Bundesärztekammer hatte die von Streeck angestoßene Debatte begrüßt. Therapieentscheidungen bei hochbetagten oder sterbenskranken Patientinnen und Patienten erforderten besondere ärztliche Verantwortung, sagte Präsident Klaus Reinhardt dem Tagesspiegel.

„Wir müssen uns als Gesellschaft und Ärzteschaft immer wieder damit auseinandersetzen, was in der letzten Lebensphase medizinisch sinnvoll und zugleich menschlich angemessen ist. Dabei dürfen ärztliche Therapieentscheidungen nicht vom Alter oder vom wirtschaftlichen Aufwand abhängen, sondern vom individuellen Patientenwillen, der Prognose und der Lebensqualität.“

Bundesregierung hatte Streeck widersprochen

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) hatte Streeck widersprochen: „Im Ministerium wird diese Zielrichtung nicht verfolgt“, sagte sie der „Bild“. Der stellvertretende Regierungssprecher Steffen Meyer sagte zu dem Vorstoß, dass es legitim sei, Vorschläge zu machen, man sich aber auch der Verantwortung des eigenen Amtes bewusst sein müsse. Es sei klar, „dass das nicht unsere Haltung ist als Bundesregierung und dort auch im Gesundheitsministerium nicht verfolgt wird“.

Ex-Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nannte im Tagesspiegel eine Altersrationierung teurer Medikamente „ethisch unhaltbar und unnötig“. Empört reagierten auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz und die Linke.

Am Samstag äußerten sich auch Kirchenvertreter. „Sollte eine ernst gemeinte Diskussion darüber entbrennen, ob nachgewiesen wirksame Behandlungsmethoden und Medikationen nur noch mit Altersgrenze zum Einsatz kommen, dann wird das hoffentlich auf breites Unverständnis und Ablehnung treffen“, sagte der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki der „Kölnischen Rundschau“.

„Ältere und schwächere Menschen verdienen unseren besonderen Schutz – einschließlich einer flächendeckenden und verlässlich finanzierten Hospiz- und Palliativversorgung“, sagte der Erzbischof.

Auch der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, wandte sich gegen die Äußerungen Streecks. „Es ist ethisch nicht vertretbar, den Zugang zur besten medizinischen Versorgung an das Alter zu knüpfen“, sagte er. „Ich halte solche Überlegungen für altersdiskriminierend und brandgefährlich. Denn es öffnet Tür und Tor für völlige Willkür.“

Wenn jemand wegen seines Alters bestimmte Behandlungen versagt bekomme, könnten auch anderen Betroffenen aus diversen Gründen Teile der Versorgung gestrichen werden, fügte Latzel hinzu. „Wir brauchen eine notwendige Reform des Gesundheitssystems in Deutschland. Sie darf aber nicht durch eine Aufgabe grundlegender ethischer Maßstäbe geschehen.“

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