Paare, die sich in verschiedenen Formationen sexuell begegnen, krude Körperfragmente, inszeniert in kaum zu identifizierbaren Räumen.
Mit einem unverstellten Blick auf Geschlechtsmerkmale und physische Nacktheit gibt die Malerin Shanee Roe in der Berliner Galerie 68projects Einblicke in die komplizierte Intimität zwischen Mann und Frau, die auch die psychische Komponente mit einschließen.
Es gibt hier keine idealisierten Akte, keine Chancen für Voyeure, die durch das Schlüsselloch Tabuisiertes sehen wollen. Unbeholfenheit, Verspieltheit, aber auch Sehnsucht, Zärtlichkeit, Begehren, Sinnlichkeit und reine Fantasien spiegeln sich bei Roe wider.
Zur Ausstellung
„Chanee Roe – Clinging Knots“ ist noch bis zum 7. Juni in der Galerie 68projects by Kornfeld, Fasanenstr. 68, 10719 Berlin zu sehen. Die Galerie hat dienstags bis samstags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Weitere Informationen finden Sie hier.
In ihren großformatigen, 2025 entstandenen Leinwandbildern in der Galerie 68projects legt gerade die Nacktheit die Verletzlichkeit des Menschen in seinen privatesten Bereichen bloß, ohne dass Kleider fallen müssen.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.
Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.
Der deutsche Expressionismus stand Pate, aber auch ein Hauch der Neuen Wilden, die in den 1980ern mit einer antiintellektuellen Kunst und einem unbeschwerten Duktus auffielen, weht durch die Bilder (Preise: 8400-11.600 Euro), wobei Roe das Reale mit dem Surrealen, dem Grotesken verbindet. So stochert sie beharrlich im tiefen Grund leiblicher Genüsse, ohne jemals die seichten Gewässer purer Pornografie zu berühren.
Rot wie die Leidenschaft
Auffallend ist bei 68projects die Dominanz des Komplementärkontrastes zwischen Rot und Grün. Farben, die mit verschiedenen Gefühlszuständen oder Befindlichkeiten assoziiert werden können: Rot als Zeichen für Leidenschaft und Energie, aber auch für Gewalt und Wut, Grün als Symbol für Aufbruch und Erwachen ebenso wie für Passivität oder Unreife. Raffiniert mildert Roe diese Dualität mit changierenden Tönen wie Gelb, das für Ausgelassenheit und Heiterkeit oder aber Neid und Rachsucht stehen kann.
Pikant sind ihre höchst humorvollen Anspielungen auf die biblische Geschichte: Bei trautem Lampenschein hält Eva auf der Wohnzimmercouch die Paradiesschlange zwischen ihren ausladenden Schenkeln und plänkelt mit ihr. Wer hat nun Adam tatsächlich verführt? Und in üppiger Fülle, lasziv auf dem Bett hingebreitet, mögen der Nackten angesichts der himmlischen Heerscharen männlicher Putti über ihr leise Zweifel an der unbefleckten Empfängnis aufkommen.
Es gibt auf irdischem Boden aber auch die simple Fortpflanzung zwischen Weiblein und Männlein, wobei aus der Brust der stillenden Mutter bei Roe nicht die Milch, sondern ein fragender Kopf herausquillt. Maria lactans, ein tradiertes christliches Motiv der alten Meister, lässt grüßen.
Shanee Roe, geboren 1996 in New York, studierte unter anderem bei Christoph Ruckhäberle an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und bei Daniel Richter an der Wiener Kunstakademie. Sie stellte in den USA, in Israel, Italien, Deutschland oder Österreich aus und lebt heute in Berlin.