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Felice Casorati im Palazzo Reale in Mailand: Leise Melancholie durchzieht seine Bilder

2025-04-25
In leben Vom admin

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In diesem Jahr wird an die 100. Wiederkehr der Mannheimer Ausstellung von 1925 erinnert, deren Titel die „Neue Sachlichkeit“ als Begriff etablierte. Figurative Malerei gab es überall, aber die Neue Sachlichkeit als eine Malerei klarer Formen in gleichmäßiger Ausleuchtung war eine Angelegenheit der deutschsprachigen Länder.

Nur in Italien war bereits 1923 eine Gruppe von Künstlern unter dem programmatischen Titel „Novecento“, „20. Jahrhundert“, vorgestellt worden, die eine ähnliche Auffassung vertraten.

Die Ausstellung

Casorati. Palazzo Reale, Mailand, bis 29. Juni. Katalog (Marsilio) 38 €.

In Berlin wurden Gemälde dieser Künstler 1977 im Rahmen der Schau „Tendenzen der Zwanziger Jahre“ gezeigt, später waren sie unter dem Titel „Realismen“ im Pariser Centre Pompidou zu sehen. Eine Überblicksausstellung zur Richtung des „Novecento“ fehlt hierzulande immer noch.

Trotz aller Nackheit fromm: Mit dem ausgestreckt liegenden Akt zitiert Felice Casorati in seinem Gemälde „Mittagszeit“ (1923) Mantegnas „Cristo morto“.

© Mittagszeit, 1923, olio su tavola, 119 x 130 cm. Trieste, Civico Museo Revoltella, Galleria d’Arte Moderna. Photo Credit: Archivio fotografico del Museo Revoltella - Galleria d’Arte Moderna, Trieste. © Felice Casorati by SIAER, VG Bild/Kunst Bonn 2025

Seinerzeit waren Bildnisse von Felice Casorati zu sehen, die in ihrer monumentalen Darstellung weit über das neusachliche Ideal des Berufsmenschen hinausgehen. Sie sind Teil der umfangreichen Retrospektive, die derzeit im Mailänder Palazzo Reale ausgerichtet wird, am Domplatz gelegen und entsprechend frequentiert.

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Da wird deutlich, dass die neusachliche Malerei bei Casorati nur eine, wenn auch die bedeutendste Phase blieb. Sie setzt nach dem Ersten Weltkrieg ein, als europaweit zu einer „neuen Ordnung“ aufgerufen wurde, und findet ihr tragisches Ende mit dem Brand im Münchner Glaspalast im Juni 1931, dem nicht weniger als neun im Rahmen einer Ausstellung gezeigte Werke Casoratis zum Opfer fielen.

Der Maler, 1883 geboren und nach 1918 in Turin heimisch geworden, knüpfte danach nicht wieder an den Stil der verbrannten Werke an, sondern orientierte sich an der Frührenaissance, vor allem an Piero della Francesca, der für viele Kollegen zum Vorbild wurde.

Wenngleich hochgeehrt, etwa mit einer Einzelausstellung bei der Biennale von Venedig 1938, hielt Casorati deutlichen Abstand zum Mussolini-Faschismus. Noch während des Zweiten Weltkriegs begann seine Zusammenarbeit mit der Mailänder Scala, für die er zahlreiche Bühnenbilder entwarf.

1955 war er auf der ersten Kasseler Documenta vertreten.

Madonnengleich: „Bildnis einer Dame“ von Felice Casorati aus dem Jahr 1922

© Bildnis einer Dame, 1922, olio su tavola, 72 x 60 cm. Collezione privata. Photo Credit: Andrea Guermani. © Felice Casorati by SIAE, VG Bild/Kunst Bonn 2025

Unter den in Mailand ausgestellten Bildern stechen die Porträts seiner Sammler und Mäzene aus den 1920er Jahren hervor, ebenso Aktdarstellungen in räumlich anspruchsvollen Perspektiven. Die leise Melancholie trotz ihrer Nacktheit nicht aufreizenden, sondern sich selbst überlassenen weiblichen Personen behält er auch in späteren, zunehmend flächigen Darstellungen bei.

Im Alter widmete sich Casorati vor allem der Bühnenarbeit; er starb 1963. Der jetzige Mailänder Katalog wartet mit einer imponierenden Liste von Einzelausstellungen und Beteiligungen auf. Hierzulande wäre er noch immer zu entdecken.

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