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„Liebestod“ und Co: Wagner-Musik lässt Filme flirren

2025-08-25
In gesellschaft Vom admin

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Die Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth sind für dieses Jahr vorbei und feiern nächstes Jahr 150. Geburtstag. Doch natürlich kann man auch Wagner woanders hören und erleben. 

Große Emotionen, dramatische Kraft, bewegende Leitmotive: Richard Wagners Musik scheint wie geschaffen fürs Kino. Hunderte Filmscores greifen auf Wagner-Werke zurück. 

So kommt etwa der Trauermarsch aus der „Götterdämmerung“ im Kinohit „Captain America: The First Avenger“ (2011) vor und der berühmte Walkürenritt, der neben dem Brautchor aus „Lohengrin“ zu Wagners bekanntesten Melodien gehört, im Klassiker „The Blues Brothers“ (1980) bei einer Verfolgungsjagd.

Ein paar Beispiele, wo einem Wagner, etwa im Heimkino, begegnen kann:

„Promising Young Woman“ (2020) 

Im Regiedebüt der damals 35-jährigen Emerald Fennell („Saltburn“) wird der Frage nachgegangen, ob es wirklich stimmt, dass die meisten Männer „gute Jungs“ seien und wo die Grenzen zwischen Gut und Böse tatsächlich verlaufen. Fennell gewann dafür zu Recht den Oscar fürs beste Originaldrehbuch. 

Carey Mulligan spielt eine traumatisierte (einst im Medizinstudium vielversprechende) junge Frau namens Cassandra. Sie jobbt nun in einem Café und geht in Bars, spielt dort betrunken, um Männer anzulocken, und dann bei ihnen die Vergewaltigungserlebnisse ihrer toten besten Freundin zu rächen. In einer Szene des „Me Too“-Thrillers geht Cassie auf das Auto eines unverschämten Mannes los, schlägt wild auf dessen Truck. Dazu läuft „Vorspiel und Liebestod“ aus der Oper „Tristan und Isolde“. Großes Kino.

„Melancholia“ (2011) 

Auch Lars von Trier hat sich an „Tristan und Isolde“ bedient: Im Weltuntergangsepos „Melancholia“ spielt Kirsten Dunst eine depressive Frau. Im Gegensatz zu ihrer lebensfroheren Schwester Claire (Charlotte Gainsbourg) hadert Justine kaum mit dem bevorstehenden Weltuntergang durch die Kollision der Erde mit einem anderen Planeten. Von Trier nutzt vor allem das Vorspiel der Oper. Der Tristan-Akkord in seiner sehnsüchtigen Spannung scheint die Todessehnsucht der Hauptfigur perfekt auf den Punkt zu bringen.

„William Shakespeares Romeo + Julia“ (1996) 

Baz Luhrmann („Moulin Rouge“, „Der große Gatsby“) bewies schon früh, Bilder und Musik perfekt kombinieren zu können. Auch diese Shakespeare-Interpretation, die als Reflexion über Gewalt und moderne Medien deutbar ist, endet mit der berühmten tragischen Situation des Liebespaares. Romeo (Leonardo DiCaprio) betrauert in der Gruft die vermeintlich tote Julia und trinkt Gift. Julia (Claire Danes) erwacht, doch es ist zu spät. Sie sieht, wie ihr Geliebter aus Trauer um sie stirbt und erschießt sich mit Romeos Pistole. Dazu läuft der „Liebestod“ aus „Tristan und Isolde“. Der Begriff Liebestod in Zeiten mit größerer Sensibilität für Suizidverhalten: natürlich viel zu beschönigend.

„Apocalypse Now“ (1979) 

„Ritt der Walküren“ ist die Bezeichnung für das Orchestervorspiel zum dritten Akt der Oper „Die Walküre“. Sie gehört zum Gesamtwerk „Der Ring des Nibelungen“, das Wagner „Bühnenfestspiel für drei Tage und einen Vorabend“ nannte, wobei die Oper „Das Rheingold“ den Vorabend bildet, gefolgt von „Walküre“, „Siegfried“ und „Götterdämmerung“. 

In seinem Antikriegsfilm „Apocalypse Now“ inszeniert Francis Ford Coppola zwiespältig die technische Faszination und das physische und psychische Grauen des Vietnam-Krieges, und eigentlich jedes Krieges, mit Hubschraubern, Bomben und dem treibenden Walkürenritt-Sound. Ein Inferno im Palmenparadies.

„Der große Diktator“ (1940) 

In der Nazi-Zeit wurde Wagners Musik gezielt für Propaganda genutzt. Etwa vor 90 Jahren in Leni Riefenstahls Doku „Triumph des Willens“, die eher ein NSDAP-Parteitagsglorifizierungsfilm ist und „Wach auf“ aus der Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ benutzt. Wagners klanggewaltige Tonsprache diente öfter den Nationalsozialisten, Thomas Mann nannte das Bayreuther Festspielhaus gar „Hitlers Hoftheater“.

Der seherische Charlie Chaplin machte sich über all das lustig. Schon 1940 mimte er den judenfeindlichen Tyrannen Anton Hynkel (englisch: Adenoid Hynkel) in seiner Satire „Der große Diktator“. 

Den Wagner-Kult parodiert er in einer der vielleicht besten Szenen der Filmgeschichte: Hynkel tanzt zum flirrenden „Lohengrin“-Vorspiel mit einem Globus in seinem Arbeitszimmer. Mit Hingabe und selbstversunken hopst er herum. Größenwahnsinnig jongliert er mit der Weltkugel – bis sie zerplatzt.

© dpa-infocom, dpa:250824-930-948401/1

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