An das letzte Aufeinandertreffen mit Dänemark haben die deutschen Fußballerinnen sehr gute Erinnerungen. Bei der Europameisterschaft in England vor drei Jahren gelang dem DFB-Team ein 4:0-Erfolg, durch den es anschließend in einen besonderen Flow kam und sich bis ins Finale spielte.
Nachdem die Stimmung nach dem Auftaktsieg gegen Polen nicht die beste gewesen war, – einerseits wegen der Verletzung von Giulia Gwinn, andererseits wegen der durchwachsenen Leistung – soll nun endlich ein überzeugender Auftritt folgen. „Wir sind jetzt im zweiten Spiel angekommen, wir wissen um die Bedeutung des Spiels und dass wir mit einem Sieg einen großen Schritt Richtung K.-o.-Phase machen können“, sagte die deutsche Mittelfeldspielerin Linda Dallmann am Sonntag.
Wenn das Team von Bundestrainer Christian Wück am Dienstagabend in Basel auf Dänemark (18 Uhr, ARD) trifft, werden laut DFB knapp 16.000 Fans aus Deutschland dabei sein. Der St. Jakob-Park fasst bei der EM 34.250 Zuschauer.
Und diese Unterstützung können die deutschen Spielerinnen gut gebrauchen, denn für Dänemark ist es schon ein Alles-oder-nichts-Spiel. Bei einer Niederlage wäre die Mannschaft von Trainer Andrée Jeglertz so gut wie aus dem Turnier ausgeschieden. Für Deutschland würde ein Sieg jedoch den nahezu sicheren Einzug ins Viertelfinale bedeuten.
Alles läuft über Pernille Harder
Einfach wird es in jedem Falle nicht. Schon im ersten Spiel gegen Schweden zeigte das dänische Team seine Qualität bei Kontern. Meist ist dabei Pernille Harder die Zielspielerin, die kurz vor Schluss mit einem Lattentreffer nur ganz knapp den Ausgleich verpasste. „Ich glaube, es ist gut, dass Pi in der Bundesliga spielt, weil meine Mitspielerinnen wissen, was sie kann“, meint Dallmann. „Deswegen muss ich mir auch keine Sorgen machen, dass unsere Abwehr das nicht in den Griff bekommt.“
Wir wissen um ihre Stärken, dass sie sich die Bälle holt, sehr viele Tore schießt, kopfballstark ist und bei Standards gefährlich.
Linda Dallmann über Dänemarks Pernille Harder
Harder wird dennoch schwer zu verteidigen sein, weil sich die 32-jährige Ausnahmespielerin vom FC Bayern auf dem gesamten Spielfeld bewegt und daher nur schwer zu greifen ist. „Wir wissen um ihre Stärken, dass sie sich die Bälle holt, sehr viele Tore schießt, kopfballstark ist und bei Standards gefährlich“, sagt Dallmann. Es wird also auf eine gute Kommunikation und Abstimmung des deutschen Teams ankommen. Damit tat sich zumindest die Abwehrkette zuletzt gegen Polen zuweilen schwer und war etwas anfällig für Konter.
Doch Harder ist nicht die einzige Spielerin, die im dänischen Aufgebot über fußballerische Qualität verfügt. So könnte Stürmerin Amalie Vangsgaard von Juventus Turin mehr zum Zuge kommen, wenn Deutschland sich vorrangig auf Harder konzentriert. Die 28-Jährige ist für ihr Tempo bekannt und dürfte bei einem hohen Pressing des deutschen Teams Räume hinter der letzten Kette nutzen wollen. Das gilt es unbedingt zu verhindern, da bei Innenverteidigerin Rebecca Knaak durchaus Tempodefizite vorhanden sind.
Grundsätzlich ist Deutschland jedoch der große Favorit auf den Sieg. Zuletzt tat es sich gegen tiefstehende Gegner etwas schwer damit, Chancen herauszuspielen. Beim Sieg über Polen steigerte sich das Team von Trainer Wück dahingehend aber deutlich. Einzig die Effizienz ließ zu wünschen übrig. Von vier Großchancen verwandelte Deutschland nur zwei.
Deutschland sollte nicht auf Flanken setzen
Dänemark wird wohl wieder kompakt verteidigen wollen und erstmal den deutschen Fußballerinnen den Ball überlassen. Es wird also auf Eins-gegen-Eins-Duelle auf dem Flügel ankommen, in welchen Klara Bühl und Jule Brand ihre großen Stärken haben.
Dass die beiden erneut so viele Flanken schlagen – gegen Polen waren es insgesamt 31 –, ist unwahrscheinlich. Schließlich führten die 32 Flanken Schwedens gegen Dänemark ebenfalls nicht zum Erfolg. Mit den groß gewachsenen Innenverteidigerinnen Katrine Veje und Stine Ballisager Pedersen besitzt Dänemark im Strafraum oftmals die Lufthoheit.
Es dürfe in Basel also ein enges Duell werden, bei dem Kleinigkeiten den Ausschlag geben könnten. Entscheidend wird sein, ob es dem DFB-Team gelingt, die eigene spielerische Klasse mit der nötigen Konsequenz im Abschluss zu verbinden und gleichzeitig die defensiven Abstimmungen zu verbessern. Gelingt das, steht dem vorzeitigen Einzug ins Viertelfinale kaum etwas im Weg.