Im günstigsten Fall kann sich Hertha BSC im Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg an diesem Freitag sogar eine Niederlage erlauben – und wäre trotzdem rechnerisch bereits gerettet. Voraussetzung ist, dass Preußen Münster, derzeit Drittletzter der Zweiten Liga, am Samstag nicht gegen Darmstadt 98 gewinnt.
Vier Spieltage vor Schluss hat Hertha elf Punkte Vorsprung auf die Münsteraner, die derzeit den Relegationsrang belegen. Selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass Preußen alle noch ausstehenden Spiele gewinnt, benötigen die Berliner Fußballer nur noch einen Sieg (oder zwei Unentschieden), um die letzten rechnerischen Zweifel am Klassenerhalt zu beseitigen.
Während also die sportliche Zugehörigkeit des Klubs zur Zweiten Liga als so gut wie sicher gelten darf, lässt sich das mit Blick auf Herthas Finanzen noch nicht so deutlich behaupten. „Es ist ja kein Geheimnis, dass wir wirtschaftlich in einer weiterhin nicht einfachen Situation sind“, sagt Sportdirektor Benjamin Weber. Für die Lizenz der Deutschen Fußball-Liga (DFL) müssen die Berliner daher noch ein bisschen nacharbeiten.
„Wie in den Jahren zuvor haben wir eine Bedingung im wirtschaftlichen Bereich sowie Auflagen erhalten“, teilte der Klub am Dienstag mit. „Gemäß der ersten Lizenzentscheidung müssen wir die Bedingung bis zum 4. Juni erfüllen.“
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Darauf waren wir vorbereitet und werden dem fristgerecht nachkommen.
Hertha BSC zu der Bedingung der DFL für die Lizenz
Um welche Forderungen der DFL es sich konkret handelt, teilte Hertha wie üblich nicht mit. Dass es wie schon in der Vergangenheit um die Nordic-Bond-Anleihe geht, deren Auszahlung im November ansteht, liegt allerdings auf der Hand.
Das Problem ist Herthas Vereinsführung lange bekannt. Schon vor einem Jahr hatte Geschäftsführer Tom Herrich gesagt, dass bis Ende 2024 eine Lösung für dieses Problem gefunden werden müsse: „Wir können nicht mit diesem Damoklesschwert in das Lizenzierungsverfahren gehen.“
Offenbar fährt Hertha in dieser Angelegenheit zweigleisig. Zum einen hat der Klub vor zwei Monaten mitgeteilt, er habe mit mehreren Partnern ein Finanzierungskonzept entwickelt, das Hertha in die Lage versetze, „die im Herbst anstehende Rückzahlung der Anleihe fristgerecht vornehmen zu können“.
Mit anderen Worten: Die Berliner nehmen einen Kredit auf, um die Forderungen der Anteilseigner zu bedienen. Der Zinssatz für diesen Kredit liegt unter dem, der für die Anleihe anfällt (aktuell 10,5 Prozent).
Im November wird die Anleihe fällig
Die zweite Möglichkeit wäre, die Anleihe nochmals zu verlängern – zu einem für Hertha günstigeren Zinssatz. Die Berliner haben eine Verlängerung um drei Jahre zu 6,5 Prozent Zinsen vorgeschlagen. Dazu braucht es eine Zweidrittelmehrheit der Gläubiger, die bis zum 6. Mai über den Vorschlag abstimmen können.
Hertha teilte mit, dass man auf die Bedingung der DFL vorbereitet sei und der Forderung fristgerecht nachkommen werde. Der Optimismus in Sachen Lizenz speist sich auch aus den Erfahrungen der Vergangenheit. Selbst wenn der Lizenzantrag für die Berliner in diesem Jahr erneut eine echte Herausforderung war und am Ende mal wieder ein Kampf gegen die Uhr: So schlimm wie nach dem Abstieg 2023 kann es nicht noch einmal werden.
Damals stand die Existenz des Vereins auf dem Spiel, der Lizenzentzug war eine reale Gefahr. Denn Hertha benötigte vor zwei Jahren nicht nur die Zustimmung der Anteilseigner für eine Laufzeitverlängerung der Anleihe und eine Bankbürgschaft für den Fall der Ablehnung, der Klub musste zudem einen Transferüberschuss von 20 Millionen Euro erzielen.
Letztlich verdankte Hertha die Lizenz auch einer gewissen Kulanz des Ligaverbandes. Weil der Investor 777 Partners den Berlinern eine Bankbürgschaft verweigert hatte (offenbar aus gutem Grund, wie man inzwischen zumindest ahnt), soll sich die DFL letztlich mit einer Patronatserklärung der Amerikaner zufriedengegeben haben.
Auch für die neue Spielzeit kalkuliert Hertha wohl wieder mit einem Transferüberschuss, angeblich in zweistelliger Millionenhöhe. Da der Transfermarkt erfahrungsgemäß erst im Laufe des Sommers richtig in Bewegung gerät, könnten die Lizenz-Auflagen der DFL damit im Zusammenhang stehen.
Die bisher feststehenden (aber noch nicht offiziell verkündeten) Zugänge für die neue Saison – Niklas Kolbe, Sebastian Grönning, Leon Jensen – kommen alle ablösefrei. Mit einem Transfer von Ibrahim Maza, an dem vor allem Bayer Leverkusen stark interessiert sein soll, würde Hertha dem Ziel daher schon ein entscheidendes Stück näher kommen.