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Vor dem Turnier in Sheffield: Grüße aus Riad: Das Snooker-Genie und sein WM-Geheimnis

2025-04-17
In sport Vom admin

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Ronnie O'Sullivan lässt sich nicht drängen. Während im altehrwürdigen Crucible Theatre von Sheffield die versammelte Snooker-Welt auf ein Signal zu seiner WM-Teilnahme wartet, schickt die alles überragende Legende der Billard-Variante ein paar verwackelte Bilder aus Saudi-Arabien. Hier ein bisschen Training, dort Grüße in die Kamera: O'Sullivan geht in Riad mal wieder seinen eigenen Weg - den unkonventionellen.

Der 49 Jahre alte Engländer pendelt seit mehreren Dekaden zwischen Genie und Wahnsinn. Im Kalenderjahr 2025 war von der sportlichen Genialität bislang nicht viel zu sehen - von der anderen Seite hingegen umso mehr.

Weltverband nennt „medizinische Gründe“

Im Januar hat O'Sullivan mit Wucht ein Queue zerstört und danach erst seinen Champions-League-Start abgebrochen und im Anschluss die Teilnahme beim wichtigen Masters abgesagt. Es war ein kurzer Wutausbruch, wie er in dem feinen Sport voller Gentlemen absolut unüblich ist.

Vor der am Samstag beginnenden WM stellt sich die Frage: Kehrt der siebenmalige Weltmeister spontan und ohne Matchpraxis zurück? Oder kommt nach mehr als drei Monaten Pause auch das wichtigste Turnier der Welt zu früh für „The Rocket“, wie O'Sullivan genannt wird? Der Engländer ist nicht im herkömmlichen Sinne verletzt, auch wenn der Weltverband im Januar „medizinische Gründe“ für seine Absage anführte.

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Aushängeschilder sprechen über Depressionen

O'Sullivan plagen psychische Probleme. Der Sport-Star macht kein Geheimnis aus der Diagnose Depression, die ihn seit Jahrzehnten durch die Karriere begleitet. Als er sich zum Jahresstart schnell von der großen Bühne verabschiedete, sagte er: „Es ist einfach zu viel geworden.“ 

Der Engländer machte sich danach rar. O'Sullivan entschuldigte sich bei seinen Fans, die umsonst Tickets gekauft hatten, und reiste nach Saudi-Arabien, wo er in der Hauptstadt eine eigene Akademie gegründet hat.

Das Thema Depressionen ist im Snooker präsent wie in kaum einer anderen Sportart. Es sind nicht nur die schillernden Aushängeschilder des Sports betroffen - sie sprechen auch darüber. Wie der Engländer Mark Selby, der vier WM-Titel erobert hat und über den Zeitraum von zehneinhalb Jahren immer wieder die Nummer eins der Welt war.

Selbys größter Erfolg war kein WM-Titel

Bei Selby war der Tod des eigenen Vaters Auslöser für eine schwere mentale Krise. „Mir ging es so schlecht, dass ich sogar daran gedacht habe, mir das Leben zu nehmen. Es war hart“, schilderte Selby. Als seinen größten Erfolg bezeichnet der 41-Jährige keinen seiner WM-Titel im Crucible Theatre, sondern seinen Mut, das noch immer stigmatisierte Thema Depression öffentlich thematisiert zu haben.

Die bewegende Geschichte von O'Sullivan hat dabei sicher geholfen. Der Engländer hat eindrücklich von seinen Dämonen berichtet und geschildert, wie wenig er leisten kann, wenn diese ihn begleiten. Auch in der derzeitigen Phase der Krise spricht „The Rocket“ vereinzelt in Interviews über seine Verfassung.

O'Sullivan: „Habe vergessen, was ich gemacht habe“

„Es wird keine einfache und schnelle Lösung geben“, sagte O'Sullivan jüngst der englischen Boulevardzeitung „The Sun“. Aktuell sei es so, dass er mal einen Schritt nach vorne komme und dann zwei zurück - an anderen Tagen komme er zwei Schritte voran und falle wieder einen zurück. Von einem wirklichen Fortschritt konnte er nicht berichten.

Der Familienvater versucht seit Jahren, seinen Beruf Profisportler zu relativieren und Snooker als Spiel zu sehen. Aber auch ein Spiel kann in der Depression extrem kompliziert werden. „Ich habe buchstäblich vergessen, was ich früher gemacht habe“, gestand O'Sullivan.

Snooker-Fans weltweit hoffen, dass sich das Genie schnell daran erinnert - und schon bei der WM ein spektakuläres Comeback feiert. Während O'Sullivan selbst sagt, schon ein einziges gewonnenes Match wäre ein riesiger Erfolg, sehen ihn die Buchmacher im erweiterten Favoritenkreis um den Titel.

Experte Rolf Kalb sagt bei Eurosport, ein triumphales Comeback „wäre die größte Snooker-Story aller Zeiten“. Eine WM ohne O'Sullivan gab es letztmals im April 1992.

© dpa-infocom, dpa:250416-930-443962/1

Das ist eine Nachricht direkt aus dem dpa-Newskanal.

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