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Ohne Haltung, nur mit Becher: Auf dem Weihnachtsmarkt darf Berlin mal unkompliziert sein

2025-11-25
In gesellschaft Vom Silvia Perdoni

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Die Nachmittagssonne ist gerade versunken, da drängen sich schon die ersten Menschen unter der Lichterkette am Glühweinstand, die im Takt eines stotternden Generators flackert. In der Luft liegt der Duft von gebrannten Mandeln, kalter Straße und Nackensteaks, zwei Kolleginnen fragen sich, ob der Punsch im vergangenen Jahr genauso teuer war. Es ist wieder so weit: Am Montag eröffnen die Weihnachtsmärkte.

Und ja, man kann sich nun in gewohnter Manier darüber erheben. Man kann die Plastikdeko verspotten, die Glühweinpreise beklagen oder darüber meckern, dass viele Märkte inzwischen Eintritt nehmen. Man kann über das Gedränge schimpfen, über die Taschenkontrollen, die immer gleichen Stände mit Filzpuschen oder gleich allumfassend: über die Kommerzialisierung von Weihnachten. Alles eine Mischung aus Autoscooter und Adventsrestposten?

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Nein. Denn die Weihnachtsmärkte haben der Stadt etwas Besonderes zu geben.

Hier in Berlin, wo alles immer direkt kommentiert, eingeordnet und hinterfragt wird, entstehen im Dezember für ein paar Wochen Orte, an denen die Stadt einfach unironisch stattfinden darf. Es braucht keine Haltung.

Silvia Perdoni ist stellvertretende Ressortleiterin im Berlin-Ressort des Tagesspiegels. Sie hat in Lüneburg, Genua und Leipzig Wirtschaftspsychologie und Journalismus studiert. 2012 wollte sie für ein Jahr nach Berlin gehen – und hat ihre Wahlheimat gefunden.

Der Weihnachtsmarkt taugt auch kaum, um den eigenen Charakter zu betonen. Wer sich profilieren will, macht das mit den Clubs, Bars oder Restaurants, die er besucht – nicht mit dem Weihnachtsmarkt. Man kann einfach hingehen, ohne es erklären zu müssen. Niemand braucht kulturelles Vorwissen, niemand muss sich sozial beweisen. Es genügt, einen Becher in der Hand zu halten.

Weihnachtsmärkte bieten spontane Atmosphäre

Dazu kommt etwas, das im überlaufenen Berlin, wo jeder Zweiertisch Wochen im Voraus ausgebucht zu sein scheint, nahezu exotisch daherkommt: spontane Atmosphäre. Weihnachtsmärkte verlängern den Feierabend, bieten einen einfachen Treffpunkt und schmücken überall in der Stadt graue Plätze mit Lichtern. Man kann einfach auf eine heiße Schokolade vorbeigehen oder den ganzen Abend versacken, kann mit einer Horde Kollegen um die Feuertonne stehen oder den Kindern beim Karussellfahren zusehen.

Zu den bekanntesten Weihnachtsmärkten Berlins gehört jener am Schloss Charlottenburg.

© IMAGO/imageBROKER/Wilfried Wirth

Dabei entstehen selten legendäre Erinnerungen, die man sich noch Jahre später begeistert erzählt. Zu altbekannt ist die Kulisse. Auch eignen sich die Weihnachtsmärkte in Berlin nicht gerade, um besonders viel Winterzauber zu entfachen – vielerorts stehen die Besucher in Pfützen neben Hauptverkehrsstraßen und prosten sich zu, während vom Himmel ein Graupelschauer rieselt.

Doch zwischen und Kettenkarussell, Kartoffelpuffern und Kunstschnee bildet sich eine unverkrampfte Gemeinschaft, in der erlaubt ist, was Berlin sich zu oft verbietet: einfach Spaß zu haben. Ohne Anspruch und ohne Tiefe. An einem unkomplizierten Ort, der niemanden beeindrucken will und gerade dadurch verbindet.

Und irgendwann macht man sich nach einem verbrachten Nachmittag oder Abend auf den Weg nach Hause, die Hände noch warm vom Becher, und denkt kurz: Ach, das war nett. Und das reicht manchmal völlig.

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