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Mutmaßlicher Femizid: Ehefrau getötet - Sohn sagt im Prozess gegen Vater aus

2025-10-01
In gesellschaft Vom admin

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Die vier Kinder schliefen, als es zu einem Messerangriff auf ihre Mutter kam: Nach dem gewaltsamen Tod einer 37-jährigen Frau steht ihr Ehemann vor dem Berliner Landgericht. Der 44-Jährige soll die vierfache Mutter, die getrennt von ihm lebte, in deren Wohnung mit einem Küchenmesser attackiert haben. 

Der älteste Sohn sagte als erster Zeuge, er sei durch Geschrei aufgewacht, die Eltern seien in der Küche gewesen, sein Vater habe ein Messer in der Hand gehalten. „Ich habe den letzten Stich gesehen“, sagte der 22-Jährige unter Tränen. Sein Vater sei sehr eifersüchtig gewesen. Immer wieder sei es in der Ehe zu Gewalt gekommen. „Mein Vater hat meine Mutter geschlagen, an den Haaren gezogen, Geschirr geworfen, so der Sohn. Eine Arbeit habe der Vater der Mutter verboten, er habe sie kontrolliert.

Als Totschlag angeklagt

Die Anklage lautet auf Totschlag. Das Gericht erteilte allerdings einen rechtlichen Hinweis, dass auch eine Verurteilung wegen Mordes aus niedrigen Beweggründen in Betracht komme. Der Verteidiger erklärte zu Beginn des Prozesses um einen mutmaßlichen Femizid, sein Mandant werde sich zunächst nicht zu den Vorwürfen äußern.

Femizid bedeutet, dass Frauen aufgrund ihres Geschlechts getötet werden – also weil sie Frauen sind. Als häufigste Form gilt die Tötung von Frauen durch Partner oder Ex-Partner.

Anklage: Mehrmals mit Küchenmesser zugestochen

Die vier gemeinsamen Kinder des aus Afghanistan stammenden Paares schliefen noch, als es am Morgen des 17. April dieses Jahres in der Wohnung der Frau in Berlin-Britz zu einem Streit kam. „In dessen Verlauf fasste der Mann den Entschluss, die Geschädigte zu töten“, heißt es in der Anklage. Er habe mit einem Küchenmesser zugestochen – vier Stiche in den vorderen Oberkörper und einer in den Rücken seien es gewesen.

Sohn schubste den Vater weg

Der älteste Sohn wurde laut Ermittlungen auf den Streit aufmerksam. Der 22-Jährige sei aufgestanden und habe den Vater weggeschubst. Dadurch sei der Mutter zunächst die Flucht gelungen. Im Treppenhaus sei sie zusammengebrochen und verblutet. Der 44-Jährige wurde vor Ort festgenommen und befindet sich seitdem in Haft.

Frau zog Anzeigen wieder zurück

Laut Staatsanwaltschaft hatte die Frau nach dem Gewaltschutzgesetz ein sogenanntes Annäherungsverbot bis Juni 2025 erwirkt. Zuvor soll sie den Mann zweimal wegen Körperverletzung angezeigt haben, zuletzt im Dezember 2024. Da die Frau hinterher jedoch die Anzeigen zurückgezogen habe, hätten die Verfahren eingestellt werden müssen.

Der Vater habe sich Monate vor der Tat wegen einer anderen Frau getrennt, berichtete der Sohn. Nach dem Ende der neuen Beziehung sei er wieder aufgetaucht, habe von Liebe gesprochen. Er habe die Mutter auch überredet, eine Strafanzeige zurückzunehmen. „Danach war sein Verhalten noch schlechter“, so der Sohn. 

Leblose Frau auf dem Beifahrersitz

In einem anderen Gerichtsprozess, in dem es auch mutmaßlich um einen Femizid in Berlin geht, ist ein 49-jähriger Mann wegen heimtückischen Mordes angeklagt. Der polnische Staatsangehörige soll seine Partnerin am 10. April 2025 in Berlin-Moabit in seinem Auto mit einem Spanngurt stranguliert haben, so die Staatsanwaltschaft.

Mit der leblosen Frau auf dem Beifahrersitz sei er dann wegen seiner auffälligen Fahrweise von der Polizei kontrolliert worden. Die Beamten hätten versucht, die 57-Jährige, die ebenfalls aus Polen stammte, zu reanimieren. Sie sei wenig später in einem Krankenhaus gestorben. 

Das Paar habe seit 2018 „in einer von häuslicher Gewalt seitens des Angeklagten und beidseitigen Alkoholexzessen geprägten Beziehung gelebt“, so die Staatsanwaltschaft. Der 49-Jährige schwieg zu Prozessbeginn. In früheren Angaben bei der Polizei hatte er die Tat bestritten und erklärt, er habe die Frau leblos im Auto gefunden. Beide Prozesse gehen am 7. Oktober weiter.

© dpa-infocom, dpa:250930-930-104976/2

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