Jetzt wird’s wieder schön in Berlin – schön leer. Mit Beginn der Sommerferien gibt sich die Stadt selbst in den Freibädern entspannter. Doch vor diesem Sommerloch erhitzt alljährlich die Debatte: Ist es nicht noch zu früh, um in die Ferien zu starten? Schließlich belegen Bayern und Baden-Württemberg wie immer die späten Termine im August und September – und ernten damit einen großen Vorteil: In vielen Urlaubsregionen am Mittelmeer oder am Atlantik beginnt da schon die Nebensaison. Dann ist der Familienurlaub deutlich günstiger – und an den Stränden ist es außerdem nicht mehr unerträglich heiß.
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Der Kommentar von Robert Ide zum Nachhören:
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Alle anderen Bundesländer werden zum Teil deutlich früher zur Erholung geschickt und wehren sich jedes Jahr vergeblich dagegen. Diesmal kommt massiver Protest aus NRW und aus Norddeutschland. Doch Bayern blockiert einen Konsens für alle. Früher lautete dafür die Ausrede: Unsere Kinder müssen auf den Feldern helfen. Heute heißt es: Wir hatten ja gerade erst Pfingstferien. Bergkönig Markus Söder (CSU) beharrt darauf, dass der späte Start in den Sommer „fest in der DNA der Bayern“ liege. Berlins Schulverwaltung zuckt dazu nur hilflos die Schultern und lässt ausrichten, man sei froh, dass die Hauptstadt wenigstens nicht mehr im Juni in den Sommerurlaub starten muss.

Robert Ide Robert Ide schreibt unter anderem die Newsletter „Checkpoint“ und „Im Osten“ sowie Kolumnen über Liebe („Ins Herz“) und die Internationalen Filmfestspiele, die Berlinale. Er war lange Chef der Sportredaktion und der Berlin-Brandenburg-Redaktion sowie Geschäftsführender Redakteur. Robert Ide ist Buchautor, Moderator und Experte zur deutschen Einheit.
Auf die Nachfrage bei der Bildungsverwaltung, welche Ferien denn in der DNA Berlins liegen würden, verweist diese auf die Kultusministerkonferenz – die aber hat die deutschen Ferientermine schon bis 2030 festgetackert. Dabei ist eine Grundsatzdebatte über die richtigen Ferienzeiten angebracht: Warum zum Beispiel gibt es – vier Wochen nach den Weihnachtsferien – noch Winterferien, obwohl es kaum noch Winter gibt in Deutschland? Warum braucht es zwei Wochen Osterferien, wenn das Wetter Ende März meistens mau ist – aber dafür bestehen die Pfingstferien Ende Mai auch im kommenden Jahr nur aus einem unterrichtsfreien Tag?
Berlins Bildungsverwaltung lässt Anfragen dazu unbeantwortet. Dabei würde sich das Nachsitzen hier lohnen. Das Sommerferien-Problem ließe sich so einfach wie in Bayern lösen: Alle atmen Pfingsten länger durch und machen dann später Sommerferien.
Die Feriendebatte zeigt, dass Deutschland gerade in der Bildungspolitik noch sehr traditionell tickt: Die Kultusministerkonferenz der Länder ist zu Änderungen kaum in der Lage. Und Elternvertretungen insbesondere in westdeutschen Ländern weisen auf ein anderes Problem hin: Hier sind generell zu wenige Betreuungsangebote für sechs Wochen Sommerferien vorhanden. In Berlin dagegen gibt es – als gutes ostdeutsches Erbe – einen flächendeckenden Hort, dazu vielfältige Ferienkurse auch für kleines Geld, das Kinderzentrum FEZ sowie den Ferienpass mit vielen Vergünstigungen. Und wenn viele weg sind, sind selbst die Freibäder nur normal voll. Schon das ist sehr erholsam.
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Jeden Donnerstag ab 6 Uhr kommentiert Robert Ide stadtpolitische Themen bei Simone Panteleit und Team im Berliner Rundfunk 91.4. Im Tagesspiegel finden Sie den Kommentar zum Nachlesen und Nachhören.