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Mit den Schwestern flüstern: Südtiroler Familiensaga „Vermiglio“ im Kino

2025-07-25
In leben Vom Gunda Bartels

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Wie soll man diese Südtiroler Familiensaga von Maura Delpero nennen?

Angesichts des Raums, den Mikhail Krichmans wunderschöne Tableaus der erstarrten alpinen Winterlandschaft rund um das titelgebende Dorf Vermiglio einnehmen. Angesichts des dröhnenden Schweigens und zaghaften Flüsterns, mit dem die vielen kleinen Geheimnisse in der Dorfschullehrerfamilie erzählt werden.

Und angesichts der Ernsthaftigkeit, mit der der karge, bäuerliche Alltag in einem Bergdorf kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs durch alle Jahreszeiten gezeichnet wird, scheint „Bildgedicht“ eine mögliche Bezeichnung für dieses stilsichere Drama zu sein, das bei den Filmfestspielen von Venedig mit einem Silbernen Löwen für den Großen Preis der Jury ausgezeichnet wurde.

Festtafel im Trentino. Die Hochzeit von Lucia und Pietro wird mit Bergblick gefeiert.

© Piffl Medien

Dessen entschleunigtes Erzähltempo stellt eine Herausforderung beim Zuschauen dar. Ebenso wie die Auslassungen in der Geschichte, in deren Mittelpunkt Lucia (Martina Scrinzi), die älteste Tochter des Lehrers Cesare (Tommaso Ragno), steht. Lässt man sich darauf ein und folgt Delpero bei ihrem anti-nostalgischen Versinken in eine vormoderne, fromme Welt, entfalten die Tragödien und Wachstumsschmerzen der Lehrerskinder einen bewegenden Sog.

„Vermiglio“ ist ein tief ein- und ausatmender, feinsinniger, vielschichtiger Film über alltägliche Dinge in einer Welt, die abseits des kriegserschütterten Europas des Jahres 1944 steht, aber trotzdem von dessen Ausläufern erfasst wird. Getragen von scheuen, fest in ihr soziales Korsett gepressten Charakteren, die meisterlich verhalten gespielt werden.

Der Film

Vermiglio, Italien/Frankreich/Belgien 2024, 119 Minuten. Buch und Regie: Maura Delpero. Mit Tommaso Ragno, Roberta Rovelli, Martina Scrinzi, Rachele Potrich. Kinostart: 24. Juli.

Der Lehrer ist Familienvorstand und Respektsperson, ein Patriarch, um den Ehefrau, Schwägerin und Kinder kreisen. Zehn hat die ausgemergelte Adele (Roberta Rovelli) ihm geboren, „ohne je einen Blumenstrauß bekommen zu haben“, wie sie in einem rebellischen Moment beklagt, acht haben überlebt.

Trotz dieser traditionellen Hierarchie hat Cesare, der sich den Zorn seiner Frau zuzieht, weil er trotz ihrer Armut eine dritte Grammophonplatte mit Musik von Vivaldi anschafft, auch weltoffene Züge. Er liebt die Bildung und die Künste und versucht, seine Schülerinnen und Schüler mit Hingabe dafür zu erwärmen. Auch erwachsene Männer, die er nachmittags unterrichtet.

Einer von ihnen ist Pietro (Giuseppe De Domenico), ein Deserteur aus Sizilien, der sich mit einem weiteren Deserteur aus dem Dorf bei klirrender Kälte in einem Stall am Berg versteckt. Zum Unwillen einiger Dörfler, die die vorzeitigen Kriegsheimkehrer lieber ausgeliefert sähen. „Nein“, spricht Cesare ein Machtwort, „das sind unsere Söhne. Sie sind nicht in den Krieg gegangen, weil sie es so wollten“. Also füttert das Dorf Pietro durch, und Cesare akzeptiert, dass der schweigsame, besitzlose Analphabet seine älteste Tochter Lucia schwängert und heiratet.

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Die Kinder müssen Betten teilen

Diese sich später zur Tragödie entwickelnde Romanze, die mit Blicken und zarten Gesten beginnt, steht bald im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der drei älteren Mädchen Lucia, Ada (Rachele Potrich) und Flavia (Anna Thaler), die allabendlich im gemeinsamen Bett tuscheln.

Dass die Jungen und Mädchen der Lehrersfamilie sich jeweils Betten teilen, ist aus materieller Not und Platzmangel in dem einsam gelegenen Haus geboren. Aber es schafft eine innige Nähe zwischen den Geschwistern, deren abendliche Einschlafgespräche und ihr Kuscheln all die Zärtlichkeit enthalten, für die tagsüber im Haushalt und bei der bäuerlichen Arbeit oder in der Schule kein Platz ist. Nicht nur zwischen den Schwestern, sondern auch zwischen dem gegen seinen Vater Cesare rebellierenden Teenager Dino und seinem kleinen Bruder.

„Vermiglio“ ist ein Sittengemälde, in dem geboren und gestorben wird und in dem die Elterngeneration ebenso von Zweifeln, Sehnsüchten und Scham geplagt wird wie die heranwachsenden Kinder. Aber auf den Kindern und jungen Frauen liegt Maura Delperos Fokus.

Winterromanze scheuer Blicke. Deserteur Pietro (Giuseppe De Domenico) und Lucia (Martina Scrinzi) lernen sich im Dorf Vermiglio kennen.

© Piffl Medien

Auf dem sexuellen Erwachen von Lucia und der frommen Ada, die sich deswegen bizarre Bußrituale auferlegt. Und auf der jüngeren Flavia, die vom Vater als Klassenbeste für eine höhere schulische Laufbahn in der Klosterschule von Trient auserkoren wird, aber trotzdem dessen Geheimnisse ausspäht.

Sinnliche Verbindung zur Natur

Da sind die Atemfahnen im Winter, die Blumen und das stürzende Wasser im Sommer, die gackernden Hühner und die schnaubende Kuh. „Vermiglio“ schafft eine sinnliche Verbindung zwischen seinen Protagonisten und der Natur.

Kameramann Mikhail Krichman taucht den Bergwinter in Graublau und Weiß und den Sommer in entsättigtes Grün, vor dessen Hintergrund die Kleidungsdetails der Frauen in Rot und Blau hervorstechen wie auf einer alten Postkarte. Ein Look, der keinen Zweifel an der Härte des Lebens in einem Bergdorf lässt, aber als ästhetische Komposition trotzdem ein Genuss ist.

Wie es neorealistische Schilderungen beengter gesellschaftlicher Verhältnisse naturgemäß mit sich bringen, liegt Melancholie in den Gesichtern der Menschen in Vermiglio. Aber sowohl Lucia als auch Ada und Flavia bewegen sich am Ende aus ihrem alten Leben heraus. Lucia verlässt den heimischen Herd und geht zum Arbeiten in die Stadt.

In „Vermiglio“ finden auch grundstürzende Veränderungen im Stillen statt.

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