Nach Jahren des Stillstands tut sich etwas vorangehen bei der Entwicklung des großen Areals des einstigen Vorzeige-Erlebnisbads der DDR, dem Sport- und Erholungszentrum (SEZ) in Berlin-Friedrichshain. Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM) hat das Büro Stefan Forster mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt, die frühestens Ende des Jahres vorliegen soll. Ziel ist ein gemischtes Quartier mit Schwerpunkt auf Mietwohnungen.
Etliche Akteure der Stadtgesellschaft bis hinein in die Koalitionsfraktionen hatten zumindest einen Teilerhalt des Bestandsgebäudes gefordert, und dass eine Machbarkeitsstudie auch diese Option untersuchen müsse. Dieser Forderung wurde nun in der Vergabe nicht gefolgt. „Die Machbarkeitsstudie zielt nicht auf den Erhalt des bestehenden Gebäudes, sondern konzentriert sich auf eine umfassende Neuentwicklung des Standorts durch Abriss und Neubau“, sagte WBM-Sprecher Matthias Borowski dem Tagesspiegel.
„Im Mittelpunkt steht die Auslotung von Potenzialen für eine zukunftsgerichtete Stadtentwicklung – von der gestalterischen Bewertung der Vorgaben des Bebauungsplans über landschaftsplanerische Ansätze wie Regenwasserversickerung bis hin zu modularen und seriellen Bauweisen“, so Borowski. Auch die Optimierung einzelner Bereiche des Bebauungsplans werde im Rahmen der Studie geprüft.

© WBM/Stefan Forster
Einzelne Elemente des Spaßbads sollen nach den Plänen des Büros Stefan Forster erhalten und als Reminiszenzen in die Grünflächen integriert werden: Der originale Sprungturm des SEZ soll einen Weiher im Park zieren, ebenso wie die Statue „Die Badenden“. Stahlelemente der ehemaligen Brücke des SEZ sollen als Rankhilfen zu einem Wandelgang zusammengefügt und die Stahlkonstruktion der SEZ-Fassade soll künftig zum Klettergerüst werden.
Das Areal an der Ecke Landsberger Allee/Danziger Straße direkt am Volkspark Friedrichshain umfasst insgesamt rund 30.000 Quadratmeter. Geplant sind dort mehr als 550 neue Wohnungen, davon 50 Prozent sozial gefördert. Zudem entsteht laut der Wohnungsbaugesellschaft „eine großzügige Gewerbefläche, die eine nachhaltige Mischung aus Wohnen, Arbeiten und Freizeit ermöglicht“.
Nach einem langen Rechtsstreit war das SEZ im vergangenen Jahr zwangsgeräumt worden. Bausenator Christian Gaebler (SPD) hatte damals gesagt, er sehe keine Chance für einen Erhalt als Spaßbad. Es sei nicht möglich, mit den defizitären Bäderbetrieben noch ein defizitäres Spaßbad zu betreiben, das noch einmal zig Millionen Euro Investitionen koste.
SEZ war Prestigeprojekt der DDR
Das Grundstück und das geschlossene Bad waren 2003 vom Land Berlin an einen Investor verkauft worden. Der Käufer wurde verpflichtet, wieder einen Badebetrieb zu schaffen, was aber nicht geschah. In einem jahrelangen Rechtsstreit setzte sich das Land schließlich durch.
Das SEZ war 1981 eröffnet worden und galt als ein Prestigeprojekt der DDR. Ein Wellenbad, Saunen, eine Eisbahn, eine Bowlingbahn und Sporthallen zogen Millionen Besucher an. Es gab Sportveranstaltungen, Theateraufführungen, Konzerte und Partys. Nach dem Ende der DDR wurde der hochsubventionierte Betrieb dem Land Berlin zu teuer und nach und nach eingestellt. (mit dpa)