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Mona Rübsamens Vision für Berlin 2030: „Die ‚15-Minute-City‘ wird Realität“

2025-04-09
In gesellschaft Vom admin

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Berlin steht an einem Wendepunkt. Bis 2030 wird Berlin zeigen, wie eine Metropole sich im permanenten Wandel als pulsierende Weltmetropole neu definiert – nicht trotz, sondern wegen ihrer Unvollkommenheit. Die ständige Bewegung und das Unfertige sind Berlins größte Stärken.

Unsere Aufgabe ist es, diese Stärken zu kanalisieren und für eine erfolgreiche Transformation zu nutzen.

Die Stadtgesellschaft erlebt Resilienz und konstruktive Diskurskultur

In meiner täglichen Arbeit als Medienmanagerin im Kulturbereich erlebe ich, wie Berlin im Kern eine Stadt der Begegnung und des Austauschs ist. Die Angebote sind breit gefächert, es fehlt jedoch oft an der Bereitschaft, der Zeit oder dem Antrieb, eigene Bubbles zu verlassen.

Mona Rübsamen ist Mitgründerin und Geschäftsführerin des Radiosenders 100.6 FluxFM.

In einer Welt voller Krisen und Umbrüche wünsche ich mir Räume, in denen wir lernen, Spannungen und Reibung als konstruktiven Antrieb zu nutzen, nicht als Bedrohung abzuwehren. Diese neue Diskurskultur wird entscheidend sein, um dem drohenden „neuen Biedermeier“ – dem Rückzug ins Private aus Angst vor äußeren Krisen – entgegenzuwirken. Statt in Stagnation und Resignation zu verfallen, werden wir eine Stadt schaffen, die Mut zur Auseinandersetzung hat und aus der Begegnung mit dem Anderen neue Kraft schöpft. Berlin wird zeigen, dass Resilienz nicht im Festhalten an Bekanntem, sondern in der Fähigkeit zum Wandel liegt.

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2030 lebt Berlin seine DNA der lebendigen Pluralität und ist ein Ort, an dem Diskurs und Beteiligung selbstverständlich sind. Digitale und analoge Räume für Bürgerbeteiligung und interkulturelle Begegnungen werden nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel sein. Stadtteilzentren, Bibliotheken, leer stehende Kirchen werden zu Orten des Austauschs. Hier werden Angebote etabliert, die Menschen befähigen, kulturelle Unterschiede mit Neugier statt Misstrauen zu begegnen und wertschätzende Kommunikation zu erleben. Menschen lernen, aktiv mit Veränderungen umzugehen und Unterschiede als Bereicherung zu verstehen.

Denn nur wenn wir lernen, Ambiguität zu ertragen und verschiedene Perspektiven auszuhalten, können wir als Stadtgesellschaft zusammenwachsen.

Die Kulturmetropole der kulturellen Resonanzräume

Berlin 2030 wird seine Position als Kulturhauptstadt nicht durch Größe oder Budget definieren, sondern durch Vielfalt und Tiefe. Die Stadt wird kulturelle Subströmungen erkennen, fördern und vernetzen. Die großen Institutionen werden als Ankerpunkte fungieren, während in den Zwischenräumen – leerstehenden Gebäuden, Hinterhöfen, temporären Orten – kulturelles Leben pulsiert.

Die Nachtkultur wird als wesentlicher Bestandteil urbaner Identität anerkannt und gefördert. Clubs werden nicht mehr nur als Vergnügungsstätten betrachtet, sondern als Sozialräume und Innovationslabore. Das berühmte Berliner Nachtleben wird verantwortungsvoll in die Stadtplanung integriert, mit Fokus auf Nachhaltigkeit, Sicherheit und kultureller Diversität.

Die viel kritisierte Verwaltung wird hierbei zur Ermöglicherin. Statt Behördenpingpong erleben wir Behörden-Jam-Sessions, bei denen unterschiedliche Abteilungen synchron an Lösungen arbeiten. Die Digitalisierung wird nicht als Ziel verstanden, sondern als Werkzeug, um das eigentliche Ziel zu erreichen: eine Stadt, die für ihre Bürgerschaft und mit ihr funktioniert. Verwaltungsprozesse werden transparent und nachvollziehbar abgebildet – nicht weil es gesetzlich vorgeschrieben ist, sondern weil es der Stadtgesellschaft hilft, gemeinsam bessere Entscheidungen zu treffen.

Die 24/7-Stadt der kurzen Wege

Berlin 2030 ist eine Stadt, die rund um die Uhr lebt und unterschiedliche Rhythmen respektiert – von Nachtarbeitern über Frühmenschen bis zu selbstgewählten flexiblen Grenzgängern zwischen Tag und Nacht. Die Infrastruktur passt sich diesen Rhythmen an, vom ÖPNV über öffentliche Einrichtungen bis hin zu Kulturangeboten.

Die „15-Minute-City“ wird in Berlin Realität: In jedem Kiez sind wesentliche Lebensbereiche fußläufig erreichbar. Gleichzeitig sind die Kieze durch innovative Mobilitätskonzepte verbunden. Nicht mehr der Besitz eines Autos steht im Mittelpunkt, sondern die Frage: Wie komme ich am besten von A nach B? Sharing-Modelle, autonome Shuttles und gut ausgebaute Radwege ergänzen den klassischen ÖPNV. Berlin wird eine Stadt sein, in der Mobilität kein Privileg, sondern ein Grundrecht ist.

Serie „Berlin 2030“

In unserer Serie „Berlin 2030“ wollen wir konstruktive Lösungen für die Herausforderungen der Hauptstadt finden und dabei helfen, positiv in die Zukunft zu schauen. Dafür sprechen wir mit Vordenkerinnen und Visionären, mit Wirtschaftsvertretern, mit Kulturschaffenden, mit Stadtplanern, mit Wissenschaftlerinnen und Politikern.

In Gastbeiträgen fragen wir sie nach ihrer Vision für Berlin. Wie soll Berlin im Jahr 2030 aussehen? Welche Ideen haben sie für die Zukunft unserer Stadt? Und welche Weichen müssen dafür jetzt gestellt werden?

Die Beiträge der Serie stammen unter anderem von Kai Wegner, Renate Künast, Sigrid Nikutta, Ulrike Demmer, Tim Raue, Mo Asumang und Christian Schertz. Alle bisher erschienen Beiträge finden Sie hier.

Am 28. April ab 19.30 Uhr stellen wir die Vorschläge aus der Serie in einer Veranstaltung mit Podiumsdiskussion im Deutschen Theater vor. Tickets gibt es unter veranstaltungen.tagesspiegel.de.

Sie haben auch eine Idee? Schicken Sie uns Ihre Vorschläge an: checkpoint@tagesspiegel.de.

Die Stadt als Labor für produktiven Widersprüche als Treiber der Wirtschaft

Berlin 2030 ist ein Labor für zukunftsweisende Ideen und entwickelt sich in einem produktiven Spannungsfeld. Weltoffenheit und lokale Identität, digitale Innovation und analoges Handwerk, Bezahlbarkeit und Luxus – statt diese Gegensätze als Probleme zu betrachten, werden sie als Chance für neue Lösungen gesehen.

Es wurde rechtzeitig erkannt, dass Innovation nicht nur in Technologieparks und Start-ups stattfindet, sondern überall dort, wo Menschen zusammenkommen und Probleme lösen. Berlinerinnen und Berliner sind aktive Mitgestaltende ihrer Stadt. Digitale Plattformen ermöglichen es jedem, Ideen einzubringen und umzusetzen.

Es werden radikale Experimente im Bereich sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit gewagt. Gemeinwohlorientierte Wohnungsbauprojekte, energieautarke Quartiere und flächendeckende Begrünung sind keine Einzelprojekte mehr, sondern stadtweiter Standard. Die Spree und die Kanäle sind nicht nur sauber, sondern auch zugänglich für alle – mit Badestellen, schwimmenden Gärten und Wassertaxis.

Die Grenze zwischen Produzenten und Konsumenten verschwimmt. Die Stadt produziert einen signifikanten Teil ihrer Lebensmittel selbst – in vertikalen Farmen, auf Dächern und in Gemeinschaftsgärten.

Berlin - die weltoffene Heimat zwischen Tradition und Innovation

Berlin 2030 verbindet internationale Ausstrahlung mit lokaler Verbundenheit. Die Hauptstadt zieht weiterhin Menschen aus aller Welt an, nicht nur als Touristen oder temporäre Kreative, sondern als Menschen, die hier eine Heimat finden und Teil der Stadtgesellschaft werden wollen. Gleichzeitig schafft sie Räume für diejenigen, die schon lange hier leben und sich in der sich schnell verändernden Stadt manchmal verloren fühlen, z.B. in einem wöchentlichen Kiez-Salon.

In dieser Weltoffenheit liegt die eigentliche Stärke Berlins. Die Stadt wird 2030 ein globaler Anziehungspunkt sein – nicht weil sie perfekt ist, sondern weil sie authentisch ist. Weil sie den Mut hat, anders zu sein. Weil sie sich traut, zu experimentieren. Weil sie versteht, dass Fehlerkultur die Voraussetzung für Innovation ist.

Diese Vision für Berlin 2030 ist kein Luftschloss

Sie ist der logische nächste Schritt für eine Metropole, die schon immer vom Wandel gelebt hat. Doch um sie zu verwirklichen, müssen wir jetzt handeln:

  1. Wir brauchen mutige politische Entscheidungen, die über Legislaturperioden hinausdenken.
  2. Wir brauchen eine Verwaltung, die sich als Partnerin der Stadtgesellschaft versteht.
  3. Wir brauchen eine Wirtschaft, die nicht nur auf Profit, sondern auf gesellschaftlichen Mehrwert ausgerichtet ist.
  4. Vor allem aber brauchen wir Berliner und Berlinerinnen, die bereit sind, Verantwortung für ihre Stadt zu übernehmen.

Bei FluxFM versuchen wir täglich, diesen Wandel mitzugestalten – indem wir Themen wie Digitalisierung, soziale und ökologische Nachhaltigkeit, Diversität und Mobilität in den Fokus rücken. Indem wir eine Plattform bieten für alle, denen ein aktiver und zugleich bewusster Lebensstil zwischen Haltung und Unterhaltung wichtig ist.

Berlin kann und wird 2030 mehr sein als eine Stadt, in der „die Basics funktionieren sollten“. Es wird eine Stadt sein, die den Mut hat, ihre Zukunft selbst zu gestalten und gelernt hat, Widersprüche und Reibung als Antrieb für eine lebenswerte Gegenwart und Zukunft zu nutzen.

BERLIN 2030 – Visionen für die Hauptstadt BVG Clubs und Nachtleben Digitalpolitik

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