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Auch das ist Fankultur: Die Fans des 1. FC Union zeigen, wie Selbstregulierung funktioniert

2025-12-01
In sport Vom Kit Holden

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Wenn man künftig die Geschichte dieser kuriosen 1:2-Niederlage des 1. FC Union Berlin gegen den 1. FC Heidenheim erzählt, dann wird man vor allem an eine verrückte Schlussphase mit zwei späten Toren für die Gäste denken. Dabei gab es auch neben dem Platz einen Moment, der es genauso verdiente, in den Köpfen stecken zu bleiben.

Etwa zwanzig Minuten waren gespielt im Stadion an der Alten Försterei, als das Spiel plötzlich unterbrochen wurde. Nach einem Zusammenprall mit einem Mitspieler musste Heidenheims Julian Niehues minutenlang auf dem Boden behandelt werden. Auf der anderen Seite reagierten die Union-Ultras fast reflexartig mit geschmacklosen Gesängen wie „Steh auf, du Sau“. Diese stellten sie jedoch – auch nach hörbaren Protesten aus den eigenen Reihen – sehr schnell ein.

Kit Holden schreibt für die Sportredaktion Texte über den 1. FC Union und den Sport in seiner englischen Heimat. Seine besondere Leidenschaft gilt dabei dem Cricket.

Es war schon das zweite Mal in dieser Saison, dass die Union-Fans mit solchen Gesängen negativ aufgefallen waren, um dann von den eigenen Leuten zurechtgewiesen zu werden. In Leverkusen vor einigen Wochen war es Trainer Steffen Baumgart, der bei einer ähnlichen Szene eingegriffen hatte, um die Gesänge zu unterbinden. Dieses Mal waren es eben andere Fans.

Steh auf, du Sau!

Fans des 1. FC Union, während der Heidenheimer Julian Niehaus minutenlang behandelt werden musste

Gerade an diesem Wochenende fühlte das sich irgendwie bedeutsam an. An diesem Wochenende, wo das Verhalten von Menschen im Fußballstadion und der Umgang der Behörden damit bundesweit im Fokus stehen.

Auch in Köpenick war die bevorstehende Innenministerkonferenz, die kontroverse, verschärfte Maßnahmen zur Überwachung und Sicherheit in Fußballstadien beschließen soll, in aller Munde. So sprach Unions Stadionsprecher Christian Arbeit einen emotionalen Appell für den Erhalt der Fankultur aus. Dass deutsche Fußballstadien zu den stimmungsvollsten der Welt gehören, sei kein Naturzustand, sondern ein Verdienst der Fans, sagte er. „Dazu braucht es Freiheit und Freiraum.“

Einen ähnlichen Ton hatten auch die Fanszenen von Union und Hertha einen Tag zuvor in einem gemeinsamen Schreiben an Innensenatorin Iris Spranger, Berlins Vertreterin bei der IMK, angeschlagen. Die im Sicherheitspaket vorgeschlagenen Maßnahmen wie personalisierte Tickets und Gesichtserkennung seien demnach „nicht hinnehmbar. Sie zeugen von der Unkenntnis darüber, wie sicher es in unseren Stadien ist, und von der Ignoranz gegenüber dem kulturellen Wert einer lebendigen Vereins- und Fankultur.“

Wie passt dann die Szene mit den geschmacklosen Gesängen in dieses Gebilde? Es war nur ein flüchtiger Moment, der zu den IMK-Maßnahmen eigentlich keine direkte Relevanz hatte. Und dennoch war er mehr oder weniger sinnbildlich für die ganze emotionale Debatte.

Je nachdem, welche Position man vertritt, könnte man diese Szene nämlich ganz unterschiedlich interpretieren. Man könnte in ihr den Beweis sehen, dass Fußballfans doch strenger kontrolliert werden müssen. Oder eben als Beweis, dass Fußballfans eigentlich durchaus sozial sind und für ihr kollektives Verhalten sehr wohl und immer wieder kollektive Verantwortung zeigen.

Es geht um die Frage: Kann man Fußballfans vertrauen?

Denn darum geht es eigentlich im Kern. Um die Frage, ob man Fußballfans vertrauen kann. In anderen Ländern hat man diese Frage längst beantwortet. In Deutschland hat man das Stadion hingegen lange als offenen Raum erhalten, wo Fans und Zuschauern gewisse Freiheiten erlaubt sind, die in England, Spanien oder Frankreich längst eingeschränkt wurden.

Dieses Grundvertrauen ist – viel mehr als die Gesänge, die Pyrotechnik und die Fahnen – immer noch die Besonderheit und die große Stärke der deutschen Fankultur. Es ist das, was ausländische Fans so verlockend an den deutschen Stadien finden. Und es ist das, was dem deutschen Fußball in einem brutalen globalen Wettbewerb immer noch ein eigenes Profil verleiht.

Falls die Innenminister ein Beispiel gebraucht haben, wie dieses Grundvertrauen im Alltag funktioniert, dann war dieser Moment in der Alten Försterei vielleicht eines. Es ist nämlich nicht immer schön, was in einem Fußballstadion passiert. Solange man aber Menschen wie Erwachsene behandelt, sind sie meist in der Lage, ihr Verhalten selbst zu kontrollieren.

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