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Vor den Weltmeisterschaften: Von der Piste zur Hantel: Deutsches Gewichtheben im Aufbruch

2025-10-01
In sport Vom admin

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Der Traum von Olympia begann für Kiara Klug auf zwei Brettern im Schnee. Als Kind jagte sie die Hänge hinunter und galt als verheißungsvolles Talent. Statt Stöcken und Ski hält sie nun Hantelstangen in den Händen - Olympia hat sie weiter fest im Blick.

„Ich träume, seitdem ich ein kleines Kind bin, davon, an Olympischen Spielen teilzunehmen“, sagt Klug und fügt nach einer kurzen Pause an: „Eigentlich im Wintersport.“ Die 22-Jährige ist eines der neuen Gesichter im deutschen Gewichtheben, die bei den am Donnerstag beginnenden Weltmeisterschaften im norwegischen Førde dabei sind.

Deutsche Nachwuchsmeisterin im Riesenslalom

Klugs sportliche Laufbahn ist schon jetzt besonders. In der Saison 2016/2017 wurde sie als Skirennfahrerin deutsche Meisterin im Riesenslalom in der U14.

„Meine Cousine hatte Ski – und das fand ich cool. Als ich zwei, zweieinhalb Jahre alt war, hat meine Mama Ausrüstung ausgeliehen. Dann bin ich gefahren und wollte nicht aufhören. Dann bin ich mit fünf Jahren in den Skiclub gekommen“, sagt Klug, die in Kempten im Allgäu geboren wurde. Alles war angerichtet für eine international erfolgreiche Laufbahn.

Klug: „Mentale Krise“ mit „Essstörung“

Doch Ende 2020 beendete sie ihre Karriere als Skirennfahrerin. „Ich hatte eine mentale Krise und Sinneskrise verbunden mit einer Essstörung und verbunden mit einem Trainer, bei dem die Chemie einfach nicht gestimmt hat.“ Sie habe sich dadurch „selbst kaputt gemacht und den Spaß an der Sportart verloren“, sagt Klug. „Ich hatte keine Lust mehr, und ich habe es gehasst, am Skihang zu stehen.“

Das Skifahren habe sie nicht mehr erfüllt. Nach dem mentalen Tief wurde der Kraftraum zu Klugs sportlichem Wohnzimmer. „Es war keine leichte, aber die richtige Entscheidung.“

Drei Medaillen als Newcomerin bei der EM

Klug feierte im April gleich bei der ersten großen Meisterschaft im Erwachsenenbereich ihre ersten großen Erfolge im Gewichtheben: Zweimal Silber im Reißen sowie im Zweikampf, einmal Bronze im Stoßen gewann sie bei den Europameisterschaften in Moldau in der Gewichtsklasse über 87 Kilogramm. 

„Ich hatte die Hoffnung, dass ich vielleicht eine Medaille hole. Dass ich mit drei Medaillen nach Hause reise, hätte ich nicht gedacht“, sagt die in Berlin trainierende Sportlerin.

Für die WM steckt sie sich bescheidenere Ziele - noch. „Mein Ziel ist eine Platzierung in den Top-Ten. Es ist meine erste Weltmeisterschaft“, erklärt die Athletin, die erst am 11. Oktober und damit am letzten WM-Wettkampftag ins Geschehen eingreift.

Historischer Tiefpunkt in Paris

In die Weltspitze zurückfinden will der Bundesverband Deutscher Gewichtheber, nachdem bei den Olympischen Spielen in Paris im vergangenen Jahr ein historischer Tiefpunkt erreicht worden war. Paris war für den Verband eine Nullnummer: null Starter, null Aufmerksamkeit. Spätestens in knapp drei Jahren soll sich das bei den Spielen in Los Angeles ändern.

„Paris war absolut unser Tiefpunkt. Das war schon der Worst Case, weil davon abhängig ja auch Bundesmittel fließen. Unser Ziel ist ganz klar: Mindestens mit einer Sportlerin oder einem Sportler sollten wir bei Olympia in Los Angeles dabei sein“, sagt Sportdirektor Michael Vater.

WM als „Standortbestimmung“

Ein Zwischenziel auf dem Weg nach L.A. sind die Weltmeisterschaften in Norwegen allemal - auch wenn es noch nicht um die Olympia-Quali geht. „Die WM ist eine Standortbestimmung für uns. Da wird sich die Frage stellen: Wo geht die Reise für uns hin?“, erklärt Vater.

Eigentlich hätten acht deutsche Athletinnen und Athleten an der WM teilnehmen sollen. Doch verletzungsbedingt muss der Verband kurzfristig auf Lisa Marie Schweizer und Roberto Gutu verzichten. Vor allem Gutus Ausfall schmerzt: Er hatte 2024 WM-Bronze im Reißen gewonnen und damit die erste deutsche Medaille seit 14 Jahren bejubelt.

Verband will Aufwärtstrend fortsetzen

Aber auch ohne Gutu und Schweizer soll der Aufwärtstrend fortgesetzt werden. Bei den Europameisterschaften vor knapp einem halben Jahr gab es insgesamt zehn Medaillen - und damit so viele wie seit der Heim-EM vor 27 Jahren im sächsischen Riesa nicht mehr. Damals bejubelte Deutschland elfmal Edelmetall.

„Die EM war ein Neubeginn für uns“, sagt Vater. „Wir haben ein junges Team, und die Sportlerinnen und Sportler sind trotz dieser jungen Jahre schon sehr, sehr weit vorne in der Weltrangliste. Alle machen mit und wissen, dass der Weg extrem weit ist.“ Eine, die mitmacht, ist Kiara Klug.

Olympia-Medaille als Ziel

Die Studentin der Sportwissenschaften träumt von Olympia - die Teilnahme soll dabei nur ein erster Schritt sein. „Mein Ziel ist irgendwann eine Medaille – jetzt nicht 2028“, schätzt Klug ein.

„Gewichtheben hat bei Olympia ja schon einen relativ hohen Stellenwert. Denn was war der Grundgedanke von Olympia? Wir wollen die schnellsten und stärksten Leute der Welt finden. Und wie findest du die stärksten Leute der Welt? Im Gewichtheben. Im Endeffekt ist man die stärkste Frau der Welt. Und das ist schon ein Titel, der ziemlich krass ist.“

Eine Sportart verseucht von Doping und Korruption

Doch es fehlte nicht viel, da hätte es den Titel „stärkste Frau der Welt“ bei Olympia gar nicht mehr gegeben. Die Sportart Gewichtheben war in der Vergangenheit verseucht von Dopingvertuschungen und Korruptionsskandalen. Die Zugehörigkeit zum olympischen Programm stand auf der Kippe.

„Leider hat der Sport aufgrund der Dopingschwierigkeiten ein Imageproblem“, betont Klug. Sie selbst sehe sich nicht in der Position, sich rechtfertigen zu müssen. „Weil ich werde mindestens alle drei Monate kontrolliert. Ich kann mit bestem Wissen und Gewissen sagen, dass ich sauber bin.“

Klug werde lieber „ehrlich Zweite als unehrlich Erste“, sagt sie. „Ich würde auch mit dem Sport aufhören, bevor ich sage: Ich muss jetzt zu anderen Mitteln greifen.“

Klug - eine wie Steiner?

Gewichtheben hat aus Sicht von Klug aber längst nicht nur ein Dopingproblem. „Wir haben zurzeit auch keine Helden im Gewichtheben - wir haben aktuell keinen Matthias Steiner.“ 

Steiner war 2008 in Peking der letzte Deutsche, der im Gewichtheben Olympia-Gold gewann, und lieferte dabei einen der emotionalsten Momente der damaligen Spiele, als er nach seinem Gold-Coup in Tränen ausbrach. Bei der Siegerehrung zeigte der gebürtige Österreicher das Bild seiner Frau, die im Jahr zuvor bei einem Autounfall ums Leben gekommen war.

„Warum wird die Geschichte von Matthias Steiner jedes Mal bei Olympia ausgepackt? Weil man natürlich diesen Sieg hat, aber man hat eben auch eine Geschichte zu diesem Sieg“, sagt Klug. Vielleicht ist sie ja die nächste deutsche Gewichtheberin, die bei Olympia eine Geschichte zu erzählen hat.

© dpa-infocom, dpa:250930-930-103341/1

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