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ARD-Serie „Naked“: Wenn die Lust zur Last wird

2025-10-01
In leben Vom Joachim Huber

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Wenn eine Serie „Naked“ heißt, dann gehen die Erwartungen steil. Und sie werden in dieser WDR-Produktion für die ARD Mediathek und das Erste nicht enttäuscht.

Marie (Svenja Jung) und Luis (Noah Saavedra) verfallen einander. Eigentlich wollte es die angehende Lehrerin langsam angehen – die Trennung vom Vater des gemeinsamen Sohnes Santos (Thore Anker) ist längst nicht verarbeitet. Aber in dieser „Love Noir“-Geschichte geht nichts langsam.

Vor allem Luis, smart, gutaussehend, Werber, hat keine Zeit zu verlieren. Was er mit Verena (Hanna Hilsdorf) und zahlreichen anderen Frauen erlebt, ist wahrer Trieb. Sex, Sex, Sex heißt der Drang, den er in vielerlei Richtungen austobt. Mit Marie will er anderes, keine Rein-Raus-Beziehung mehr, sondern eine intensive, vertrauensvolle Liebe.

Selbstredend mit Sex, aber nicht durch, mit und für Sex. Was sich in den sechs Folgen à 50 Minuten erst allmählich herausstellt: Luis ist sexsüchtig, ob allein, mit Verena, mit Marie, im Swingerclub, im Bordell, überall sucht er seine Befriedigung. Nur bei Hitler bekomme er keinen Ständer, gesteht er Marie.

Das ist schwer auszuhalten, wirft Marie hin und her, sie und Luis fahren emotionale Achterbahn, Sex ist Sucht, Verlangen wird Abhängigkeit, toxisch ist die Beziehung. Hop on, Hop off, die enttäuschte Verena zeigt Luis wegen Vergewaltigung an. Fehlt noch etwas zum sexuell grundierten Psychodrama, ausformuliert vom Silke Eggert und Sebastian Lachwig? Begehren, Kontrollverlust, Co-Abhängigkeit, „Naked“ geht den ganzen Kreis.

Die Serie

„Naked“. Serie, 6 Folgen. Regie: Bettina Oberli, Drehbuch: Silke Eggert und Sebastian Lachwig. Ab 2. Oktober ind er ARD-Mediathek, Im Ersten am 3. Oktober, 23 Uhr 45 und 4. Oktober, 0 Uhr 40.

„Naked“ ist eine öffentlich-rechtliche Produktion, da würde zu kurz gesprungen, wenn hier allein „50 Shades of Grey“ nachgestellt sein wollte. Luis‘ Sexsucht mündet in eine Therapie, schließlich ist dieses unkontrollierte Verlangen eine anerkannte Krankheit. Marie und Luis machen sie gemeinsam, er besucht zusätzlich die Anonymen Sexsüchtigen. Dabei bleibt es nicht, der Zuschauer, die Zuschauerin, sie erleben die Transformation eines Paares bis hin zur Selbstaufgabe und Destruktion. Es entfaltet sich eine komplexe Täter-Opfer-Dynamik.

„Naked“ ist dabei keine verkappte, verfilmte Therapiesitzung. Sex als Sucht ist nur das Karree, in dem zwei Menschen ihre Zukunft suchen. Marie ist alleinerziehend, ihre Mutter (Juliane Köhler) schwankt zwischen fürsorglich und nervig, ihr früherer Partner hält nicht hinterm Berg, was er von Luis hält. Der wiederum muss sich um seinen alkoholkranken Vater (Karl Markovics) kümmern, in seiner Agentur passieren ihm Fehler, seine Finanzlage ist angespannt. „Naked“ kommt zuweilen dicke daher, um des Dramas willen wird das Auf und Ab zuweilen arg strapaziert.

Aber die Richtung, der Grundtenor stimmt. Die Serie nimmt engagiert und ernsthaft die Wirkungen, Auswirkungen und Nebenwirkungen dieser Sucht in den Blick, prätentiös suchen die Autoren die Dimensionen auszuleuchten. Dabei gibt es ordentlich Sex und keine Stellung wiederholt sich. FSK 16 eben.

Bettina Oberli hat darüber keinen Porno gedreht. Die sexuellen Handlungen sind explizit, kein Selbstzweck, sie gehören in diesen Kosmos, notwendigerweise zur Handlung, werden aus ihr geboren, fundamentieren sie. Kein Gesabber, nichts Schlüpfriges, nirgends.

Die Regie richtet sich auf die Figuren, auf deren An- und Umtriebe, keine aufgeblasenen Sexpuppen stolpern durch eine Peepshow, sondern Menschen durchleben eine Liebes- und eine Leidensgeschichte in Lust und Not. Das alles will glaubwürdig dargestellt sein.

Svenja Jung und Noah Saavedra bewegen sich auf einer schiefen Ebene, anziehend und schnell arrondieren sie ihre Charaktere, Entwicklung, Fehlentwicklung, Brüchigkeit inklusive. Jung und Saavedra lassen jede Menge Zweifel an ihren Figuren zu, keine Zweifel jedoch an der Ernsthaftigkeit ihrer Darstellung.

„Naked“ überzeugt, weil die Serie nicht mit Dauergestöhne überwältigen will, stattdessen sollen Zuneigung und Empathie Herz und Hirn der Zuschauerinnen und Zuschauer gefangen nehmen. Zweite Staffel? Wie anders?

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