Seinen ersten Sommer als Trainer der deutschen Basketball-Nationalmannschaft hat sich Álex Mumbrú anders vorgestellt. Der Spanier kennt große Turniere aus seiner erfolgreichen Spielerkarriere und hatte als Nachfolger von Weltmeistercoach Gordon Herbert Großes vor mit dem DBB-Team. Umso schwerer muss ihm die Entscheidung gefallen sein, die der Verband am Montagmittag kommunizierte.
Mumbrú überlässt die Rolle des Cheftrainers bei den weiteren EM-Spielen in Riga seinem Assistenten Alan Ibrahimagic, der die Mannschaft schon während seiner krankheitsbedingten Abwesenheit betreut hatte. Mumbrú wird auf der Trainerbank sitzen, allerdings in der zweiten Reihe.

Julian Graeber verfolgt die Basketball-Nationalmannschaft seit Jahren und sagt: Die Klarheit ist wichtig für Team und Öffentlichkeit.
Dieser Schritt zeugt von wahrer Größe. Mumbrú ist ein ehrgeiziger Typ, doch er stellt den Erfolg des Teams vor sein eigenes Ego. „In den letzten Tagen habe ich erkannt, dass ich körperlich noch nicht so weit bin“, teilte Mumbrú mit. Nach seiner schweren Erkrankung im Bauchraum hat er noch nicht wieder die nötige Energie für die Belastung einer K.o.-Runde. Die fünf Nächte im Krankenhaus samt Schmerzmittel und Gewichtsverlust haben ihre Spuren hinterlassen und bei einem großen Turnier müssen alle Beteiligten in Topform sein, auch der Trainer.
Mit seiner Entscheidung schafft Mumbrú Klarheit, für die Öffentlichkeit und die Mannschaft. Beim Achtelfinale gegen Portugal stand der 46-Jährige erstmals wieder an der Seitenlinie, überließ das Coaching in der zweiten Hälfte aber weitgehend seinem eigentlichen Assistenten. Es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bis Diskussionen darüber aufgekommen wären, wer beim DBB wirklich das Sagen hat.
Wichtig bleibt Mumbrú dennoch. Die intensive Spielphilosophie, mit der das Team in der Vorrunde so begeistert hat, ist sein Werk. In der Vorbereitung hat er den Spielern seine Idee eingeimpft und im Training wird er weiter präsent sein. Mit Ibrahimagic übergibt er das Zepter an einen perfekten Vertreter. Der langjährige Assistent und Nachwuchsbundestrainer kennt viele Spieler schon seit ihrer Jugend und genießt im gesamten Verband viel Vertrauen.