Zum Schluss kommt doch noch die Sonne. Nach einem durchaus launischen Berliner Sommer darf sich der 1. FC Union an diesem Wochenende auf blauen Himmel und Temperaturen von 28 Grad freuen. Und damit vielleicht auf eine positive Schlussnote zum Ende der Saisonvorbereitung.
Mit einem letzten Testspiel gegen den griechischen Rekordmeister Olympiakos Piräus feiert Union am Samstag die traditionelle Saisoneröffnung im Stadion an der Alten Försterei. Eine Partie, die eigentlich nur einen netten Rahmen für die Mannschaftsvorstellung und die abendliche Autogrammstunde bietet. Und trotzdem auch ein letzter Lackmustest nach einer Vorbereitung, in der Union oft zwischen Aufbruchsstimmung und alten Problemen zu schweben schien.

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„Wir wollen das letzte Testspiel gerne mit einem positiven Ergebnis abschließen, bevor es dann wieder richtig losgeht“, sagte Trainer Steffen Baumgart vorab. Schließlich waren die Ergebnisse zuletzt alles andere als positiv. Von bisher insgesamt sieben Testspielen hat Union nur drei gewonnen, und nur eines davon gegen einen halbwegs ebenbürtigen Gegner. Die letzten drei Tests gingen allesamt mit 0:1 verloren, inklusive Niederlagen gegen den Zweitligisten Greuther Fürth und den Drittligisten Schweinfurt 05.
Das deutet alles jetzt nicht unbedingt auf einen bombastischen Neustart zum Saisonauftakt hin, zumal die Mannschaft nach wie vor mit altbekannten Problemen zu kämpfen hat. Wie schon seit Monaten fällt es Union oft schwer, für Torgefahr zu sorgen. Hinten hat die Mannschaft die nötige Stabilität. Vorne bleibt sie oft zu stumpf.
Das Wichtigste bei einem Fußballklub ist immer das gute Miteinander. Hier hat man das in Hülle und Fülle.
Oliver Burke, Neuzugang bei Union Berlin
Alarm schlagen muss man deshalb nicht. Gerade in der Offensive hat sich personell vieles getan in diesem Sommer, und die Neuzugänge werden Zeit brauchen. Zeit, die sie trotz vier Wochen und einem intensiven Trainingslager in Herzogenaurach bisher nicht unbedingt hatten. Beim wohl wichtigsten Neuzugang des Sommers, Oliver Burke, war die Vorbereitung etwa durch Krankheit getrübt.
Problemchen gibt es also genug, und trotzdem stimmt man sich grundsätzlich positiv auf die neue Saison ein. „Wir haben eine tolle Mannschaft“, sagte Burke am Donnerstag dieser Woche und wies vor allem auf die gute Stimmung innerhalb der Gruppe hin. „Das Wichtigste bei einem Fußballklub ist immer das gute Miteinander. Hier hat man das in Hülle und Fülle.“
Christopher Trimmel bleibt noch ein weiteres Jahr Kapitän
Denn trotz zweier sportlich schwieriger Jahre bleibt Union immer noch erstaunlich stabil. Die solide Defensive steht, genauso wie die Konstanz in den Führungspositionen. Mit Baumgart sitzt eine Vereinslegende auf der Trainerbank. Der nimmermüde Christopher Trimmel bleibt noch ein weiteres Jahr Kapitän.
Gleichzeitig ist dies ein Sommer des Wandels gewesen. Das zeigen beispielsweise die Kräne, die hinter dem Stadion aus der Baustelle der neuen Trainingsanlage ragen. Das zeigt sich aber auch im Kader, wo die zum Ende der vergangenen Saison angekündigte Verjüngungskur in diesem Sommer konsequent fortgesetzt wurde.
In der Vorbereitung konnten einige junge Spieler glänzen. Der vor einem Jahr als Rohdiamant gekommene Außenverteidiger Tom Rothe wird nun langsam zu einem souveränen Abwehrchef umgeformt. Dem 19-Jährigen Andrik Markgraf hat Baumgart zuletzt gute Aussichten auf ein Bundesliga-Debüt zugesprochen. Nach Aljoscha Kemlein und David Preu wäre er der dritte Spieler in den letzten Jahren, der den Sprung aus der Union-Jugend zu den Profis geschafft hätte.
Nach erfolgreicher sportlicher Etablierung in der Bundesliga geht es Union nun vor allem darum, strukturell aufzuholen. Die Kunst liegt aber immer darin, vor lauter Zukunftsmusik die aktuellen Probleme nicht aus den Augen zu verlieren.
Denn wie Burke diese Woche betonte, stellt sich Berlins einziger Bundesligist auch in dieser Saison auf Abstiegskampf ein. In einer Spielzeit, wo statt Holstein Kiel und der VfL Bochum nun der 1. FC Köln und der HSV Gegner im Kampf um den Klassenerhalt sind, könnte diese Herausforderung größer sein als zuletzt.
„In dieser Liga ist es nie einfach, es wird immer schwerer und man weiß nie, was einen erwartet“, warnte Burke, um dann doch noch optimistisch hinzuzufügen: „Solange wir fit bleiben, bin ich mir sehr sicher, dass wir die nötige Qualität in dieser Mannschaft haben.“