Dass der 1. FC Union Berlin dringenden Bedarf in der Innenverteidigung hat, war schon in den ersten Testspielen zu sehen. Mit Leopold Querfeld, Danilho Doekhi und Diogo Leite waren zwar drei erstklassige Abwehrspieler im Einsatz, dahinter wurde es aber dünn. So dünn, dass mit Axel Král ein Mittelfeldspieler und mit Tom Rothe ein Außenverteidiger in der Dreierkette aushelfen mussten.
Mit Kevin Vogt (VfL Bochum) und Paul Jaeckel (Preußen Münster) haben Union in diesem Sommer zwei Profis verlassen, die maximal noch als Backups eingeplant waren. Dadurch klaffte hinter den drei Stammkräften jedoch eine große Lücke, die der Fußball-Bundesligist nun mit Stanley Nsoki zumindest teilweise schließt.
Unions Transfers
Zugänge
- Andrej Ilic (Stürmer, OSC Lille, war vorher bereits ausgeliehen)
- Woo-yeong Jeong (offensives Mittelfeld, VfB Stuttgart, war vorher bereits ausgeliehen)
- Oliver Burke (Stürmer, Werder Bremen)
- Ilyas Ansah (Stürmer, SC Paderborn)
- Livan Burcu (Stümer, 1. FC Magdeburg, Rückkehr nach Leihende)
- Alex Král (zentrales Mittelfeld, Espanyol Barcelona, Rückkehr nach Leihende)
- Stanley Nsoki (Innenverteidiger, TSG Hoffenheim, Leihe)
- Matheo Raab (Torwart, Hamburger SV)
- Yannic Stein (Torwart, Babelsberg 03, Leihende)
- Andrik Markgraf (Linksverteidiger, eigene Jugend)
Abgänge
- Benedict Hollerbach (Stürmer, Mainz 05)
- Ivan Prtajin (Stürmer, 1. FC Kaiserslautern)
- Kevin Vogt (Innenverteidiger, VfL Bochum)
- Paul Jaeckel (Innenverteidiger, Preußen Münster)
- Kevin Volland (Stürmer, 1860 München)
- Lennart Grill (Torwart, Dynamo Dresden)
- Jérôme Roussillon (Linksverteidiger, vereinslos)
- Alexander Schwolow (Torwart, vereinslos)
Wie Union am Donnerstag verkündete, kommt der 26 Jahre alte Franzose für ein Jahr auf Leihbasis von der TSG Hoffenheim. Laut „Kicker“ besitzen die Berliner eine Kaufoption in Höhe von drei Millionen Euro. „Ich habe das Gefühl, dass ich hier mit meiner Spielweise zum Erfolg des Teams beitragen kann. Für mich ist das der richtige Schritt, um mich in einem besonderen Umfeld weiterzuentwickeln und alles für den Erfolg der Mannschaft zu geben“, wird Nsoki in einer Pressemitteilung zitiert.
Nsoki ist bereits am Mittwochabend in Herzogenaurach eingetroffen, wo sich Union im Trainingslager auf die neue Saison vorbereitet. Der Innenverteidiger kuriert aktuell noch eine Muskelverletzung aus und soll langsam an die Mannschaft herangeführt werden.
„Sobald er seine Verletzung auskuriert hat, wird er unsere Defensive variabler machen“, sagt Unions Sportchef Horst Heldt. „Stanley bringt nicht nur internationale Erfahrung aus Top-Ligen mit, sondern auch genau die Eigenschaften, die wir bei Union schätzen: Er ist zweikampfstark, fokussiert und variabel einsetzbar.“
Nsoki wurde in der Jugend von PSG ausgebildet
Nsoki ist am Rande von Paris aufgewachsen und wurde in der Jugend von PSG ausgebildet. Für den aktuellen Champions-League-Sieger debütierte er 2017 im Alter von 18 Jahren. Auf der Suche nach regelmäßiger Spielzeit wechselte er zu OGC Nizza und anschließend zu Club Brügge. Dort absolvierte er unter anderem sechs Spiele in der Champions League, bevor ihn Hoffenheim 2022 für zwölf Millionen Euro verpflichtete.
Die hohen Erwartungen konnte er bei der TSG allerdings nicht erfüllen – aufgrund von Verletzungen, aber auch wegen einiger Fehler. In der vergangenen Saison pendelte Nsoki zwischen Startelf und Bank. Hoffenheim konnte den Abstieg mit der zweitschlechtesten Abwehr der Liga gerade so verhindern. Mit Koki Machida und Bernardo hat die TSG bereits zwei neue Innenverteidiger verpflichtet und will sich neu aufstellen.
Diese Chance hat Union genutzt. Die Verpflichtung von Nsoki ist dabei nicht nur wichtig, um sich in der Breite wieder besser aufzustellen, sondern auch prophylaktisch. Denn Danilho Doekhi und Diogo Leite stehen nach ihren starken Leistungen in der vergangenen Saison bei vielen Klubs auf dem Zettel.
Die Verträge der Abwehrspieler laufen im kommenden Sommer aus und es ist nicht unwahrscheinlich, dass zumindest einer von beiden Union gegen eine zweistellige Millionenablöse verlässt. An Doekhi soll besonders Feyenoord Rotterdam interessiert sein, der Klub aus seiner Heimatstadt, für den er aber noch nie gespielt hat.
Es steht also zu vermuten, dass Nsoki nicht der letzte Transfer in der Köpenicker Hintermannschaft bleibt. Stand jetzt hat Union fünf Innenverteidiger unter Vertrag, darunter ist mit dem talentierten Oluwaseun Ogbemudia ein 19-Jähriger ohne eine Minute Bundesligaerfahrung. Für ein Team, das sich bisher mit einer Dreierkette am wohlsten fühlt, könnte das zu riskant sein.