Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) wird auch in diesem Jahr vor dem Roten Rathaus die Regenbogenflagge hissen. Das teilte der LSVD – Verband Queere Vielfalt Berlin-Brandenburg am Freitag mit. Am kommenden Mittwoch, 9. Juli, um 13 Uhr wird Wegner zusammen mit LSVD-Geschäftsführer Florian Winkler-Schwarz damit den offiziellen Startschuss für die diesjährigen Pride Weeks in Berlin geben und auch ein Grußwort halten.
„Berlin steht fest an der Seite all jener, die für Respekt, Sichtbarkeit und gleiche Rechte eintreten“, sagte Wegner vorab. In der Regenbogenhauptstadt Berlin müsse es selbstverständlich sein, „dass jeder Mensch ohne Angst und ohne Einschränkung leben, lieben und sein darf, wie er oder sie ist“. Für viele queere Menschen sei das aber „noch immer nicht Realität“, so der Regierende Bürgermeister: „Sie erleben Ausgrenzung, Anfeindung und Gewalt – mitten in unserer Gesellschaft, oft auch mitten in Berlin.“ Deshalb stärke Berlin den Schutz queerer Menschen, insbesondere mit „einem klaren politischen Kurs gegen Hass und Gewalt“.

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Darauf, dass es um das Hissen der Regenbogenflagge derzeit große Diskussionen gibt, ging Wegner in seinem Statement nicht ein. Wie berichtet, hatte Bundestagspräsidentin Julia Klöckner entschieden, dass in diesem Jahr – anders als in den Vorjahren – auf dem Bundestag zum Berliner Christopher Street Day (CSD) keine Regenbogenflagge wehen wird. Auch die meisten Bundesministerien werden nach einem Erlass des Bundesinnenministeriums auf das Hissen einer Regenbogenflagge zum CSD verzichten. Opposition und queere Verbände kritisieren das scharf.
LSVD-Geschäftsführer Florian Winkler-Schwarz teilte mit: „Gerade in Zeiten, in denen über das Hissen der Regenbogenflagge öffentlich gestritten wird, ist das klare Zeichen vor dem Roten Rathaus umso bedeutsamer. Sichtbarkeit ist kein Selbstzweck – sie ist ein Versprechen unserer Stadtgesellschaft, queere Menschen zu schützen, anzuerkennen und ihnen den Platz einzuräumen, der ihnen zusteht.“
Pride Month in Berlin
In den folgenden Wochen finden in der Hauptstadt zahlreiche Veranstaltungen für Sichtbarkeit, Vielfalt und gegen LSBTIQ*-Feindlichkeit statt – darunter das Lesbisch-schwule Stadtfest (19./20. Juli), der CSD auf der Spree (24. Juli), der CSD-Gottesdienst in der St. Marienkirche (25. Juli) sowie das CSD-Gedenken mit dem Regierenden Bürgermeister (26. Juli, 11 Uhr). Höhepunkt ist die große CSD-Demonstration am 26. Juli, die um 12 Uhr startet.
In Berlin zeigen zahlreiche Bezirksämter und Senatsverwaltungen Flagge. Zum Beispiel Tempelhof-Schöneberg, in dem sich auch der traditionelle Regenbogenkiez befindet: Bezirksbürgermeister Jörn Oltmann (Grüne) wird am 17. Juli die Progress Pride Flagge und Regenbogenflaggen vor dem Rathaus Schöneberg hissen. Am selben Tag wird die Regenbogenflagge zudem vor dem Rathaus Tempelhof vom stellvertretenden Bezirksbürgermeister Matthias Steuckardt (CDU) und Bezirksstadträtin Saskia Ellenbeck (Grüne) gehisst.
Einen Tag später, am 18. Juli, folgt Marzahn-Hellersdorfs Familienstadtrat Gordon Lemm (SPD) am Rathaus Helle Mitte – ebenso wie Mittes Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger (Grüne) am Rathaus Tiergarten. Spandau ist am kommenden Mittwoch dran, dann soll die bunte Flagge am Rathaus Spandau angebracht werden. „Mit dem Hissen der Flagge vor dem Rathaus setzt der Bezirk ein Zeichen für Solidarität mit der queeren Community“, teilte der Bezirk mit.
Vorgelegt haben etwa schon Charlottenburg-Wilmersdorf und Treptow-Köpenick; in diesen Bezirken weht bereits seit Juni die Flagge der LGBTIQ-Community. Ebenso wie an zahlreichen Dienstgebäuden des Senats: Am Donnerstag hat die Stadtentwicklungsverwaltung von Senator Christian Gaebler (SPD) die Regenbogenflagge gehisst. „Zum Start des Pride Month Berlin sagen wir ganz klar: Wir stehen für Chancengerechtigkeit, Gleichstellung, Diversität und Inklusion. Vielfalt ist für uns ein Gewinn. Dafür arbeiten wir jeden Tag – nicht nur im Pride Month“, teilte die Verwaltung mit.
Ebenfalls am Donnerstag war Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) dran und hisste die Regenbogenflagge an ihrer Verwaltung in Schöneberg. „Wir zeigen Haltung und halten nicht nur im Berliner Pride Month zu der Grundüberzeugung, dass Vielfalt die Stärke unserer Gesellschaft ist“, schrieb ihre Verwaltung bei Instagram.
Bereits vor einer Woche setzte Finanzsenator Stefan Evers (CDU) ein Zeichen für Vielfalt – und hisste gemeinsam mit Mitarbeitenden und Gästen die Regenbogenflagge über dem Hauptgebäude der Verwaltung. Sie weht dort bis zum Berliner CSD.
Vor zwei Wochen hissten Wissenschaftssenatorin Ina Cyborra und Cansel Kiziltepe (beide SPD), als Senatorin zuständig unter anderem für Vielfalt und Antidiskriminierung, am gemeinsamen Dienstgebäude in Kreuzberg die Regenbogenflagge – „als Zeichen der Solidarität und als Versprechen an die queere Community, gemeinsam für ihre Rechte einzustehen“, wie beide Verwaltungen schrieben.