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Zum Tod von Doris Fitschen: Chefin, Strategin, Pionierin des deutschen Frauenfußballs

2025-03-17
In sport Vom Martin Einsiedler

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Als Doris Fitschen in den späten Siebzigerjahren zum ersten Mal gegen den Ball trat, lief noch nicht viel zusammen. Bei ihr nicht, und auch bei allen anderen Mädchen nicht.

Der Trainer, ein gewisser Fritz Rathjen, lobte daher zwei D-Mark für jene aus, die endlich mal den Ball ins Tor schossen. So verdiente die neun Jahre alte Doris ihr erstes Geld.

Das ist die Legende. Richtig reich sollte Fitschen mit dem Fußball aber nicht werden, und das, obwohl sie eine der begabtesten Fußballerinnen ihrer Zeit war.

Fitschen bestach durch Eleganz und Übersicht, sie war die Chefin in der Abwehr. Sie mochte Vergleiche mit dem Männerfußball nicht. Aber dass sie immer wieder als „Franz Beckenbauer des Frauenfußballs“ bezeichnet worden war, schmeichelte ihr natürlich.

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Wäre Fitschen nicht in den späten Sechzigern, sondern in den Neunzigern oder Zweitausendern auf die Welt gekommen, hätte sie mit ihrem herausragenden Talent gutes Geld verdienen können. Um Geld aber, das sagte Fitschen immer wieder, war es ihr mit ihrer großen Leidenschaft ohnehin nicht gegangen.

Sie sei schon zweimal Europameisterin geworden, ehe sie überhaupt mal ein bisschen Geld verdient habe, vorher habe es nicht mal Fahrtgeld gegeben, sagte sie vor Jahren der „Kreiszeitung“. „Erst danach konnte ich mein Studium damit finanzieren, habe aber immer noch ein, zwei Tage gearbeitet.“

Frauenfußball wurde zu Spielerinnenzeiten von Fitschen – euphemistisch formuliert – noch kritisch betrachtet. Fitschen erinnerte sich einmal an die paar wenigen Fans, die die Spiele zu Beginn ihrer Karriere besucht hatten. „Trikottausch“ – mehr war demnach den Zuschauern zu den Darbietungen der Frauen mitunter nicht eingefallen.

Auch abseits des Rasens von großem Wert für den deutschen Frauenfußball

Fitschen war eine Pionierin des deutschen Frauenfußballs. Sie entstammte einer Bauernfamilie in einer winzigen Gemeinde in Niedersachsen. Ihren fußballerischen Werdergang verdankte sie zu großen Teilen dem bereits erwähnten Fritz Rathjen. Dieser erkannte ihr Talent und brachte sie mit dem Auto zehn Jahre lang zum Training und zu den Spielen.

Die Mühen zahlten sich aus. Fitschen absolvierte zwischen 1986 und 2001 insgesamt 144 Länderspiele. Dabei holte sie mit der DFB-Auswahl vier EM-Titel und 2000 bei den Olympischen Spielen in Sydney Bronze. 

Auch abseits des Rasens war Fitschen von großem Wert für den deutschen Frauenfußball. Sie bekleidete verschiedene Posten im Deutschen Fußball-Bund, zuletzt war sie als Gesamtkoordinatorin beim DFB für die Entwicklung und Umsetzung der Strategie „Frauen im Fußball FF27“ verantwortlich.

„Als Spielerin war sie eine Anführerin, eine Strategin, sie hatte Präsenz, Dominanz und Aura, andere konnten sich an ihr orientieren“, teilte DFB-Präsident Bernd Neuendorf am Sonntag mit. „Doris war ein Vorbild an Empathie und Zugewandtheit“, wurde die DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich zitiert. „Wir werden Doris nicht vergessen.“ So geht das vielen, vor allem jenen, die Fitschen kennenlernen durften.

Nach langer und schwerer Krebserkrankung ist Doris Fitschen am Samstag im Alter von 56 Jahren gestorben.

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