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Zwischen Weltrekorden und DDR-Doping: Wie der MDR das Heinz-Steyer-Stadion verklärt

2025-08-01
In sport Vom Martin Einsiedler

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Der letzte von knapp 20 Weltrekorden im Heinz-Steyer-Stadion war vielleicht der unglaublichste und vermutlich auch der meistbelächelte: Am 26. April 2015 lief Thomas Dold 10 Kilometer in 39:20 Minuten – rückwärts.

Weltrekorde dürften bei den Finals dieser Tage kaum aufgestellt werden. Dabei könnte es kaum einen passenderen Ort geben: das tatsächlich sportgeschichtsträchtige Heinz-Steyer-Stadion, benannt nach dem Dresdner Widerstandskämpfer, der 1944 von den Nationalsozialisten erschossen wurde.

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Bis zum 3. August ist das Stadion das Herz der Finals, der deutschen Meisterschaften in insgesamt 20 Disziplinen. Die Dresdner und überhaupt alle Leichtathletikfreunde sind stolz auf das altehrwürdige Stadion, das nach der Modernisierung am 30. August 2024 eröffnet wurde. Zum ersten Mal seit zehn Jahren wurde in Deutschland wieder viel Geld in die Hand genommen, um eine Leichtathletikstätte zu errichten.

Die Baukosten betrugen 54 Millionen Euro, knapp 10.500 Zuschauer passen in das Stadion. Ein Lichtring anstelle von Flutlichtmasten sorgt abends für eine besondere Atmosphäre. Trotz kleiner Pannen, so war zunächst die Anzeigetafel zu klein, ist das Heinz-Steyer-Stadion ein Schmuckstück geworden – ohne Frage.

Das war eine tolle Bahn, ein tolles Publikum.

Marlies Göhr, ehemalige DDR-Sprinterin

Anlässlich der Finals widmete sich auch der MDR dem Stadion – mit der Doku „Oval der Rekorde: Das Dresdner Heinz-Steyer-Stadion“. Sie zeigt auch den verklärenden Blick des Senders auf die DDR-Vergangenheit.

Der Blick auf die Geschichte des Stadions wird mit viel Stolz erzählt. Zu Wort kommen DDR-Heldinnen wie Marlies Göhr, Heike Drechsler und andere.

Göhr lief am 1. Juli 1977 im alten Heinz-Steyer-Stadion als erste Frau weltweit elektronisch gemessen unter elf Sekunden, exakt 10,88 Sekunden. Sie war damals erst 19 Jahre alt. „Das war eine tolle Bahn, ein tolles Publikum“, sagt Göhr, von der man zuletzt wenig hörte.

Ein Grund dürfte sein: Göhr war Teil der staatlich organisierten Dopingpraxis, nahm laut Habilitationsschriften früherer DDR-Dopingforscher in der Militärmedizinischen Akademie Bad Saarow hohe Dosen des Anabolikums Oral-Turinabol. In der Dokumentation: kein Wort dazu.

Stattdessen wird von alten Zeiten geschwärmt, als Gustav „Täve“ Schur seine Runden drehte, Renate Stecher Top-Zeiten lief und Heike Drechsler im Weitsprung unglaubliche Leistungen zeigte (1986: 7,45 Meter).

Blick ins Heinz-Steyer-Stadion

© IMAGO/foto2press

Schur soll laut Stasi-Akten gedopt haben, er saß zudem jahrelang in der Volkskammer der DDR und bestritt bis zuletzt Zwangsdoping und verklärte DDR-Unrecht. Auch Stecher dürfte laut Stasi-Berichten gedopt haben, bestreitet dies aber bis heute. Und Drechsler erhielt laut den Habilitationsschriften hohe Dosen Oral-Turinabol.

In der Dokumentation erinnert sie sich, wie sie nach einem Wettkampf im Heinz-Steyer-Stadion das Goldene Oval verliehen bekam – ein vergoldeter Teller aus Meissner Porzellan. Er hängt bis heute in ihrer Küche. Der Preis ging an Athleten, die die beste Leistung im Verhältnis zum bestehenden Weltrekord schafften.

In der irrwitzigen Sportnation reichte es mitunter nicht, „nur“ einen Weltrekord aufzustellen, um das Goldene Oval zu gewinnen. Der Rekord im Heinz-Steyer-Stadion musste besonders eindrucksvoll sein. So war das damals in der DDR.

In der MDR-Doku fällt kein einziges kritisches Wort. Das Stadion ist ein „Oval der Rekorde“, und das soll so erinnert werden. „Ich finde, die schönen Momente der Vergangenheit in diesem Stadion sollen festgehalten werden“, sagt Hürdensprinterin Vivienne Morgenstern darin.

Ein schöner Gedanke. Zur Wahrheit gehört aber auch: Das Heinz-Steyer-Stadion war ein Ort, an dem sich der Wahnsinn des DDR-Leistungssports besonders eindrücklich zeigte.

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