Im Adi-Dassler-Stadion in Herzogenaurach herrscht zu Beginn der Woche ausgelassene Stimmung. Die Nationalspielerinnen, die sich dieser Tage auf die Europameisterschaft in der Schweiz vorbereiten, scherzen herum und feuern sich gegenseitig an. Begeisterung und Vorfreude sind ihnen deutlich anzumerken – aber auch der Fokus und die Konzentration sind spürbar.
Insbesondere Stürmerin Lea Schüller wirkt beim Medientag des Deutschen Fußball-Bundes etwas angespannt, auf ihr liegt viel Verantwortung bei dem anstehenden Turnier. Denn nach dem Abschied von Alexandra Popp soll hauptsächlich sie die Tore schießen und dazu beitragen, dass das Team an den Bronze-Erfolg bei den Olympischen Spielen anknüpfen kann.
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„Ich freue mich riesig. Vor allem ist es schön, dass es in der Nähe ist. Es ist keine Heim-EM, aber es ist so nah, dass viele Leute von uns zum Unterstützen kommen. Ich hoffe, dass es ein großes Spektakel wird“, sagt sie. Ihre Mutter will bei jedem Deutschland-Spiel dabei sein und auch einige Freunde werden sie vor Ort anfeuern.
Beim FC Bayern München hat Schüller eine durchwachsene Saison hinter sich. Insbesondere in der Rückrunde konnte sie sowohl in der Champions League als auch in der Bundesliga einfach nicht ihre gewohnte Leistung zeigen, blieb phasenweise ohne Einsatzzeit.
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Doch zum Ende der Spielzeit fand sie zurück zu alter Stärke und trug entscheidend zum nationalen Double bei. Das Pokalfinale gegen Werder Bremen entschied Schüller mit drei Toren quasi im Alleingang – und so soll es nun auch bei der EM laufen, wobei die Stürmerin selbst versucht, den Druck von außen ganz weit weg von sich zu halten.

© imago/Beautiful Sports/Bosco
„Ich habe, um ehrlich zu sein, nicht so viele persönliche Erwartungen“, sagt sie. „Wir haben einen extrem guten Zusammenhalt im Team. Es gibt nicht eine Spielerin, die heraussticht, deshalb habe ich auch keine persönlichen Ziele. Ich möchte einfach am Ende mit der Mannschaft den Titel holen.“
Schüller lobt in diesem Zusammenhang auch die Herangehensweise von Bundestrainer Christian Wück, der bereits vor dem Trainingslager kommuniziert hatte, welche Spielerin im Kader steht. So herrschte von vornherein Klarheit und das Team konnte sich in der Vorbereitungszeit aufeinander einstellen. „Das war eine gute Entscheidung.“ Davon, dass sie vorne gesetzt ist, geht sie aber nicht zwingend aus.
Natürlich fehlt mir meine beste Freundin und ich hätte sie gern dabei.
Lea Schüller, über Lena Oberdorf, die die EM verpasst
Wer nicht mit Schüller in der Schweiz auf dem Platz stehen wird, ist ihre beste Freundin Lena Oberdorf, hinter der aufgrund eines Kreuzbandrisses eine lange Leidenszeit liegt. Mittlerweile trainiert sie zwar wieder mit dem FC Bayern, doch für die zweikampfstarke Oberdorf kommt die EM zu früh. Beim DFB-Team hinterlässt sie nicht nur menschlich, sondern auch sportlich eine große Lücke.
„Natürlich fehlt mir meine beste Freundin und ich hätte sie gern dabei“, sagt Schüller. „Insgesamt war es ein extrem schweres Jahr für sie und sie hat es extrem gut gemacht.“ Die beiden Fußballerinnen tauschen sich aber auch außerhalb des Nationalteams täglich aus, „wie man das als beste Freundinnen halt so macht“.
Die deutschen Vorrundenspiele
- Freitag, 4.7., 21 Uhr: Deutschland - Polen
- Dienstag, 8.7., 18 Uhr: Deutschland - Dänemark
- Samstag, 12.7., 21 Uhr: Schweden - Deutschland
Genau wie ihre Teamkolleginnen hofft auch Schüller darauf, dass die EM ihrer Sportart nochmal einen kleinen Schub verleiht. Vor der EM 2022 in England sagte sie im Interview mit dem Tagesspiegel einmal, dass der Frauenfußball überall auf dem Vormarsch sei, außer in Deutschland. An diese Aussage kann sie sich heute zwar nicht mehr erinnern, hebt aber die positiven Entwicklungen der vergangenen Jahre hervor, insbesondere was die Zuschauerzahlen in den Stadien angeht.
„Man hat diese und letzte Saison gesehen, wie viele Leute ins Stadion gekommen sind. Wir haben regelmäßig Zuschauerrekorde gebrochen. Und die nächste Saisoneröffnung wird in der Allianz-Arena stattfinden. Daran sieht man, dass nach der letzten EM ein Aufschwung stattgefunden hat.“
Nach den Spielen mit dem Nationalteam kommen regelmäßig junge Menschen auf sie zu, fragen nach Autogrammen und wollen Fotos machen. „Das ist alles schon extrem gewachsen.“
Und gewachsen ist auch Schüller in den vergangenen Jahren. Von den Trainern habe sie gespiegelt bekommen, dass sie variabler im Spiel geworden sei. „Früher habe ich Zweikämpfe vermieden und habe nur die Tiefe belaufen. Da bin ich unberechenbarer für den Gegner geworden.“ Und das will die Stürmerin schon bald, in den Gruppenspielen gegen Polen, Dänemark und Schweden unter Beweis stellen.