Am Donnerstag musste Steffen Baumgart fast daran erinnern, dass es beim 1. FC Union Berlin auch eine Profi-Mannschaft der Männer gibt. „Es geht ja nicht nur um die Frauen, sondern um den gesamten Verein“, sagte der 53-Jährige auf der Doppel-Pressekonferenz mit Frauen-Trainerin Ailien Poese.
Das war aber alles andere als böse gemeint. Denn – wie nahezu alle in Köpenick – hat die Euphorie rund um die Frauen in diesen Tagen auch Baumgart mitgenommen: „So viel wie am Sonntag gibt es nicht immer zu feiern. Wir haben jetzt einen zweiten Bundesligisten in Berlin. Die Frauen können auch eine Schale in die Hand nehmen. Das ist etwas Außergewöhnliches und wir freuen uns, dass wir das gemeinsam gebührend feiern können“, sagte der Trainer der Männer.
Die Frauen haben schon was geleistet. Da wollen wir auch unseren Beitrag dazu leisten.
Steffen Baumgart, Trainer von Unions Männern
Bei der Party zum Saisonabschluss werden zwar beide Profi-Mannschaften auf dem Balkon des Stadions an der Alten Försterei auftreten. Doch es sind die Frauen, die zu Recht im Mittelpunkt stehen werden. Am Sonntagnachmittag können sie den jetzt schon sicheren Bundesliga-Aufstieg mit der Zweitliga-Meisterschaft vergolden und Union damit einen ersten nationalen Titel seit der Drittligameisterschaft 2009 bescheren. Das Spiel der Männer am Tag davor in Augsburg (15.30 Uhr, Sky) wird da fast zur Fußnote.
Manche im Verein sprechen sogar von einer Revolution. Und das ist vielleicht nicht übertrieben. Mit der Professionalisierung 2023 und dem rasanten Aufstieg von der Regional- in die Bundesliga hat Union schließlich gezeigt, was im Frauenfußball möglich ist. Das zeigt sich auch auf den Rängen, wo am Sonntag (14 Uhr) gegen den FSV Gütersloh die nächste Rekordkulisse erwartet wird. 17.000 Karten waren am Donnerstag schon verkauft. Womöglich wird die Alte Försterei sogar zum ersten Mal für ein Spiel der Frauen voll sein.
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Vor allem die unverkrampfte Selbstverständlichkeit, mit der die beiden Profimannschaften in dieser Saison immer mehr auf eine gemeinsame Ebene gesetzt wurden, verdient Respekt. Auch, wenn man in Köpenick gleichzeitig keinen Hehl daraus macht, dass es der Erfolg der Männer ist, der diese Revolution ermöglicht hat.
Wie überall sonst auf der Welt fließt das meiste Geld durch den Männerfußball in die Vereinskassen. Dass die Herren den Klassenerhalt geschafft haben, ist also auch für die Frauen und alle nicht-sportlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von hoher Bedeutung. Auch deshalb sprach Baumgart zu Recht von einer Feier des „gesamten Vereins“. Auch deshalb werden die Männer am Sonntag ebenfalls bejubelt.

© imago/Uwe Koch
Etwas zu feiern gibt es in dieser Woche in der Männer-Abteilung ja sowieso. Wie der Verein am Donnerstag mitteilte, hat Vizekapitän Rani Khedira seinen im Sommer auslaufenden Vertrag verlängert. „Ich fühle mich hier einfach unfassbar wohl. Die Atmosphäre innerhalb des Klubs, innerhalb der Mannschaft und im Stadion ist wirklich einzigartig und deswegen freue ich mich riesig, dass die Reise hier weitergeht“, sagte der 31-Jährige.
Nicht nur die Fans werden das gerne gehört haben. Zur Erfolgsformel dieses Vereins gehörte es in den revolutionären letzten Jahren immer wieder auch, dass man wichtige Säulen in der Mannschaft und im Umfeld hatte, die für Stabilität sorgen konnten. Nach Christopher Trimmel hat man nun einen zweiten solchen Spieler noch länger an den Klub binden können, was vor einigen Monaten nicht selbstverständlich aussah.
„Als ich gekommen bin, hatte ich das Gefühl, dass Rani in einem kleinen Loch war“, sagte Baumgart am Donnerstag. „Er hat sich da herausgearbeitet, weil er ein absoluter Profi ist. Wir reden oft von Führungspersönlichkeiten. Er ist so eine.“
In dieser Saison bleibt es Khedira nur noch, die Mannschaft zu einem letzten Sieg gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber FCA zu führen. So könnte man eine turbulente Saison positiv beenden und mit ein wenig eigener Euphorie zur Abschlussfeier am Sonntag zurückfahren. „Die Frauen haben schon was geleistet. Da wollen wir auch unseren Beitrag dazu leisten“, sagte Baumgart.