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Fokus auf Prävention: So will die EU Herz-Kreislauf-Erkrankungen eindämmen

2025-12-25
In leben Vom admin

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Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Europa nach wie vor Todesursache Nummer eins. Jedes Jahr sterben in Europa 1,7 Millionen Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Allein schon diese Zahl ist alarmierend. Wirklich inakzeptabel aber ist etwas anderes: Rund 80 Prozent dieser Todesfälle wären vermeidbar. Das bedeutet, dass Millionen Menschen noch leben könnten.

Die meisten von uns kennen jemanden, der betroffen ist: in der Familie, im Freundeskreis oder unter Kollegen. In vielen Fällen gab es bereits Warnsignale – Bluthochdruck, hoher Cholesterinspiegel, hoher Blutzuckerspiegel. Diese Risikofaktoren können jahrelang unentdeckt bleiben und sich unbemerkt weiterentwickeln, bis das erste Anzeichen ein Herzinfarkt oder ein Schlaganfall ist – an diesem Punkt ist es oftmals zu spät. Dennoch kennen viele Menschen ihre eigenen Werte nicht.

1,7
Millionen Menschen sterben jedes Jahr europaweit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Deshalb müssen wir in der EU einen anderen Kurs einschlagen. Mit dem neuen „Safe Hearts Plan“ legen wir den Fokus auf Prävention, statt nur zu reagieren. Zu lange lag der Schwerpunkt unserer Gesundheitssysteme auf Notfallmaßnahmen statt auf frühzeitiger Prävention.

Der „Safe Hearts Plan“ stellt Vorsorge, Routinekontrollen und Früherkennung in den Mittelpunkt. Es geht darum, dass sich jeder Erwachsene in Europa regelmäßig einfachen, wirksamen Gesundheitschecks unterzieht, damit die Menschen ihre persönlichen Risiken kennen, lange bevor sich eine schwere Krankheit entwickelt.

Wenn wir jetzt nicht handeln, nehmen wir in Kauf, dass eine ganze Generation mit chronischen Erkrankungen lebt, die vermeidbar gewesen wären.

Olivér Várheli ist EU-Kommissar für Gesundheit und Tierwohl und Autor dieses Gastbeitrages.

Die Dringlichkeit ist mehr als offensichtlich. 54 Prozent der Erwachsenen in der EU sind heute übergewichtig. Einer von drei jungen Menschen ist übergewichtig oder adipös; 20 Prozent sind entweder kurz davor, an Diabetes Typ 2 zu erkranken, oder sind bereits daran erkrankt.

Die EU fördert routinemäßige Messungen von Blutdruck, Blutzucker und Cholesterin

Diabetes, Übergewicht und Fettleibigkeit sind gravierende Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Covid-19-Pandemie hat diese Trends nur noch verschärft. Wenn wir jetzt nicht handeln, nehmen wir sehenden Auges in Kauf, dass eine ganze Generation von Europäerinnen und Europäern mit chronischen Erkrankungen lebt, die vermeidbar gewesen wären – mit gravierenden sozialen und wirtschaftlichen Folgen für uns alle.

Ein Eckpfeiler des „Safe Hearts Plans“ ist die routinemäßige Messung von Blutdruck, Blutzucker und Cholesterin. Obwohl diese Tests schnell und kostengünstig sind, lassen Millionen von Europäerinnen und Europäern ihre Werte jahrelang nicht testen.

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von drei jungen Menschen in Europa ist übergewichtig oder adipös.

Wir werden regelmäßige Kontrollen fördern und eine europaweite Kampagne zum Thema „Know your numbers!“ ins Leben rufen. Es handelt sich dabei um eine der wirksamsten Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit, die bislang nur unzureichend genutzt wird.

Wir werden zudem das Bewusstsein für erbliche Risikofaktoren im Rahmen von Vorsorge- und Screeningprogrammen stärken und sicherstellen, dass die familiäre Krankengeschichte besser verstanden und berücksichtigt wird – unterstützt durch klarere Leitlinien und eine verbesserte Koordinierung zwischen den Gesundheitssystemen.

So bewerten Experten die EU-Pläne gegen das Rauchen und für gesündere Lebensmittel

Um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen der Menschen in Europa zu senken, will die EU-Kommission den Kampf gegen Rauchen und ungesunde Lebensmittel verstärken. Im Fokus stehen dabei hochverarbeitete Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an Fett, Zucker und Salz, wie die Behörde jetzt mitteilte. Außerdem soll die EU-Tabakgesetzgebung überarbeitet werden. Ziel sei, dass bis 2040 weniger als fünf Prozent der Erwachsenen in Europa Tabak konsumieren.

Darüber hinaus will die Behörde besonders frühzeitige Maßnahmen, wie den Schutz vor schädlicher Werbung, bei Kindern und Jugendlichen ergreifen. Ein neues System zur Bewertung der Lebensmittelverarbeitung soll Verbrauchern nach Willen der Kommission künftig transparente, wissenschaftlich fundierte digitale Informationen bereitstellen.

Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, Stefan Blankenberg, sagte, man erwarte von dem Plan der Kommission eine politische und strategische Unterstützung, die Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Krankheiten einzudämmen und somit ein gesünderes und längeres Leben für alle Gesellschaftsschichten zu ermöglichen. Er forderte ausreichend Geld für Präventivprogramme, um die Risikofaktoren zu kontrollieren, und ein gut ausgestattetes Forschungsbudget.

Die Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, Kiran Virmani, sagte, ein Großteil der hochverarbeiteten Lebensmittel sei auch fett-, salz- und zuckerreich – „daher halten wir es für sinnvoll, daran zu arbeiten, deren Zufuhr zu verringern“. Es sei wichtig, das gesamte verfügbare Instrumentarium zu nutzen, von der Aufklärung bis hin zu finanziellen Anreizen und dem bewussten Gestalten von Ernährungsumgebungen, die eine gesündere und nachhaltigere Ernährung erleichtern. „Konkrete Maßnahmen wären beispielsweise die Einführung einer Zuckersteuer und die Verringerung der Mehrwertsteuer für Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte.“ (dpa)

Digitale Lösungen und künstliche Intelligenz können diesen Wandel entscheidend vorantreiben. Mit Daten aus Routineuntersuchungen, medizinischer Bildgebung und elektronischen Gesundheitsakten lassen sich Risiken früher erkennen und gezielter angehen.

Doch es geht dabei auch um Selbstbestimmung: darum, Menschen zu sensibilisieren und sie dabei zu unterstützen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Mit den richtigen Werkzeugen können Patientinnen und Patienten erkennen, wie Entscheidungen von heute die Ergebnisse von morgen prägen – und dass ein Kurswechsel zusätzliche gesunde Lebensjahre ermöglichen kann.

Der Konsum neuer Nikotinprodukte unter jungen Menschen hat stark zugenommen. Wir dürfen nicht zulassen, dass eine neue Generation in die Irre geführt wird.

Olivér Várhelyi, EU-Kommissar für Gesundheit und Tierwohl

Um dieses Umdenken zu fördern, wird die EU 20 Millionen Euro in den Einsatz von KI und datengesteuerten Lösungen investieren, die eine frühere Erkennung und eine gezieltere Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ermöglichen.

Prävention bedeutet auch, die eigentlichen Ursachen zu bekämpfen. Der Zusammenhang zwischen hochverarbeiteten Lebensmitteln, Fettleibigkeit und Diabetes Typ 2 ist gut erforscht. Diabetes Typ 2 ist weiter auf dem Vormarsch. Mindestens die Hälfte der Diabetes-Typ-2-Patientinnen und -Patienten ist adipös.

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Wir müssen gegenüber Verbraucherinnen und Verbrauchern ehrlich sein. Deshalb werden wir für mehr Transparenz sorgen und klar ausweisen, wie stark ein Produkt innerhalb seiner Kategorie verarbeitet ist, damit Menschen informierte Entscheidungen darüber treffen können, was sie essen. Der Umgang mit hochverarbeiteten Lebensmitteln wird in den kommenden Jahren eine prägende Herausforderung für die öffentliche Gesundheit sein.

Diagnostische Technologien, wie Blutdruckmessgeräte bis hin zu KI-gestützten EKGs müssen Patientinnen und Patienten schneller erreichen

Tabak- und Nikotinprodukte bleiben große Risikofaktoren. Zwar sind die Raucherquoten insgesamt gesunken, doch der Konsum neuer Nikotinprodukte unter jungen Menschen hat stark zugenommen. Wir dürfen nicht zulassen, dass eine neue Generation in die Irre geführt wird.

Im kommenden Jahr werden wir die EU-Vorschriften aktualisieren, gezielt gegen Online-Marketing vorgehen, das sich an junge Menschen richtet, und mit dem Mythos aufräumen, neue Nikotinprodukte seien harmlos. Fakten – nicht Werbung – müssen die Entscheidungen junger Menschen prägen.

Safe Hearts steht schließlich dafür, den Zugang zu besseren diagnostischen Instrumenten in der gesamten Union zu sichern, noch bevor Symptome auftreten. Von Blutdruckmessgeräten bis zu KI-gestützten EKGs müssen diese Technologien Patientinnen und Patienten schneller erreichen.

Der Biotech-Act wird dazu beitragen, Forschung und klinische Entwicklung zu beschleunigen – einschließlich innovativer Therapien wie bioengineerter Herzpflaster. Gleichzeitig passen wir die Vorschriften für Medizinprodukte an, um bürokratische Hürden abzubauen, damit lebenswichtige Technologien ohne unnötige Verzögerungen bei den Menschen ankommen.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind nicht unvermeidbar. Mit dem Safe-Hearts-Plan entscheidet sich Europa für frühes Handeln statt spätes Eingreifen und für Prävention statt Bedauern. Wenn wir jetzt nicht handeln, droht der ganzen nächsten Generation von Europäerinnen und Europäern ein Leben mit chronischen Erkrankungen, die nie hätten entstehen müssen – mit all ihren sozialen und wirtschaftlichen Folgen für alle von uns.

Handeln wir jetzt, können wir Millionen Menschen in Europa eine bessere Chance auf ein längeres und gesünderes Leben geben.

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