Thursday, Jun 19, 2025
  • sport
  • politik
  • wirtschaft
  • gesellschaft
  • leben
  • experts
  • sport
  • politik
  • wirtschaft
  • gesellschaft
  • leben
  • experts
Startseite leben Koloniale Aufarbeitung...

Koloniale Aufarbeitung im Humboldt-Forum: Wer darf hier Vermittlungsarbeit machen?

2025-03-25
In leben Vom Birgit Rieger

ÄHNLICHE ARTIKEL

Alexander Klein: Deutschland auf dem Weg zur Hauptstadt der KI-gestützten Vermögensberatung

Gesund essen trotz Stress: Mit diesen vier Strategien klappt es

Seit 2022 bietet Justice Mvemba Stadtführungen zur deutschen Kolonialgeschichte an. Eine im afrikanischen Viertel in Wedding, eine andere im Humboldt-Forum, mit Station in der Ausstellung des Ethnologischen Museums, in der unter anderem Objekte aus afrikanischen Ländern gezeigt werden. Viele davon gelangten in der Kolonialzeit in deutsche Hände.

Mvemba, die im Kongo geboren und in Deutschland aufgewachsen ist, erzählt Interessierten für 29 Euro pro Person, wie das Berliner Schloss mit dem Kolonialismus verwoben ist oder wie es um geraubte Objekte in den Sammlungen steht. Es waren schon Schulklassen angemeldet, auch Angehörige des Berliner Senats haben gebucht, rund 12.000 Teilnehmende im Laufe der Zeit, so Mvemba.

Nun hat der Besucherservice und Vermittlungsdienst des Humboldt-Forums Mvemba aufgefordert, die Touren in den Ausstellungsräumen einzustellen. Sie verstoße damit gegen die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGBs) des Hauses. Das postete Mvemba zunächst auf Instagram und fragt ihre Follower: „Was sollen wir tun? Aufhören. Aufgeben. Weiter darauf beharren, dass Dekoloniale Perspektiven Raum und Platz finden müssen?“

Humboldt-Froum bestreitet inhaltliche Vorbehalte

Vom Humboldt-Form hieß es auf Anfrage des Tagesspiegels: Externe gewerbliche Touren seien nach den aktuellen AGBs nur in Schlüterhof, Passage und weiteren Außenbereichen gestattet. Nicht aber in den Ausstellungsräumen. „Dies gilt für alle externen Touren – es geht hier also nicht um die Inhalte der Dekolonialen Touren“, so Pressesprecher Michael Mathis. Auch Führungen des Fördervereins habe man abgesagt.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Mvemba erzählt, die erste Aufforderung, die Touren in den Ausstellungungsräumen zu unterlassen, habe sie im Frühjahr 2024 erreicht. Es folgten Gespräche mit dem Besucher- und Vermittlungsservice, darüber, wie und ob Mvembas Führung in den Vermittlungsservice des Humboldt-Forums aufgenommen werden könnte.

Im Schlüterhof des Humboldt-Forums können Besucher verweilen – und hier dürfen auch Führungen stattfinden.

© imago/imagebroker/Michael Weber

Das Humboldt-Forum war nach eigenen Aussagen interessiert, Mvemba als freie Vermittlerin in den bestehenden Tour-Pool zu integrieren. Nur fand man in bisherigen Gesprächen keinen gemeinsamen Weg.

Inhaltlich unterstütze man die Touren sehr, heißt es aus dem Humboldt-Forum. Begleitet wird das Statement aus der Pressestelle der Stiftung von einer mehr als zehn Punkte umfassenden Liste von hausinternen Vermittlungsformaten, die koloniale Themen behandeln, etwa Restitution oder die Untersuchung von Machtverhältnissen in Sammlungen und Ausstellungen.

Kein Vertrauen in die Aufarbeitung

Allerdings sieht die BIPoC-Community (die Abkürzung steht für Black, Indigenous and People of Color und ist eine Selbstbezeichnung von und für Menschen mit Rassismuserfahrungen) die Aufarbeitungsversuche des Humboldt-Forums kritisch. Mvemba ist da nicht alleine. Auch in den sozialen Netzwerken werden Zweifel an ernsthaften Aufarbeitungsabsichten des Hauses hinter der Schloss-Fassade laut.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Gefordert wird etwa, dass Institutionen ihre Vermittlungsarbeit nicht nur eigenen Experten und Kunsthistorikern überlassen. Es fehlten grundsätzlich afrodeutsche oder Schwarze Ansprechpartner innerhalb des Humboldt-Forums. Dass die deutsche Institution mit den Sammlungsobjekten aus ehemaligen Kolonien Geld einnimmt, empfindet Mvemba als Fortsetzung kolonialer Strukturen. Voraussichtlich im Herbst wird die seit der Eröffnung kostenfreie Phase im Humboldt-Forum enden.

Mvemba ist inzwischen nicht mehr zu einer Zusammenarbeit mit dem Humboldt-Forum bereit. In einer am Montag versandten Pressemitteilung schreibt sie, sie sehe „keine Möglichkeit für eine gleichberechtigte und wertebasierte Zusammenarbeit“.

Mit dem angebotenen Stundenhonorar als freie Vermittlerin, zu zahlenden Gebühren an das Humboldt-Forum und von ihr zu tragenden Marketingkosten sei das Geschäftsmodell ihrer Firma deSta zerstört. „Die Vorschläge des Humboldt-Forums zeigen deutlich, dass es nicht um eine ernsthafte Aufarbeitung kolonialer Vergangenheit geht, sondern um rein wirtschaftliche Interessen.“

AGBs sind AGBs, könnte man nun sagen. Aber es gibt hinsichtlich der Zulassung externer Führungen in Museen durchaus unterschiedliche Regelungen. Bei den anderen Häusern der Staatlichen Museen zu Berlin, zu denen organisatorisch auch das Ethnologische Museum gehört, wenngleich es unter im Humboldt Forum untergebracht ist, sind kommerzielle Fremdführungen nach vorheriger Anmeldung und gegen Entrichtung einer Gebühr von 50 Euro pro Gruppe möglich, sagt Pressereferent Timo Weißberg.

Auch im Jüdischen Museum Berlin sind externe Führungen gegen eine Lizenzgebühr möglich, „wenn die Führungen den Qualitätsstandards des Museums entsprechen“, erklärt Pressesprecherin Margret Karsch. Das JMB hat einen festen Stamm an externen Stadtführerinnen und Guides, die das Haus regelmäßig mit ihren Gruppen besuchen. Die hohe Nachfrage an Führungen könnte das Haus mit den eigenen Kapazitäten nicht abdecken.

Ethnologisches Museum

Das aus der königlichen Kunstkammer hervorgegangene Ethnologische Museum Berlin gehört seit seiner Gründung 1873 international zu den größten Museen seiner Art. In seinen Sammlungen befinden sich circa 500.000 ethnografische, archäologische und kulturhistorische Objekte aus Afrika, Asien, Amerika und Ozeanien.

Große Teile der weltweiten materiellen und immateriellen Sammlungen, die sich heute in den Beständen europäischer Museen befinden, wurden unter kolonialen, oft gewaltsamen, Bedingungen zusammengetragen. Die Museen in Berlin wurden im Deutschen Reich ab 1889 zu zentralen Sammelstellen für natur- und kulturhistorische Objekte aus den deutschen Kolonien erklärt. Mehr Informationen zum Ethnologischen Museum und kolonialen Verbrechen.

Die Sammlung des Ethnologischen Museums Berlin ist seit 2022 im Humboldt Forum ausgestellt. Das Ethnologische Museum ist Teil der Staatlichen Museen zu Berlin.

Ein zentrales Kriterium sei, dass die Führungen dem sogenannten Beutelsbacher Konsens folgen müssen. „Die Prinzipien geben unter anderem vor, dass Guides die Gruppe nicht mit ihrer persönlichen Haltung und Meinung überwältigen dürfen. Die Richtlinien definieren außerdem, dass in der Wissenschaft und Politik kontrovers diskutierte Sachverhalte ebenso kontrovers – also alle wissenschaftlich fundierten Positionen umfassend – dargestellt werden müssen.“ Eigene Meinungsbildung soll möglich sein.

Weil es nach dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 erstmals Beschwerden von Besuchern an der Qualität von Führungen externer Anbieter gegeben habe, arbeitet das Jüdische Museum derzeit an einem neuen Konzept für die externe Vermittlung.

Auch die Stiftung Humboldt-Forum erwägt eine Änderung ihrer AGBs. Wenn im Zuge der Änderung der Eintrittspreise ab Herbst die AGBs ohnehin überarbeitet werden, könnte gegebenenfalls auch der Passus zu externen, kommerziellen Führungen geändert werden, so das Haus. Auch im Humboldt-Forum könnte dann ein Lizenzmodell zum Tragen kommen. Und Führungen wie die von Mvemba wären theoretisch im Haus möglich.

Berliner Schloss - Humboldt Forum Mitte

ÄHNLICHE ARTIKEL

Gewichtszunahme durch Medikamente: Das können Sie dagegen tun

Gewichtszunahme durch Medikamente: Das können Sie dagegen tun

2025-06-17

Ein paar ungewollte Kilos mehr auf der Waage können schnell mal für Unruhe sorgen: Hab ich mich in l...

Rebellion mit Reispaste: Die neue Ausstellung bei Spore will die Welt verändern

Rebellion mit Reispaste: Die neue Ausstellung bei Spore will die Welt verändern

2025-06-17

Sporen sind mikroskopisch klein, geduldig und in der Lage, ihre Aktivitäten so lange einzustellen, b...

Berliner Tagesstätte für Wohnungslose wird 50: Wie Marco Gellrich nach neun Monaten auf der Straße zurück ins Leben fand

Berliner Tagesstätte für Wohnungslose wird 50: Wie Marco Gellrich nach neun Monaten auf der Straße zurück ins Leben fand

2025-06-17

An einem Mittwochnachmittag im Mai betritt Marco Gellrich die City-Station der Berliner Stadtmission...

Angriff auf Kundgebung: Angriff auf Fest gegen rechts - Landesregierung „bestürzt“

Angriff auf Kundgebung: Angriff auf Fest gegen rechts - Landesregierung „bestürzt“

2025-06-17

Brandenburgs Landesregierung fordert nach dem Angriff auf eine Kundgebung gegen rechts in Bad Freien...

Berliner SPD: Giffey schließt Spitzenkandidatur nicht aus

Berliner SPD: Giffey schließt Spitzenkandidatur nicht aus

2025-06-17

Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey schließt eine Spitzenkandidatur bei der Wahl zum Abgeordnetenh...

Nächster Beitrag
Culture-Clash-Drama „Mond“ im Kino: Hilferufe aus dem Goldenen Käfig

Culture-Clash-Drama „Mond“ im Kino: Hilferufe aus dem Goldenen Käfig

EMPFOHLEN

Gesund essen trotz Stress: Mit diesen vier Strategien klappt es

Gesund essen trotz Stress: Mit diesen vier Strategien klappt es

2025-06-17
Gewichtszunahme durch Medikamente: Das können Sie dagegen tun

Gewichtszunahme durch Medikamente: Das können Sie dagegen tun

2025-06-17

MEISTGESEHEN

  • Rebellion mit Reispaste: Die neue Ausstellung bei Spore will die Welt verändern

    Rebellion mit Reispaste: Die neue Ausstellung bei Spore will die Welt verändern

  • Zeckenkrankheit Borreliose: Deshalb ist schnelles Handeln wichtig

  • Allerletzte Chance Kunst: Schnell noch diese sieben Ausstellungen in Berlin besuchen!

  • ESC-Gewinner JJ mischt die Genres: Bitte verschont mich mit Opernpop!

  • Kristen Stewart und Scarlett Johansson: Der Regie-Nachwuchs von Cannes

  • Hauptpreise der Filmfestspiele verliehen: Goldene Palme in Cannes für Jafar Panahi

KATEGORIE

  • sport
  • politik
  • wirtschaft
  • gesellschaft
  • leben
  • experts
  • Sitemap

© 2025 Vom Express01.

  • sport
  • politik
  • wirtschaft
  • gesellschaft
  • leben
  • experts

© 2025 Vom Express01.