Sunday, Dec 14, 2025
  • sport
  • politik
  • wirtschaft
  • gesellschaft
  • leben
  • experts
  • sport
  • politik
  • wirtschaft
  • gesellschaft
  • leben
  • experts
Startseite politik Corona-Folgen: Spahn-Be...

Corona-Folgen: Spahn-Bericht: „Team 'Ich'“ und viele Risiken

2025-06-25
In politik Vom admin

ÄHNLICHE ARTIKEL

„Das war ein Stich ins Herz“: In der Dokumentation „Der Anschlag“ kommen Angehörige der Terroropfer vom Breitscheidplatz zu Wort

Berlins Vergesslichkeiten: Wo bleibt eigentlich das „Archäologische Fenster“ am Roten Rathaus?

Der frühere Gesundheitsminister Jens Spahn ist in der Corona-Krise laut einer Untersuchung „gegen den Rat seiner Fachabteilungen“ in großem Umfang in die Schutzmasken-Beschaffung eingestiegen. Die Entscheidung des CDU-Politikers, die Beschaffung allein meistern zu wollen, ziehe bis heute „erhebliche Kosten und Risiken“ nach sich, heißt es in dem Bericht der Sonderermittlerin Margaretha Sudhof. Das Gesundheitsministerium unter der heutigen Ressortchefin Nina Warken (CDU) distanzierte sich von dem Sonderbericht. Spahn ist heute Chef der CDU/CSU-Fraktion.

Das Gesundheitsministerium hatte den bereits seit Monaten vorliegenden Bericht erst Anfang der Woche mit geschwärzten Passagen an den Vorsitzenden des Haushaltsausschusses des Bundestags gemailt. Sudhof war noch von Spahns Nachfolger Karl Lauterbach (SPD) eingesetzt worden. Lauterbach und Warken veröffentlichten den Bericht zunächst nicht. Warkens Begründung: Der Bericht betreffe auch laufende Gerichtsprozesse und enthalte personenbezogene Daten. Spahn begrüßte nun die Veröffentlichung, weil dies eine Bewertung ermögliche. Der rund 170 Seiten starke Bericht liegt der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vor. 

„Bis heute erhebliche Kosten und Risiken“

Die Sonderermittlerin, vormals Staatssekretärin in mehreren Ministerien, beschreibt in dem Bericht eine Leistungsvergabe „in bis dahin nicht vorgesehenem Volumen“ nach Spahns Entscheidung zur Corona-Schutzmaskenbeschaffung. Innerhalb weniger Wochen seien Verträge im Wert von mehr als 11,6 Milliarden Euro geschlossen worden. Als problematisch werden etwa Lieferverträge ohne weitere Verhandlungen zu festen, hohen Preisen genannt. Wegen erheblicher Lieferausfälle seien dann tatsächlich viel weniger Haushaltsmittel gebraucht worden. Allerdings gebe es unter anderem Haushaltsrisiken aus laufenden Rechtsstreitigkeiten von 2,3 Milliarden –zuzüglich Zinsen von knapp bis zu 1,4 Milliarden Euro.

Den damals Verantwortlichen der Ministerien und Dienststellen bescheinigt die Sonderermittlerin, „jenseits der persönlichen Rücksichtnahme Unvorstellbares“ zu leisten gehabt zu haben. Aber: „Viele Aktivitäten gingen an die Grenze der rechtlichen Vorgaben, was in der Gesamtheit durchaus Fragen aufwirft.“ So seien Expertisen unter anderem des Bundesinnenministeriums übergangen worden. Als sich „worst case Betrachtungen“ bewahrheitet hätten, sei im Bund vorhandene Expertise weiter nicht geholt, sondern weiter auf externe Berater und Kanzleien vertraut worden.

Keine „bedarfsgerechte Steuerung“

Der „funktionierenden Bundesverwaltung“ und den Beschaffungsbehörden habe Spahn nicht vertraut. So habe es keine „bedarfsgerechte Steuerung“ durch das Ministerium gegeben. „In der Folge wurde über den im Krisenstab festgelegten Bedarf hinaus beschafft“, so die Juristin Sudhof mit Blick auf den Krisenstab der Regierung. „Fehlendes ökonomisches Verständnis und politischer Ehrgeiz können“ - so der Bericht „wie in diesem Fall, dazu führen, dass nicht als Team "Staat", sondern als Team "Ich" gehandelt wird“. Mehrere Medien hatten über Teile des Berichts berichtet.

Sudhof schreibt, das im BMG tätige Team sei bei der Zuspitzung der Corona-Krise im März 2020 „mangels administrativer Ausstattung und operativer Vorerfahrung“ „völlig überfordert“ gewesen. Also habe man eine Beratungsgesellschaft beauftragt - zunächst nur zum Zusammentragen der inzwischen angefallenen Daten. An den Berater sei die Beschaffung dann quasi komplett „outgesourced“ worden.

Spahn „intervenierte persönlich“

„Die Fachebene des BMG (Bundesgesundheitsministeriums) versuchte durchaus, den Bundesminister davon zu überzeugen, dass mangels Expertise und Personal die Beschaffung nicht ins Haus geholt, sondern bei den Beschaffungsbehörden verbleiben sollte“, schreibt Sudhof. „Dies jedoch vergeblich. Der damalige Bundesminister intervenierte immer wieder persönlich und nutzte seine Kontakte.“

Kritik der neuen Ministerin 

Ungeachtet der Kritik sagte Spahn, er sei froh, dass der Bericht nun gelesen werden könne. „Vor allem kann man das jetzt sachlich und fachlich bewerten.“ Das Gesundheitsministerium kritisierte in einer eigenen mehrseitigen Stellungnahme den Sudhof-Bericht. Deren Aussagen mache man sich nicht zu eigen, so das an die Bundestags-Haushälter gerichtete BMG-Papier, das der dpa vorliegt. 

Methodik und Quellen blieben unklar, Tatsachen seien teilweise „durch Quellen nicht untermauert“. Einzelnen Aussagen wird widersprochen. Spahn solle auch nie befragt worden sein. Gleichzeitig kündigt das Ministerium an, eine Organisationseinheit für weitere Aufarbeitung schaffen zu wollen.

 „Als solle ein Parteifreund geschützt werden“

An diesem Mittwoch wollen sich Spahn und Warken den Fragen im Haushaltsausschuss stellen. Spahn, sagte, da er wisse, „warum wir was in schwieriger Zeit entschieden haben, stehe ich gerne Rede und Antwort“. 

Grüne und Linke pochen auf weitere Aufklärung. „Die Gesundheitsministerin sollte die politischen Spielchen beenden und den Maskenbericht vollständig veröffentlichen“, sagte der Linken-Haushaltspolitiker Dietmar Bartsch mit Blick auf die Schwärzungen. Laut Ministerium wurden diese aus Datenschutz- und juristischen Gründen vorgenommen. Bartsch sagte der dpa, der Eindruck entstehe, als solle ein Parteifreund geschützt werden. „Das untergräbt das Vertrauen in die Politik insgesamt.“

Die Grünen wollen eine Aktuelle Stunde mit dem Titel „Volle Transparenz und Aufklärung zu den Maskendeals von Jens Spahn“ beantragen. „Statt weitere Nebelkerzen zu zünden, brauchen wir eine umfassende parlamentarische Aufklärung zu den Maskendeals von Jens Spahn“, sagte die Parlamentarische Geschäftsführerin Irene Mihalic der dpa.

© dpa-infocom, dpa:250624-930-710225/2

Das ist eine Nachricht direkt aus dem dpa-Newskanal.

auf Facebook teilen auf Twitter teilen per WhatsApp teilen auf Pocket teilen

ÄHNLICHE ARTIKEL

Nach Wasserschaden in Ägyptologie-Bibliothek: Louvre-Personal will wegen nächster Museumspanne streiken

Nach Wasserschaden in Ägyptologie-Bibliothek: Louvre-Personal will wegen nächster Museumspanne streiken

2025-12-09

Nach Bekanntwerden des jüngsten Wasserschadens im Pariser Louvre, bei dem mehrere hundert Dokumente ...

Leipziger Buchpreis für Miljenko Jergović: Wenn die Glücksunterhosen nicht mehr passen

Leipziger Buchpreis für Miljenko Jergović: Wenn die Glücksunterhosen nicht mehr passen

2025-12-09

Es wirkt immer ein bisschen dürr und sich an eine unbedingte Aktualität anbiedernd, im Fall eines Li...

Radiohead in Berlin: Regen, Terror und das Bedürfnis, endlich mal in Ruhe gelassen zu werden

Radiohead in Berlin: Regen, Terror und das Bedürfnis, endlich mal in Ruhe gelassen zu werden

2025-12-09

Man könnte auf den Gedanken kommen, dass ganz Berlin, naja, sagen wir: das ganz popkulturelle Berlin...

Bieterstreit mit Netflix: Paramount bietet 108 Milliarden Dollar für Warner Bros

Bieterstreit mit Netflix: Paramount bietet 108 Milliarden Dollar für Warner Bros

2025-12-09

Der Medienkonzern Paramount will den Hollywood-Rivalen Warner Brothers nicht kampflos Netflix überla...

Nachruf in Bildern: Wie der Fotograf Martin Parr die Skurrilität des Alltags einfing

Nachruf in Bildern: Wie der Fotograf Martin Parr die Skurrilität des Alltags einfing

2025-12-09

Die Bilder, die den englischen Fotografen Martin Parr berühmt gemacht haben, sind Aufnahmen seiner L...

Nächster Beitrag
Relevant für Polizisten, Lehrer und Richter: Bayern setzt AfD auf Liste extremistischer Organisationen

Relevant für Polizisten, Lehrer und Richter: Bayern setzt AfD auf Liste extremistischer Organisationen

EMPFOHLEN

CSU-Chef Söder bei „Caren Miosga“: „Meine Höflichkeit gebietet, nicht zu sagen, was ich jetzt denke“

CSU-Chef Söder bei „Caren Miosga“: „Meine Höflichkeit gebietet, nicht zu sagen, was ich jetzt denke“

2025-12-09
„Wir müssen mit der Ukraine über den Winter kommen“ : Warum Merz bei Russlands eingefrorenen Milliarden Druck macht

„Wir müssen mit der Ukraine über den Winter kommen“ : Warum Merz bei Russlands eingefrorenen Milliarden Druck macht

2025-12-09

MEISTGESEHEN

  • „Sie belastet mich massiv“: Reichinnek spricht offen über Migräne-Erkrankung

    „Sie belastet mich massiv“: Reichinnek spricht offen über Migräne-Erkrankung

  • Wie bleiben Rente und Sozialleistungen finanzierbar?: Das sagen die Experten beim Tagesspiegel-Talk

  • „Familienzuwachs. Ich nehme eine kurze Auszeit“: Hofreiter verkündet Geburt seines zweiten Kindes

  • Kriminalität: BKA-Lagebild: Etwa jeder elfte Tatverdächtige Zuwanderer

  • Geheimdienste: Selen erwartet mehr Befugnisse für Verfassungsschutz 2026

  • „Wenn es nur irgendwie geht, vermeiden“: Söder warnt vor Belastung des Mittelstands durch höhere Krankenkassenbeiträge

KATEGORIE

  • sport
  • politik
  • wirtschaft
  • gesellschaft
  • leben
  • experts
  • Sitemap

© 2025 Vom Express01.

  • sport
  • politik
  • wirtschaft
  • gesellschaft
  • leben
  • experts

© 2025 Vom Express01.