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Seife und Surreales: Timo Miettinen stellt seine Sammlung aus

2025-03-17
In leben Vom Christiane Meixner

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Elisa Breyer lässt die Hosen runter. Ihr Gemälde zeigt genau das und wenig mehr: eine hockende Gestalt, von der man bloß die Beine und offene Clogs mit Plateausohlen sieht.

Die kurze grüne Hose wirft Falten, weil sich ihre Trägerin irgendwo draußen erleichtern muss. Das Bild „Ich glaub ich hab nen Tropfen abbekommen“ macht klar, dass die Berliner Künstlerin nicht bloß das süße Leben malt – auch wenn ihre Farben und Motive etwas candyhaftes haben.

Breyer schildert alltägliche Szenen so plakativ wie einst die Pop-Art-Künstler. Dabei baut sie surreale Details in die Bilder, eine Frau hält einen Kohlkopf fest, während sie auf dem Bett liegt. Es verwirrt und zieht an, was die junge Berliner Künstlerin großformatig festhält. Auch Timo Miettinen kann sich dem nicht entziehen und gibt ihr gerade ein ganzes Appartement in seinem Haus, wo Breyer ausstellen kann.

Zur den Ausstellungen

Im Haus des Sammlers Timo Miettinen, Marburger Str. 3, sind aktuell mehrere Ausstellungen zu sehen. „Maybe it was magic“ widmet sich seiner Sammlung, flankiert wird die große Schau von den Soloprojekten „Within Mist“ von Josefina Nlimarkka, den Bildern von Ola Kohlemainen und Elisa Breyer. Geöffnet ist bis zum 29. März samstags von 12-18 Uhr.

Erotisches und Melancholisches

Miettinen lässt derzeit ebenfalls die Hüllen fallen. Anders als auf dem Gemälde, aber doch ebenfalls bemerkenswert. Der Sammler aus Helsinki, der vor 15 Jahren ein Haus am Ku’damm kaufte und dort seine ersten Erwerbungen in den sogenannten Salon Dahlmann hing, macht eine Phase unkontrollierter Ausbreitung durch. Wer die Miettinen Collection besucht, der muss aktuell viel Zeit mitbringen, um alle Ausstellungen im Haus zu sehen.

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Der Sammler Timo Miettinen.

© MICHELE TANTUSSI

Zu seinem 70. Geburtstag beschenkt sich Miettinen zum einen mit der Schau „The Itchy Feeling After You Use Soap“ von Elisa Breyer, diesem „juckenden Gefühl nach dem Gebrauch von Seife“.

Im Salon Dahlmann und darüber hinaus in nahezu allen Zimmern, die ebenfalls zur repräsentativen Wohnung gehören, hängen Beispiele seiner Sammlung. Sie speist sich aus vielen Quellen, setzt eine der ätherischen Frauenfiguren von Leiko Ikemura neben die überaus präsenten Porträts von Amoako Boafo und kontrastiert beides mit den wogenden Feldern von Eemil Karila, dessen Malerei an van Gogh erinnert.

Es gibt Erotisches von Cecily Brown und Melancholisches wie jene Gestalt, die vergeblich das Abbild des Mondes aus einem nächtlichen See schöpft. Brett Charles Seiler hat sie 2022 mit Bitumen und Dachfarbe in Szene gesetzt. Die Qualität eine Secundino Hernández hat Miettinen vor allen anderen erkannt und ihm ein Atelier im Haus gegeben – der spanische Maler ist deshalb überaus präsent.

Der Sammler lässt sich gern von der Wirkung eines Bildes, einer Skulptur überwältigen, und die Ausstellung „Maybe it was magic“ versucht, etwas von diesen überbordenden Eindrücken weiterzugeben.

Tatsächlich ist man hin- und hergerissen zwischen den Werken jener 58 Künstlerinnen wie Künstler, die Miettinen so schätzt. Und immer noch kommt etwas hinzu, weil mit Brandon Lipchik, Navot Miller oder Ola Kolehmainen ein neues Talent in seinen Fokus rückt.

Es ist ihm aus dem Ruder gelaufen

Es sei „etwas aus dem Ruder gelaufen“, meint der Sammler und wirkt selbst etwas erstaunt, während er einen Stock tiefer geht und die nächste Wohnung aufschließt. Ein Glück für ihn, dass der Galerist Robert Grunenberg vergangenen Herbst in neue Räume an der Kantstraße gezogen ist: So stehen Miettinen temporär auch diese Räume zur Verfügung, die Jubiläumsschau setzt sich fort und füllt sie locker.

Schließlich gibt es ebenerdig noch ein Ladenlokal, in das er Josefina Nelimarkka eingeladen hat. Die finnische Künstlerin befasst sich in ihrer interdisziplinären Arbeit mit Wolken, dem Kreislauf des Wassers und den Veränderungen, die der Klimawandel mit sich bringt.

Ihre Kunst befasst sich mit dem Phänomen der Flüchtigkeit, die dunstige Atmosphäre ihrer wandfüllenden Videoinstallation „The Cloud Hour“ weicht im nächsten Moment dem Sonnenschein. Dazu sondert sie Wassertropfen ab und liefert temporäre Wolkenbilder, die sich auflösen, neu formieren und die Fantasie beflügeln.

Dass ihre Form von Sensoren beeinflusst werden, die die Künstlerin außen am Haus befestigt hat und die auf das Berliner Wetter reagieren, muss man nicht wissen, um von ihrer Arbeit angezogen zu werden.

Was sich aber etabliert, ist ein Gefühl von Schönheit und Verlust. Schließlich die Erkenntnis, wie sehr wir selbst für Bewahrung dieser Welt um uns herum zuständig sind.

Charlottenburg-Wilmersdorf Kunst in Berlin

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