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Nachruf auf Claudia Cardinale: Die Unbezähmbare

2025-09-25
In leben Vom Andreas Busche

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Als Kind, hat Claudia Cardinale in Interviews erzählt, wollte sie eigentlich Entdeckerin werden. Was Kinder halt so sagen. Sie wurde dann, über Umwege, aber Schauspielerin, eine der größten im europäischen Kino der 1960er Jahre. Wobei die Wahl ihrer Rollen mitunter schon etwas Abenteuerliches hatte. In Sergio Leones Italo-Western „Spiel mir das Lied vom Tod“ spielte sie die Witwe eines Ranchers, die es in einem rein männlichen Ensemble mit ein paar wortkargen Archetypen (Henry Fonda, Charles Bronson) aufnimmt.

Das Titelthema von Ennio Morricone, inspiriert von der Oper und italienischer Volksmusik, war wie geschaffen für Cardinales klassische, aber auf natürliche Weise auch bukolische Schönheit. Eine der eindrucksvollsten Szenen zu Beginn des Films zeigt ihr Gesicht, umspielt von der Morricone-Melodie, in einer schier endlosen Großaufnahme: Beim Anblick ihres toten Ehemanns spielt sich in Cardinales Gesichtszügen das gesamte emotionale Drama von Trauer über Wut bis zu trotziger Bestimmtheit ab.

Und dann ist da natürlich ihre Rolle in Werner Herzogs Dschungeldrama „Fitzcarraldo“ von 1982, dem Inbegriff des filmischen Wahnsinns. Sie spielt die Geliebte und Förderin von Klaus Kinskis Titelfigur, der ein Opernhaus im Amazonas erbauen will. Kinski wütete wie ein Berserker am Set, die Crew zog bei seinem Anblick regelmäßig die Köpfe ein. Nur vor Cardinale riss Kinski sich zusammen. Herzog erzählt später, dass er für den Arbeitsfrieden Cardinale darum gebeten hatte, auch an freien Drehtagen am Set zu sein. „Er hatte Angst vor mir“, erzählte sie später über ihren jähzornigen Kollegen.

Klaus Kinski, Claudia Cardinale und Werner Herzog 1982 bei der Cannes-Premiere von „Fitzcarraldo“.

© dpa/--

Zartbesaitet ist die 1938 in Tunis geborene Claudia Cardinale nie gewesen. Aufgewachsen mit drei Geschwistern in einer sizilianischen Kolonie in Nordafrika, beschrieb sie ihre Kindheit als ihre „Goldenen Jahre“. Mit 18 meldete ihre Mutter sie heimlich bei einem Schönheitswettbewerb an. Der Titel „Schönste Italienerin in Tunesien“ löste ihr ein Ticket zum Filmfestival von Venedig, wo sie sofort die Aufmerksamkeit der Paparazzi auf sich zog. Doch zunächst kehrte sie noch mal nach Tunesien zurück, aus persönlichen Gründen, die sie erst Jahre später öffentlich machte.

Mit Ironie männliche Verehrer abgewehrt

Mit zwanzig nahm sie der Produzent Franco Cristaldi dann exklusiv unter Vertrag, ausgestattet mit allen Vollmachten über die öffentlichen Auftritte seines jungen Stars, bis hin zum Make-up. Mit ihm erlebte Cardinale – an der Seite von männlichen Stars wie Alain Delon, Jean-Paul Belmondo, Marcello Mastroianni und Burt Lancaster – ihren internationalen Durchbruch.

Der Plan war aufgegangen: In den 1960er Jahren gehörte Claudia Cardinale mit Sophia Loren und Gina Lollobrigida zu den Ikonen des italienischen Kinos. Zwei Meisterwerke, Fellinis „8 1/2“ und Viscontis Historienepos „Der Leopard“, drehte sie 1963 sogar parallel, abwechselnd in blond und brünett. Kurz darauf folgte ihr erster internationaler Spielfilm, die Krimikomödie „Der rosarote Panther“ mit Peter Sellers und David Niven.

Alain Delon und Claudia Cardinale in dem Historienepos „Der Leopard“.

© imago/United Archives/imago stock&people

Cardinale galt auch außerhalb Italiens als nahbarer Star ohne Allüren. Den Ansturm männlicher Verehrer parierte sie stets mit feiner Ironie – ohne je einen Namen preiszugeben. Dass ihr Co-Star Niven sie „die schönste italienische Erfindung seit Spaghetti“ nannte, ist nur ein Beispiel dafür, was man sich als Schauspielerin zu dieser Zeit so alles anhören musste.

Cardinale aber hat sich von niemandem etwas sagen lassen. „Die Unzähmbare“ lautet der Titel ihrer Biografie von ihrer Tochter Claudia Squitieri. Im Vorwort heißt es: „Claudias Unzähmbarkeit ist ein roter Faden, der sich durch ihr ganzes Leben zieht. Sie findet sich in den Entscheidungen ihres Lebens ebenso wie in ihren Rollen wieder.“

Unzufrieden als „Objekt der Begierde“

Den Grund, warum sie trotz ihrer Unabhängigkeit so lange an der (auch privaten) Beziehung mit dem mächtigen und kontrollsüchtigen Cristaldi festhielt – sie trennten sich 1975 –, erklärte sie erst Jahre später. Als Teenager hatte sie in Tunis ein älterer Mann, mit dem sie eine Weile in einer missbräuchlichen Abhängigkeit lebte, vergewaltigt. Da Abtreibungen Ende der 1950er aber unter Strafe standen, kümmerte sich Cristaldi aufopferungsvoll um sie. Den Sohn Patrick gab die Familie lange als den jüngeren Bruder der Schauspielerin aus.

In den 1970ern hatte Cardinale, unzufrieden mit ihrem Image als „Objekt der Begierde“, das ihr vor allem in ihrer Heimat anhing, immer weniger Glück mit der Rollenwahl. Sie ging nach Frankreich, drehte häufig mit ihrem langjährigen Partner Pasquale Squitieri und versuchte sich mit mäßigem Erfolg als Disco-Sängerin.

Was neben ihren Filmen in Erinnerung bleiben wird, ist ihr unermüdlicher Einsatz für die Rechte von Frauen. 2000 ernannte sie die Unesco zur Botschafterin, „in Anerkennung ihres Engagements für die Verbesserung der Situation von Frauen und Mädchen durch Bildung“.

2018 stand sie, auf dem Höhepunkt der MeToo-Bewegung, mit hunderten Kolleginnen auf dem roten Teppich von Cannes und protestierte gegen das Schweigen der Branche. Cardinale hat sich, auch aufgrund ihrer persönlichen Geschichte, immer ihre Unabhängigkeit bewahrt. Diese Erfahrung wollte sie an nachfolgende Generationen weitergeben. „Schützt eure Würde“, lautete ihr Ratschlag an alle jungen Frauen. 

Nun ist die unbezähmbare Claudia Cardinale am Montag im Alter von 87 Jahren im französischen Nemours gestorben.

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