Der Berliner Senat will die Fahrradspur auf der Elsenbrücke in Richtung Friedrichshain in eine zusätzliche Autospur umwandeln. Dies kündigte Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) am Mittwoch im Verkehrsausschuss des Abgeordnetenhauses an. Die Umwandlung solle „schnellstmöglich“ geschehen. Bonde erwartet „eine deutliche Verbesserung der Situation“. Ein Datum nannte sie nicht.
Der Verzicht auf den Radweg solle das Verkehrschaos nach der Eröffnung des 16. Bauabschnitts der A100 verringern, sagte Bonde. Radfahrer sollen sich künftig die andere Radspur teilen, im Zweirichtungsverkehr. Dieser sei dazu breit genug. Für Radfahrer sei das ein „minimaler Umweg“, sagte Bonde. Sie sieht sogar einen „Sicherheitsgewinn“.

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Die Abgeordnete Antje Kapek (Grüne) kritisierte Bonde, dass sie nun mache, was die Boulevardzeitung „B.Z.“ in mehreren Artikeln in den vergangenen beiden Wochen forderte. Zuletzt hatte „B.Z.“-Kolumnist Gunnar Schupelius der CDU-geführten Verkehrsverwaltung vorgeworfen, an der Flächenaufteilung ihrer grünen Vorgängerin festzuhalten.
Machte Bonde das, was die „B.Z.“ forderte?
Laut „B.Z“ teilte Bonde der Zeitung zunächst mit, dass es bei der Trennung bleiben müsse, da nach dem Mobilitätsgesetz von 2018 „eine sichere Radverkehrsführung sichergestellt werden muss“. Dies sei nur „durch Abgrenzung einer der beiden zur Verfügung stehenden Fahrspuren für den Radverkehr möglich“. Dann aber kam doch die Kehrtwende – und die Senatorin entschied anders.
Die Grünen-Verkehrsexpertin Kapek sagte dem Tagesspiegel: „Ich finde es erschreckend, dass sich Senatorin Bonde nicht mehr auf die fachliche Expertise ihrer Verwaltung bezieht, sondern auf die Kolumne von Herrn Schupelius.“ Kapek nannte die Entscheidung angesichts des geltenden Mobilitätsgesetzes „rechtlich fragwürdig“. Im Ausschuss sprach sie von einer „weiteren Gängelung des Radverkehrs“.
Die Abgeordnete warf Bonde zudem vor, keine Lösung für den Busverkehr zu haben. Zwar wurde eine Busspur vor wenigen Tagen markiert, doch Autofahrer halten sich nicht daran. Die BVG ließ auch am Mittwoch den Bus M43 am S-Bahnhof Treptow enden, weil der Stau zu dicht war. Fahrgäste müssen über die Brücke laufen, wenn sie nach Alt-Stralau wollen. Laut BVG galt dies am Mittwoch von 8.30 Uhr bis 19 Uhr.
Der Zeitplan für den Neubau der Elsenbrücke
- Abriss Ostteil: 2020
- Bau Behelfsbrücke: 2021 bis 2022
- Abriss Westteil: Ende 2022 bis 2023
- Neue Brücke West: 2023 bis 2025
- Abriss Behelfsbrücke: 2025/2026
- Neue Brücke Ost: 2026 bis 2028
Aktuell gibt es auf der Elsenbrücke in beide Richtungen nur eine Autospur. Dies war bislang gerade ausreichend, doch mit der Eröffnung des neuen A100-Abschnitts versank die Gegend im Chaos. Die bisher umgesetzten Änderungen der Verkehrsverwaltung hatte keinen messbaren Erfolg.
Der Druck auf den Senat war durch die Entscheidung des Bundes, den 17. Bauabschnitt der A100 zeitlich zu verschieben, gestiegen. Mit einem Baustart ist nun nicht mehr vor 2030 zu rechnen. So wird die A100 auf viele Jahre vor der Spreebrücke enden und der Stau auf Jahre bleiben. Auch der Neubau wird ab 2028 nicht die Kapazität der A100 haben.
Die Entscheidung des Bundes, die Verlängerung der Berliner Stadtautobahn A100 nicht weiter zu priorisieren, hatte in der Berliner Verkehrsverwaltung Unmut ausgelöst. „Leider zwingen haushälterische Rahmenbedingungen neben den Ländern und Kommunen auch den Bund, selbst verkehrlich sinnvolle Maßnahmen zu depriorisieren“, sagte Bonde in der vergangenen Woche.
2018 waren an der alten Elsenbrücke so große Schäden entdeckt worden, dass die östliche Hälfte aus den 60er-Jahren sofort gesperrt werden musste. Schnell war klar, dass auch der Westteil abgerissen werden muss, denn er ist baugleich. Der Senat entschied sich, zunächst eine Behelfsbrücke zu bauen, anschließend einen Neubau in zwei Etappen. Die erste Hälfte soll Ende dieses Jahres fertig sein, die zweite Hälfte im Jahr 2028.