Berlin hat ein neues Musikfestival – und das Internet ist darüber ganz aus dem Häuschen. Dass die Veranstaltung „Keinemusik“ auf dem Tempelhofer Feld so gut besucht war, überraschte wohl auch Menschen, die sonst gerne feiern gehen. Anders ist die Häme, die sich insbesondere in den sozialen Medien breit macht, nicht zu erklären. Der nicht ganz ernst gemeinte Vorwurf, die Besucher jenes Festivals, sähen alle gleich aus, sprich „generisch“ – oder auch so, als würden sie aus München kommen, machte jedenfalls schnell die digitale Runde.
Zunächst stellt sich natürlich die Frage, was ist dieses „Keinemusik“ überhaupt – bei dem laut Veranstalter über 60.000 Menschen am Sonnabend zwischen 13 und 22 Uhr trotz Regens feierten? Tatsächlich handelt es sich um ein DJ-Kollektiv und Label, bestehend aus den Berliner Musikern Rampa (Gregor Sütterlin), &ME (André Boadu) und Adam Port (Adam Polaszek), das sich „Keinemusik“ taufte, weil die Mutter des einen mal gesagt haben soll, dass das, was sie da machen, genau das sei. Mit der Sause am Tempelhofer Feld feierten sie jedenfalls ihr bereits 15-jähriges Bestehen.
Bekannt wurde die Truppe erst in den vergangenen Jahren, insbesondere wegen ihres zugänglichen House-Sounds, mit denen sie Besucher von Mainstream-Festivals wie des kalifornischen „Coachella“ oder teuren Großraum-Clubs auf Ibiza oder Bali beglücken. Dass sich das auch über TikTok und anderen Plattformen gut vermarkten lässt, beweisen die Streamingzahlen. Allein über 650 Millionen Mal wurde der Song „Move“ abgespielt.
Noch größere Bekanntheit erreichten sie außerdem durch Kollaborationen mit Superstars. So produzierten zum Beispiel Rampa und &ME zwei Songs zusammen mit Rapper Drake für dessen Album „Honestly, Nevermind“. Zudem, hier wird es boulevardesk, soll Rampa das Supermodel Naomi Campbell daten oder wenigstens sehr eng mit ihr befreundet sein. Immer wieder entstanden in der jüngeren Vergangenheit Paparazzi-Bilder, auf denen die beiden zusammen zu sehen sind.
Von Fußballer Mats Hummels über Schauspieler Arón Piper bis zu Entertainerin Palina Rojinski, gab es dem Klischee-entsprechend auch auf der Berliner Fete viele Promi-Sichtungen, vor allem auf den abgezäunten VIP-Plattformen rund um die Hauptbühne – für die man bis zu 280 Euro zahlen konnte. Das reguläre Ticket kostete 80 Euro.
Wer richtig tief ins Portemonnaie greifen wollte, konnte darüber hinaus auch Tische in den exklusiveren Bereichen mieten. Bis zu 20.000 Euro sollen gewisse Besucher dafür ausgeben haben. Vom Unwetter, das aus der Sause zwischenzeitlich eine recht feuchte Angelegenheit werden ließ, seien die dann aber auch nicht geschützt gewesen. Das berichteten jedenfalls empörte Anwesende im Nachhinein.
Und woher kommt jetzt die ganze Häme? Die aufgeführten Punkte sind Teil davon. Die Befürchtung einiger Akteure der Berliner Party-Szene, dass es sich bei der Veranstaltung um eine ziemlich elitäre Sache handele, hatte sich offenbar bewahrheitet.

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Modisch-übersetzt dergestalt, dass die meisten der „Keinemusik“-Fans, egal ob Mann oder Frau, offenbar auf nur einen Kleiderschrank Zugriff hatten Hoch im Kurs waren Cowboystiefel, Perlenschmuck, Jeans, getönte Brillen und Seidenkopftücher – über eine Basecap gebunden. Ein Style, den man – laut Memes in den sozialen Medien – eher nach München, Düsseldorf oder Hamburg-Eppendorf verortet. Auf jeden Fall aber nicht nach Berlin.