Das Mädchen wachte auf und sah den Vater mit einem Messer in der Hand. „Mach das nicht, Papa“, schrie sie. Doch Soran H. S. hat „mit absolutem Tötungswillen“ auf seine Frau eingestochen, stand für das Berliner Landgericht fest. Der 40-Jährige wurde des versuchten Mordes und der gefährlichen Körperverletzung schuldig gesprochen. Er wurde zu dreizehneinhalb Jahren Haft verurteilt.
„Er wartete ab, bis seine Frau eingeschlafen war“, sagte der Vorsitzende Richter Wolfgang Dobrikat. Die achtjährige Tochter lag in der Nacht zum 22. Dezember 2024 mit im Bett der Mutter. Heimtückisch habe Soran H. S. angegriffen – in Anwesenheit des Kindes. Nach dem ersten Stich in den Bauch sei die Frau aufgewacht, versuchte sich zu wehren.
Die Tochter lief ins Nebenzimmer, holte den Sohn. Der 14-Jährige nahm den Vater in den Schwitzkasten „und drückte so fest zu, dass er das Messer fallen ließ“. Der Junge verhinderte noch Schlimmeres. Der Frau gelang es, sich in den Flur zu schleppen und an Türen in der Gemeinschaftsunterkunft zu trommeln. Eine Mitarbeiterin des anwesenden Sicherheitsdienstes leistete Erste Hilfe. 26 Stich- und Schnittverletzungen überlebte die zweifache Mutter nur knapp.
Soran H. S. und seine Frau sollen 2017 aus dem Irak nach Deutschland gekommen sein. Seit 2009 seien sie verheiratet. Mit ihren beiden Kindern wohnten sie in der Gemeinschaftsunterkunft in Moabit, die Familie hatte dort mehrere Räume. Bereits im Irak hatten sie Auseinandersetzungen. Nur das erste Jahr sei gut gewesen, schilderte die Frau im Prozess. Soran H. S. habe sie nicht geschlagen, aber psychischen Druck ausgeübt.
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Er wollte sich seiner Frau entledigen – „ihm waren die Lebensumstände nicht mehr genehm“, hieß es im Urteil. Einen früheren Versuch habe es vor etwa einem Jahr gegeben. Damals habe der Mann am Ende eines Irak-Besuchs mit den Kindern, aber ohne seine Frau zurück nach Berlin reisen wollen. Sie konnte das verhindern. Seitdem habe es oft Streit gegeben.
Warum es zu dem nächtlichen Angriff kam, sei im Prozess unklar geblieben, sagte der Richter. Soran H. S., am Tatort festgenommen, schwieg zu den Vorwürfen. Er sagte lediglich: „Meine Frau ist immer in meinem Herzen. Jede Stunde warte ich darauf, dass sie mich besucht.“
Mit dem Urteil ging das Gericht über den Antrag des Staatsanwalts hinaus, er hatte 13 Jahre gefordert. Der Verteidiger plädierte auf einen Schuldspruch wegen gefährlicher Körperverletzung, stellte aber keinen konkreten Antrag.